Uhrencup

internationales Fussballturnier in der Schweiz
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Der Uhrencup ist ein internationales Fussballturnier in der Schweiz. Seit 1962 findet es (mit Unterbrechungen) jährlich im Juli als Saisonvorbereitungsturnier statt und gilt als bedeutendstes Turnier in der Schweiz. Austragungsort war bis 2013 das Stadion Brühl in Grenchen, 2016 bis 2019 die Tissot Arena in Biel. Ab 2022 sollte es alternierend in Grenchen und Biel stattfinden.[1] Ausrichter war über lange Zeit der Schweizer FC Grenchen. Damals spielte Grenchen noch in der Nationalliga A, inzwischen (seit der Saison 2018/19) jedoch in der 2. Liga interregional, der fünfthöchsten Spielklasse der Schweiz. Im Jahr 2003 übernahm Sascha Ruefer die Veranstaltung mit einem Organisationskomitee, der Uhrencup wurde wieder international ausgerichtet und ist mit inzwischen über 50 Austragungen eines der traditionsreichsten Turniere für Vereinsmannschaften in Europa. In den Jahren 1967 und 1974 wurde der Wettbewerb nicht ausgetragen, ebenso 2014 und 2015 fand das Turnier unter anderem infolge einer juristischen Auseinandersetzung nicht statt.[2] In den Jahren 2020 und 2021 wurde das Turnier aufgrund der COVID-19-Pandemie ebenfalls nicht ausgetragen.

Allgemeines Bearbeiten

Grenchen ist Heimat vieler bekannter Uhrenmarken, worauf der Name Uhrencup zurückzuführen ist. Es nehmen jeweils vier Teams teil, wobei seit 2003 jeweils zwei Schweizer gegen zwei Internationale Teams antreten. Schweizer Fixstarter sind in den letzten Jahren der BSC Young Boys (ausserhalb der Schweiz auch Young Boys Bern genannt) und der FC Basel geworden.

Bis 2003 wurde nach Pokal-System gespielt. Seit 2004 werden nach Liga-Format pro Team zwei Spiele ausgetragen. Gewinner ist diejenige Mannschaft mit den meisten Punkten oder, bei Punktegleichheit, die mit dem besseren Torverhältnis.

Neben dem Turnier werden im Rahmen des Uhrencups auch internationale Testspiele ausgerichtet.

Geschichte Bearbeiten

Gründung als internationales Turnier (1962–1968) Bearbeiten

Als 1962 der FC Grenchen die neue Haupttribüne im Stadion Brühl einweihte, waren sich die ansässigen Uhren-Unternehmer der Stadt Grenchen einig, sie mit einem Turnier zu feiern. So organisierte der FC Grenchen, damals eine der führenden Mannschaften im Schweizer Fussball und über die Landesgrenze hinaus ein Begriff, ein grosses Einweihungsturnier mit internationalen Teams. Die Resonanz war gross, und so wurde das Turnier jährlich wiederholt.

Für den ersten Uhrencup wurde bei der FIFA und dem Schweizerischen Fussballverband ein Turnierreglement angefordert. Weil der Uhrencup in der Vorsaison als Vorbereitungsturnier gedacht war, wollte man die Spieler nicht mit Wiederholungsspielen schwächen. Der Turniergründer Kurt Weissbrodt fand schliesslich zusammen mit Max Schneider, dem damaligen Präsidenten des FC Grenchen, die Lösung mit einem Penaltyschiessen.[3] Die Änderungen im FIFA-Reglement 1962 wurden schliesslich bewilligt, und so wurde 1962 erstmals in einem internationalen Turnier ein Penaltyschiessen durchgeführt. Das Vorrundenspiel zwischen dem RC Brügge und AC Como fand schliesslich erst beim Stand von 11:10 einen Sieger.[4] In den ersten paar Jahren schoss jeweils ein Schütze die ersten fünf Penaltys. 1969 wurden im Vorrundenspiel zwischen Biel und Lausanne-Sports zweimal fünf Penaltys ausgeführt. Nachdem das Ergebnis beide Male ausgeglichen gewesen war, wurde schliesslich auf den Münzwurf zurückgegriffen, womit die Bieler ins Finalspiel einzogen.[5][6] 1964 bescherte der Münzwurf dem BSC Young Boys gar den Finalsieg über den Karlsruher SC.

Uhrencup als zumeist regionale Veranstaltung (1969–2002) Bearbeiten

Nach der Saison 1967/68 stieg der FC Grenchen in die Nationalliga B ab. Im Anschluss büsste auch der Uhrencup seine internationale Bedeutung ein, und so nahmen zukünftig nur noch Schweizer Mannschaften am Turnier teil.

In den Jahren 1987 bis 1991 konnten noch einmal einige internationale Teams verpflichtet werden, und 1991 gewann mit dem 1. FC Köln der damalige deutsche Cupfinalist mit Trainer Christoph Daum und dem Weltmeister Pierre Littbarski den Uhrencup. Die Krise der Schweizer Uhrenbranche in den 1980er-Jahren hatte jedoch auch finanzielle Folgen für den FC Grenchen, der Schulden ansammelte und dadurch nicht mehr in der Lage war, internationale Teams zu verpflichten. Nur sechs Jahre nach dem 1. FC Köln gewann mit dem FC Subingen eine Mannschaft aus der damals vierthöchsten Spielklasse (2. Liga) den Uhrencup 1997.[7]

Neuauflage als internationales Turnier (seit 2003) Bearbeiten

2003 wurde der Uhrencup vom Schweizer TV-Moderator Sascha Ruefer und seiner Uhrencup & Event GmbH übernommen. Seitdem nahmen immer wieder europäische Topvereine am Uhrencup teil, so unter anderem Celtic Glasgow, der 1. FC Köln, der 1. FC Kaiserslautern, der FC Red Bull Salzburg, der FC Twente Enschede, der FC Schalke 04, Borussia Dortmund oder Bayer 04 Leverkusen.

2009 nahm mit Schachtar Donezk der aktuelle UEFA-Cup-Sieger am Uhrencup teil. Nach einer 1:2-Niederlage gegen den BSC Young Boys und einem 3:0-Sieg gegen den FC Basel gewannen er das Turnier dank dem besten Torverhältnis.

Das Teilnehmerfeld der 50. Auflage des Turniers im Jahr 2011 bildeten der FC Basel, der BSC Young Boys, Hertha BSC und West Ham United. Die beiden Schweizer Teams gewannen alle vier Partien, und der FC Basel entschied das Turnier aufgrund des besseren Torverhältnisses für sich. Für die Jubiläumsausgabe fand noch ein Testspiel zwischen dem Schweizer Vizemeister FC Zürich und dem deutschen Meister Borussia Dortmund statt, welches mit einem 1:1-Unentschieden endete. Im Anschluss an die 50. Jubiläumsausgabe trat Sascha Ruefer nach acht Jahren als Turnierdirektor zurück und mit ihm auch das gesamte Organisationskomitee.[8]

Nach einem einjährigen Unterbruch fand 2013 die 51. Ausgabe des Uhrencups statt. Als Teilnehmer wurden der FC Basel, Roter Stern Belgrad, der Grasshopper Club Zürich und Fortuna Düsseldorf verpflichtet.[9]

Modus Bearbeiten

Mit Ausnahme des Jahres 1990, an dem sechs Vereine um den Uhrencup spielten, wurde das Turnier von 1962 bis 2003 und auch im Jahr 2010 im K.-o.-System mit vier teilnehmenden Vereinen ausgespielt. Die Verlierer der Halbfinals spielten um Platz 3, die Sieger um den Uhrencup. Bei Unentschieden gab es jeweils ein Penaltyschiessen. Zweimal, 1964 und 1969, entschied sogar der Münzwurf. Im Jahre 1990 spielten die sechs Teilnehmer in zwei Gruppen zu je drei. Die beiden Gruppenletzten schieden aus, die Gruppenzweiten bestritten das Spiel um Platz 3 und die Gruppensieger den Final. Mit Ausnahme des Jahres 2010 spielen seit 2004 die vier Teilnehmer in einer Runde, wo aber jeder Klub nur gegen zwei der drei anderen anzutreten hat. 2006 nahmen der FC Zürich und der FC Basel gemeinsam als ein Team teil; so hatte jeder der beiden Vereine nur eines der zwei Spiele zu absolvieren.

Die Platzierungen der Teilnehmer in jedem Jahr Bearbeiten

In der folgenden Tabelle ist allen Vereinen ausserhalb der Schweiz die Nationalflagge beigefügt. Das Fehlen der Nationalflagge Schweiz  bei Vereinen der Schweiz verschafft einen optischen Überblick über den Wandel des Turniers zwischen nationalem und internationalem Charakter.

 Jahr  Platzierungen
Sieger 2. Platz 3. Platz 4. Platz
1962 FC Grenchen Belgien  Cercle Brügge Italien  AC Como FC Biel-Bienne
1963 England  Ipswich Town FC Grenchen FC Biel-Bienne Niederlande  Sparta Rotterdam
1964 BSC Young Boys Deutschland Bundesrepublik  Karlsruher SC Frankreich  Olympique Nîmes FC Grenchen
1965 Italien  Vicenza Calcio FC Grenchen BSC Young Boys Israel  Maccabi Tel Aviv
1966 Frankreich  FC Sochaux FC Grenchen Italien  Lanerossi Vicenza FC Biel-Bienne
1967 abgesagt
1968 FC Biel-Bienne BSC Young Boys Frankreich  FC Sochaux FC Grenchen
1969 FC Basel FC Biel-Bienne FC Grenchen FC Lausanne-Sport
1970 FC Basel BSC Young Boys FC Biel-Bienne FC Grenchen
1971 FC Grenchen FC Basel FC Lausanne-Sport FC Biel-Bienne
1972 Neuchâtel Xamax FC Biel-Bienne FC Grenchen FC Basel
1973 BSC Young Boys FC Biel-Bienne Neuchâtel Xamax FC Grenchen
1974 abgesagt
1975 BSC Young Boys FC Grenchen FC Biel-Bienne FC La Chaux-de-Fonds
1976 FC Zürich BSC Young Boys FC Grenchen FC Biel-Bienne
1977 Neuchâtel Xamax FC Basel FC Biel-Bienne FC Grenchen
1978 FC Basel Neuchâtel Xamax FC Grenchen FC Biel-Bienne
1979 FC Basel FC Grenchen FC La Chaux-de-Fonds FC Luzern
1980 FC Basel FC Grenchen FC Biel-Bienne FC Luzern
1981 FC Grenchen FC Basel FC Luzern FC Biel-Bienne
1982 FC Grenchen FC Basel FC Aarau FC Biel-Bienne
1983 FC Basel FC Zürich FC Grenchen FC Biel-Bienne
1984 Servette Genève FC Basel FC Biel-Bienne FC Grenchen
1985 FC Grenchen FC Basel FC Biel-Bienne Servette Genève
1986 FC Basel Grasshopper Club Zürich FC Grenchen FC Biel-Bienne
1987 BSC Young Boys FC Grenchen Polen  Górnik Zabrze FC Basel
1988 FC Basel FC Grenchen Slowakei  Plastika Nitra Niederlande  FC Twente Enschede
1989 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  FK Partizan Belgrad FC Grenchen FC Basel FC Zürich
1990
0
0
Polen  Górnik Zabrze FC Basel FC Lugano FC Aarau
Ausgeschieden (punktgleich mit den beiden anderen) als Letzter der Gruppe 1: ZriFC Grenchen
Ausgeschieden als abgeschlagener Letzter der Gruppe 2: GreneFC Zürich
1991 Deutschland  1. FC Köln FC Sion Polen  Olimpia Posen FC Grenchen
1992 FC Zürich SR Delémont FC Basel FC Grenchen
1993 FC Zürich FC Basel FC Grenchen SR Delémont
1994 FC Zürich SR Delémont FC Grenchen FC Schaffhausen
1995 FC Aarau FC Solothurn BSC Young Boys FC Grenchen
1996 FC Grenchen FC Solothurn SV Lyss FC Biel-Bienne
1997 FC Subingen FC Biel-Bienne FC Grenchen SV Lyss
1998 FC Solothurn SR Delémont FC Subingen FC Grenchen
1999 FC Grenchen FC Solothurn FC Langenthal FC Thun
2000 BSC Young Boys Neuchâtel Xamax FC Solothurn FC Grenchen
2001 Grasshopper Club Zürich BSC Young Boys FC Solothurn FC Grenchen
2002 Servette Genève BSC Young Boys FC Aarau FC Grenchen
2003 FC Basel BSC Young Boys Grasshopper Club Zürich Osterreich  Casino SW Bregenz
2004 BSC Young Boys Deutschland  1. FC Kaiserslautern FC Basel Deutschland  FC Schalke 04
2005 Turkei  Trabzonspor Deutschland  1. FC Kaiserslautern BSC Young Boys FC Basel
2006 FC Zürich & FC Basel BSC Young Boys Deutschland  Bayer 04 Leverkusen, Deutschland  1. FC Köln (beide Dritter)
2007 BSC Young Boys FC Basel Osterreich  FC Red Bull Salzburg Schottland  Celtic Glasgow
2008 FC Basel Deutschland  Borussia Dortmund FC Luzern Polen  Legia Warschau
2009 Ukraine  Schachtar Donezk BSC Young Boys FC Basel Griechenland  Panathinaikos Athen
2010 Deutschland  VfB Stuttgart BSC Young Boys Niederlande  FC Twente Enschede Spanien  Deportivo La Coruña
2011 FC Basel BSC Young Boys England  West Ham United Deutschland  Hertha BSC
2012 keine Austragung
2013 FC Basel Serbien  Roter Stern Belgrad Grasshopper Club Zürich Deutschland  Fortuna Düsseldorf
2014 keine Austragung
2015 keine Austragung
2016 Turkei  Galatasaray Istanbul FC Zürich BSC Young Boys Deutschland  Borussia Mönchengladbach
2017 England  Stoke City BSC Young Boys Portugal  Benfica Lissabon Neuchâtel Xamax
2018 England  Wolverhampton Wanderers Niederlande  Feyenoord Rotterdam BSC Young Boys FC Basel
2019 BSC Young Boys Deutschland  Eintracht Frankfurt England  Crystal Palace FC Luzern
2020 keine Austragung
2021 keine Austragung
2022 keine Austragung
2023 keine Austragung

Alle Spielergebnisse und ggf. Tabellen seit 1962 können auf WildStat.com (bis 2019)[10] und im RSSSF-Archiv (bis 2018)[11] abgerufen werden.

Rangliste der Cupsieger Bearbeiten

Anmerkung: Der gemeinsame Sieg von Zürich und Basel ist für jeden der Vereine, FC Zürich und FC Basel, gezählt.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Andreas Toggweiler: Uhrencup soll (auch wieder) in Grenchen stattfinden. In: Aargauer Zeitung. 5. März 2020.
  2. Stadt Grenchen bedauert das Aus für den Uhrencup. In: SRF-News. 27. November 2013.
  3. Marco Sansoni: Der Beweis für die deutsche Frechheit. In: Grenchner Tagblatt. 13. Juli 2011, abgerufen am 14. Juli 2011.
  4. Erik Garin: Coupe Horlogère – Uhren Cup (Switzerland) 1962–2009: 1962. RSSSF, 6. November 2009, abgerufen am 14. Juli 2011.
  5. Erik Garin: Coupe Horlogère – Uhren Cup (Switzerland) 1962–2009: 1969. RSSSF, 6. November 2009, abgerufen am 14. Juli 2011.
  6. Sieger durch Losentscheid. In: Solothurner Zeitung. 8. August 1969.
  7. Erik Garin: Coupe Horlogère – Uhren Cup (Switzerland) 1962–2009: 1997. RSSSF, 6. November 2009, abgerufen am 14. Juli 2011.
  8. Oliver Menge: Wird Boris Banga neuer «Mister Uhrencup»? In Solothurner Zeitung. 14. Juli 2011, abgerufen am 15. Juli 2011.
  9. Uhrencup – Teams. In: Bieler Tagblatt. Archiviert vom Original am 10. Juni 2013; abgerufen am 6. Juni 2013.
  10. Uhrencup Switzerland. WildStat.com.
  11. Coupe Horlogère – Uhren Cup (Switzerland). RSSSF.