Nikolai Fjodorowitsch Balboschin

sowjetischer Ringer
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Nikolai Fjodorowitsch Balboschin (russisch Николай Фёдорович Балбошин; * 8. Juni 1949 in Potsdam) ist ein ehemaliger sowjetischer Ringer. Er wurde Olympiasieger und mehrfacher Welt- und Europameister.

Nikolai Fjodorowitsch Balboschin
Nikolai Balboschin
Medaillenspiegel

Ringer

Sowjetunion
Olympische Spiele
Gold 1976 Montreal Schwer
Weltmeisterschaft
Gold 1973 Teheran Schwer
Gold 1974 Kattowitz Schwer
Gold 1977 Göteborg Schwer
Gold 1978 Mexiko-Stadt Schwer
Gold 1979 San Diego Schwer
Europameisterschaft
Gold 1973 Helsinki Schwer
Silber 1974 Madrid Schwer
Gold 1975 Ludwigshafen am Rhein Schwer
Gold 1976 Leningrad Schwer
Gold 1977 Bursa Schwer
Gold 1978 Oslo Schwer
Gold 1979 Bukarest Schwer
Bronze 1984 Jönköping {{{24}}}

Werdegang Bearbeiten

Nikolai Balboschin, der als Sohn eines in Potsdam stationierten Soldaten der Roten Armee in dieser Stadt geboren wurde, wuchs in Moskau auf, wohin der Vater zurückversetzt worden war. Er begann als Jugendlicher mit 13 Jahren zusammen mit seinem Bruder mit dem Ringen, wobei er sich auf den griechisch-römischen Stil konzentrierte. 1967 wurde er sowjetischer Jugendmeister im Schwergewicht. 1968 wurde er zu den Truppen des Innenministeriums eingezogen und wurde deshalb Mitglied von Dynamo Moskau. Dort wurde er vor allem von Anatoli Parfenow, dem Olympiasieger von 1956 im Schwergewicht, betreut und entsprechend gefördert. Später kam auch noch Jurij Kolupow als Trainer hinzu.

1969 gewann Nikolai Balboschin die sowjetische "Dinamo"-Meisterschaft im Schwergewicht und 1971 wurde er erstmals sowjetischer Meister in dieser Gewichtsklasse. Anfang der 1970er Jahre war er schon in die sowjetische Nationalmannschaft im Ringen griech.-römischer Stil aufgenommen worden. 1971 gewann er bei der sowjetischen Meisterschaft im Schwergewicht eine Bronzemedaille. Bei dem internationalen Turnier zu Ehren des ehemaligen russischen Ringers Iwan Poddubny 1972 in Minsk schlug er in der Schwergewichtsklasse den Olympiasieger und mehrfachen Weltmeister Nikolai Jakowenko und hatte sich damit in der Weltspitze etabliert. 1973 wurde er erstmals sowjetischer Meister im Schwergewicht. Insgesamt gewann er diesen Titel fünfmal.

Es reihten sich dann bis 1980 Erfolg an Erfolg. Einige Male unterbrochen von schweren Verletzungen, die einige Wettkampfpausen notwendig machten. Bei den Ringer-Weltmeisterschaften 1975 holte er als einziger sowjetischer Ringer keine Medaille im griechisch-römischen Stil. Dafür wurde er Olympiasieger 1976 sowie mehrfacher Welt- und Europameister. Bei den Olympischen Spielen 1980 in seiner Heimatstadt Moskau wollte er seine glanzvolle Laufbahn mit einem zweiten Olympiasieg abschließen. Doch ausgerechnet in diesem Turnier verletzte er sich bereits in seinem zweiten Kampf an der Achillessehne und musste aufgeben. Nikolai Balboschin siegte auch mehrmals beim Großen Preis der Bundesrepublik Deutschland in Aschaffenburg und zeigte dabei immer hervorragende Kämpfe.

1984 wurde er zum fünften Male sowjetischer Meister im Schwergewicht und hatte die Absicht, bei den Olympischen Spielen dieses Jahres in Los Angeles an den Start zu gehen. Der Boykott dieser Spiele durch die Sowjetunion verhinderte dieses Vorhaben jedoch. Im März 1984 gewann er bei der Europameisterschaft in Jönköping nach einer Niederlage gegen Tamás Gáspár eine Bronzemedaille. Das war sein letzter Medaillengewinn bei einer internationalen Meisterschaft der FILA. Bei den sog. „Internationalen Freundschafts-Spielen“ 1984, die als Ersatz für die Nichtteilnahme an den Olympischen Spielen von den sozialistischen Staaten in Budapest veranstaltet wurden, belegte er hinter Tamás Gáspár den 2. Platz.

Nukioau Balboschin war zuerst Kraftfahrer von Beruf und bildete sich zum Sportlehrer weiter. Er wurde danach Trainer bei Dynamo Moskau an der Seite seines ehemaligen Trainers Nikolai Parfenow. In den 1990er Jahren wurde er häufig als Betreuer der russischen Nationalmannschaft im griech.-röm. Stil gesehen. Für seine Verdienste um den Ringersport wurde er im September 2006 in die FILA International Wrestling Hall of Fame aufgenommen.[1]

Internationale Erfolge Bearbeiten

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse Ergebnisse
1969 1. Intern. Junioren-Turnier in Minsk Schwer vor Mondea, Rumänien und Bohndorf, DDR
1972 1. „Iwan-Poddubny-Memorial“ in Minsk Schwer vor Ewgeni Artjuchin, UdSSR und Nikolai Jakowenko, UdSSR
1972 2. Inter. Rumänische Meisterschaften in Bukarest Schwer hinter Nicolae Martinescu, Rumänien, vor Ewgeni Artjuchin, UdSSR
1973 1. Klippan-Turnier Schwer vor Lorenz Hecher, BRD u. Ignatow, UdSSR
1973 1. EM in Helsinki Schwer mit Siegen über Lorenz Hecher, Nicolae Martinescu, Markku Virtanen, Finnland und Andrzej Skrzydlewski, Polen
1973 1. WM in Teheran Schwer mit Siegen über Gürbüz Lü, Türkei, Ferenc Kiss, Ungarn, Yasunari Akiyama, Japan, Kamen Losanow Goranow, Bulgarien und Andrzej Skrzydlewski
1973 1. "Dynamo"-Spartakiade in Berlin (Ost) Schwer vor Nicolae Martinescu u. Meißner, DDR
1974 1. Klippan-Turnier Schwer vor Zolow, Bulgarien, Fredi Albrecht, DDR u. Kamen Losanow Goranow, Bulgarien
1974 2. "Iwan-Poddubny"-Turnier in Leningrad Schwer hinter Satwerniak, UdSSR u. vor Merkulow, UdSSR
1974 2. EM in Madrid Schwer mit Siegen über Aslan Aslan, Türkei, Fredi Albrecht, Karl Bachmann, Schweiz, Prvoslav Ilic, Jugoslawien, Andrzej Skrzydlewski und einer Niederlage gegen Kamen Losanow Goranow
1974 1. WM in Kattowitz Schwer mit Siegen über Virtanen, József Farkas, Ungarn, Zdenek Chara, CSSR, Bill Galer, USA, Kenan Ege, Türkei, Kamen Losanow Goranow und Nicolae Martinescu
1974 1. Meisterschaft der Armeen des Warschauer Paktes (SKDA-Meist.) in Bukarest Schwer vor Csatari, Rumänien u. Baianmunkh, Mongolei
1975 1. EM in Ludwigshafen am Rhein Schwer mit Siegen über Raymond Schummer, Luxemburg, József Farkas, Heinz Schäfer, BRD, Fredi Albrecht und Nicolae Martinescu
1975 4. WM in Minsk Schwer mit Siegen über Brad Rheingans, USA, Zdenek Chara und Nicolae Martinescu und Niederlagen gegen Kamen Losanow Goranow und Andrzej Skrzydlewski
1976 1. EM in Leningrad Schwer mit Siegen über Sven Erik Studsgaard, Dänemark, Sinan Öczeli, Türkei, Tore Hem, Norwegen, Kamen Losanow Goranow, József Farkas, Nicolae Martinescu und Andrzej Skrzydlewski
1976 1. Grosser Preis der BRD in Aschaffenburg Schwer vor Nicolae Martinescu, Heinz Schäfer, Albert Niederberger, bde. BRD, Andrzej Skrzydlewski u. Refik Memišević, Jugoslawien
1976 Gold OS in Montreal Schwer mit Siegen über Brad Rheingans, József Farkas, Nicolae Martinescu, Andrzej Skrzydlewski und Kamen Losanow Goranow
1977 1. EM in Bursa Schwer mit Siegen über Ivan Savin, Rumänien, Georgi Rajkow, Bulgarien, József Farkas und Andrzej Skrzydlewski
1977 1. WM in Göteborg Schwer mit Siegen über Zdenek Chara, Jeff Simons, USA, Ivan Savin, Andrzej Skrzydlewski und Refik Memišević
1978 1. EM in Oslo Schwer mit Siegen über Roman Bierła, Polen, Virtanen, Ivan Savin, Refik Memišević, József Farkas und Georgi Rajkow
1978 1. Grosser Preis der BRD in Aschaffenburg Schwer vor Ivan Savin, Hans-Günter Klein u. Heinz Schäfer, beide BRD u. Refik Memišević
1978 1. WM in Mexiko-Stadt Schwer mit Siegen über Brad Rheingans, Ivan Savin, József Farkas, Georgi Rajkow und Refik Memišević
1979 1. Klippan-Turnier Schwer vor Roman Bierła, J. Svensson, Schweden, Roger Öberg, Schweden u. Studsgaard, Dänemark
1979 1. EM in Bukarest Schwer mit Siegen über Refik Memišević, Andrej Dimitrow, Bulgarien, Tamás Gáspár, Ungarn, Roman Bierła und Vasile Andrei, Rumänien
1979 1. Grosser Preis der BRD in Aschaffenburg Schwer vor Andrej Dimitrow, Bulgarien, Vasile Andrei, J. Svensson, Schweden u. Hans-Günter Klein
1979 1. WM in San Diego Schwer mit Siegen über Refik Memišević, Yashi Fujimori, Japan, Georgios Pikilidis, Griechenland, Vasile Andrei, Brad Rheingans und Georgi Rajkow
1979 2. "Werner-Seelenbinder"-Turnier in Leipzig Schwer hinter Valentin Mizgaitis, UdSSR, vor Hans-Günter Klein, Bogdan Dąbrowski, Polen u. Tamás Gáspár
1980 1. Grosser Preis der BRD in Aschaffenburg Schwer vor Roman Bierła, Vasile Andrei, Georgi Rajkow, Bulgarien, József Farkas, Ungarn u. Hans-Günter Klein
1980 unpl. OS in Moskau Schwer mit Sieg über Tamás Gáspár, danach Aufgabe wegen Verletzung
1984 3. EM in Jönköping Schwer nach Siegen über Hans Lüthi, Schweiz und Fritz Gerdsmeier, Deutschland, einer Niederlage gegen Tamás Gáspár und Siegen über Karl Gustavsson, Schweden und Vasile Andrei
1984 2. Intern. Freundschafts-Spiele in Budapest Schwer hinter Tamás Gáspár, vor Roman Wroclawski, Polen

Russische Meisterschaften Bearbeiten

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnisse
1971 3. Schwer hinter Alexej Karmazkich und Wassili Merkulow
1973 1. Schwer vor Michail Saladse und Wladimir Rakajew
1975 2. Schwer hinter Wassili Merkulow, vor J. Otison
1977 1. Schwer vor Michail Saladse und Ismail Jekutich
1980 1. Schwer vor Michail Saladse und Nikolai Wabiaschwili
1983 1. Schwer vor Wjatscheslaw Klimenko und Sergej Golubowitsch
1984 1. Schwer vor Wiktor Awdischew und Wjatscheslaw Klimenko
Erläuterungen
  • alle Wettbewerbe im griechisch-römischen Stil
  • OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft
  • Schwergewicht, damals bis 100 kg Körpergewicht

Literatur Bearbeiten

  • div. Ausgaben der Fachzeitschrift Athletik von 1970 bis 1976 und der Fachzeitschrift "Der Ringer" von 1977 bis 1980
  • Documentation of International Wrestling Championships der FILA 1896 bis 1976, 1976

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag in der Hall of Fame, abgerufen am 21. September 2023 (englisch)

Weblinks Bearbeiten