Mimosen

Gattung der Familie Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
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Die Mimosen (Mimosa), gelegentlich auch als Sinnpflanzen bezeichnet, sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Mimosengewächse (Mimosoideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Sie sind hauptsächlich in der Neotropis verbreitet. Einzelne Arten sind in vielen tropischen und randtropischen Ländern Invasive Pflanzen.

Mimosen

Mimosa paraibana

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Mimosengewächse (Mimosoideae)
Tribus: Mimoseae
Gattung: Mimosen
Wissenschaftlicher Name
Mimosa
L.

Beschreibung Bearbeiten

 
Doppelt gefiederte Laubblätter von Mimosa spegazzini
 
Illustration der Mimose (Mimosa pudica)
 
Illustration aus Florae Columbiae, 1863, Tafel CXXXI von Mimosa spiciflora

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Mimosa-Arten sind krautige Pflanzen, Halbsträucher, Sträucher und kleine Bäume. Die Stängel sind meist dornig. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind doppelt gefiederte. Es sind Nebenblätter und „Nebenblättchen“, also auch an den Fiedern, vorhanden.

Generative Merkmale Bearbeiten

In den Blattachseln stehen einzeln oder zu mehreren an Blütenstandsschäften köpfchenförmig oder zylindrisch ährige Blütenstände. Bei den Mimosa-Arten sind alle Blüten zwittrig oder es kann Subdiözie vorhanden sein.

Die sitzenden, relativ kleinen Blüten sind drei- bis sechszählig, meist vierzählig mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Die Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen. Die Kronblätter sind nur an ihrer Basis verwachsen. Das auffälligste an den Blüten sind die freien, fädigen und vorstehenden Staubblätter, die in ein oder zwei Kreisen zu je (drei) vier (sechs) stehen und die Kronblätter überragen. Die Staubbeutel besitzen keine Drüsen. Das einzige Fruchtblatt enthält viele Samenanlagen. Der Griffel ist fädig.

Die meist flachen, gegliederten Hülsenfrüchte (Bruchfrucht; Rahmenhülsen) sind länglich bis linealisch, häutig bis ledrig und bestehen aus einsamigen Gliedern, die von haltbaren Rahmen (Replum) voneinander getrennt sind. Die flachen Samen sind elliptisch bis kreisförmig.

Ökologie Bearbeiten

Video

Nastien der Mimosen Bearbeiten

Bei Mimosa-Arten kommen bei den Laubblättern nastische Bewegungen (Pflanzenbewegung) vor.

Die Mimose wird auch häufig als „Sinnpflanze“ bezeichnet, da sie auffallend auf äußere Reize wie Berührungen reagiert. Diese Bezeichnung ist allerdings etwas irreführend, da natürlich jede Pflanze mehr oder weniger ausgeprägt auf äußere Reize reagiert. Die Pflanze reagiert auf Berührungsreize (Thigmonastie), auf Erschütterungsreize (Seismonastie), auf Verletzung (Traumatonastie), auf Änderungen der Lichtintensität (Photonastie) und auf Luftbewegung mit einer der Reizrichtung unspezifischen Bewegung des Blattstiels, dem Fiederstrahl und den Fiederblättchen (Nastie).[1]

 
Mimose (Mimosa pudica), als Invasive Pflanzenart auf Réunion

Invasive Pflanzenart Bearbeiten

In vielen tropischen bis subtropischen Ländern sind verschiedene Mimosen-Arten sehr unbeliebte Neophyten. Diese invasiven Pflanzen breiten sich auf Weideflächen aus. Mimosen werden von Vieh nicht gefressen, wegen ihrer Bewegungen und der Dornen, und besiedeln so rasch weite Flächen durch reiche Samenbildung.

Systematik und Verbreitung Bearbeiten

Der Gattungsname Mimosa wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 516–523 erstveröffentlicht.[2] Lectotypusart ist Mimosa sensitiva L.[2] Synonyme für Mimosa L. sind: Acanthopteron Britton, Haitimimosa Britton, Leptoglottis DC. ex Standl., Leptoglottis DC. nom. inval., Lomoplis Raf., Mimosopsis Britton & Rose, Morongia Britton, Neomimosa Britton & Rose, Pteromimosa Britton, Schranckiastrum Hassl., Schrankia Willd.[3]

Die Gattung Mimosa gehört zur Tribus Mimoseae in der Unterfamilie der Mimosoideae innerhalb der Familie Fabaceae (Leguminosae).[3] Es gibt etwa 57 ähnlich artenreiche Gattungen innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen; man schätzt 2010 die Artenzahl auf 530 und laufend werden neue Arten beschrieben.[4] Diese artenreiche Gattung wird in Sektionen und Serien gegliedert.

Die Gattung Mimosa ist überwiegend in der Neotropis beheimatet. Ihre Habitate umfassen Regenwälder bis zur trockenen Savanne.

 
Knospige und aufgeblühte Blütenstände von Mimosa adenocarpa
 
Zweig mit Laubblättern und Blütenständen von Mimosa albida
 
Blütenstand von Mimosa benthamii
 
Mimosa bimucronata
 
Mimosa caesalpiniifolia
 
Habitus von Mimosa cubatanensis
 
Mimosa diplotricha
 
Mimosa hamata
 
Mimosa monancistra
 
Mimosa myriophylla
 
Aufgeblühter Blütenstand von Mimosa nuda
 
Laubblätter von Mimosa nuda
 
Mimosa pigra
 
Mimosa polydidyma
 
Mimosa pudica
 
Habitus und Blütenstände mit rosafarbenen Staubblättern von Mimosa quadrivalvis var. nuttallii
 
Gegliederte Hülsenfrüchte von Mimosa quadrivalvis var. nuttallii
 
Knospige Blütenstände und aufgeblühter Blütenstand von Mimosa spegazzini
 
Mimosa subenervis
 
Mimosa tenuiflora
 
Zweig mit Laubblättern und Blütenstand von Mimosa verrucosa

Es gibt etwa 400 bis 530 Mimosa-Arten:[5]

Nutzung Bearbeiten

Eine Mimosa-Art, die aus Brasilien stammende Mimose (Mimosa pudica), wird meist als einjährige Zierpflanze gepflegt, aber sie ist wie alle Mimosen-Arten eigentlich ausdauernd.

Metaphorische Bedeutung Bearbeiten

Der Begriff Mimose wird metaphorisch für einen sehr empfindlichen und übersensiblen (oder sich von einer Krankheit erholenden) Menschen verwendet.[9]

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wolfgang Hensel: Pflanzen in Aktion – Krümmen Klappen Schleudern. Spectrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg-Berlin-Oxford 1993.
  2. a b Mimosa bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 3. Dezember 2021.
  3. a b c d e f g h i j Mimosa im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  4. a b c d Marcelo F. Simon, Colin E. Hughes, Stephen A. Harris: Four New Species of Mimosa (Leguminosae) from the Central Highlands of Brazil. In: Systematic Botany, Volume 35, Issue 2, 2010, 277–288. doi:10.1600/036364410X518793
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke kf kg kh ki kj kk kl km kn ko kp kq kr ks kt ku kv kw kx ky kz la lb lc ld le lf lg lh li lj lk ll lm ln lo lp lq lr ls lt lu lv lw lx ly lz ma mb mc md me mf mg mh mi mj mk ml mm mn mo mp mq mr ms mt mu mv mw mx my mz na nb nc nd ne nf ng nh ni nj nk nl nm nn no np nq nr ns nt nu nv nw nx ny nz oa ob oc od oe of og oh oi oj ok ol om on oo op oq or os ot ou ov ow ox oy oz pa pb pc pd pe pf pg ph pi pj pk pl pm pn po pp pq pr ps pt pu pv pw px py pz qa qb qc qd qe qf qg qh qi qj qk ql qm qn qo qp qq qr qs qt qu qv qw qx qy qz ra rb rc rd re rf rg rh ri rj rk rl rm rn ro rp rq rr rs rt ru rv rw rx ry rz sa sb sc sd se sf sg sh si sj sk sl sm sn so sp sq sr ss st su sv sw sx sy sz ta tb tc td te tf tg th ti tj tk tl tm tn to tp tq tr ts tt tu tv tw tx ty tz ua ub uc ud ue uf ug uh ui uj uk ul um un uo up uq ur us ut uu uv uw ux uy uz va vb vc vd ve vf vg vh vi vj vk vl vm vn vo vp vq vr vs vt vu vv vw vx vy vz wa wb wc wd we wf wg wh wi wj wk wl wm wn wo wp wq wr ws wt wu wv ww wx wy wz xa xb xc xd xe xf xg xh xi xj xk xl xm xn xo xp xq xr xs xt xu xv xw xx xy xz ya yb yc yd ye yf yg yh yi yj yk yl ym yn yo yp yq yr ys yt yu yv yw yx yy yz za zb zc zd ze zf zg zh zi zj zk zl zm zn zo zp zq zr zs zt zu zv zw zx zy zz aaa aab aac aad aae aaf aag aah aai aaj aak aal aam aan aao aap aaq aar aas aat aau aav aaw aax aay aaz aba abb abc abd abe abf abg abh abi abj abk abl abm abn abo abp abq abr abs abt abu abv Datenblatt Mimosa bei International Legume Database Information Service = ILDIS – LegumeWebWorld Database of Legumes, Version 10.38 vom 20. Juli 2010.
  6. a b Leonardo M. Borges, José R. Pirani: When the old guys knew better: The true identity of Mimosa longepedunculata and reestablishment of M. tocantina (Leguminosae, Mimosoideae). Phytotaxa, Volume 181, Issue 5, 2014, S. 261–278. doi:10.11646/phytotaxa.181.5.2
  7. Matías Morales, M. Grohar, S. Rosenfeldt, Renée H. Fortunato: A new species of Mimosa section Mimosa (Leguminosae) from the Paraguayan Cerrado. In: Phytotaxa, Volume 401, Issue 1, April 2019, S. 24–32. doi:10.11646/phytotaxa.401.1.2
  8. M. Grings, O. S. Ribas: Mimosa sobralii (Fabaceae, Mimosoideae), a new tree species endemic to the southern Brazilian highland slopes. In: Phytotaxa, Volume 131, 2013, S. 23–28. doi:10.11646/phytotaxa.131.1.4
  9. Evangelische Sonntags-Zeitung: Hochsensible haben es schwer »Stell dich doch nicht so an!« (Memento vom 23. Januar 2018 im Internet Archive), vom 13. Dezember 2017, abgerufen am 24. Februar 2024

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mimosen (Mimosa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur Bearbeiten

  • L. S. B. Jordão, M. P. Morim, J. F. A. Baumgratz, M. F. Simon: A new species of Mimosa (Leguminosae) endemic to the Brazilian Cerrado. In: Phytotaxa, Volume 312, 2017, S. 237–246.
  • Matías Morales, Renée H. Fortunato, Marcelo Fragomeni Simon: A New Species of Mimosa L. ser. Bipinnatae DC. (Leguminosae) from the Cerrado: Taxonomic and Phylogenetic Insights. In: Plants, Juli 2020, Volume 9, Issue 8, 934. doi:10.3390/plants9080934