Mariä-Geburt-Kirche (Wieliczki)

Gotteshaus in Polen
(Weitergeleitet von Kirche Wielitzken)

Die Mariä-Geburt-Kirche in Wieliczki (deutsch Wielitzken, 1938 bis 1945 Wallenrode) wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Sie war bis 1945 evangelisch-lutherisches Gotteshaus in Ostpreußen und ist heute römisch-katholische Pfarrkirche in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Mariä-Geburt-Kirche in Wieliczki
(Kościół Narodzenia Najświętszej Maryi Panny w Wieliczkach)
Kirche Wielitzken (Wallenrode)
Die einst lutherische, jetzt katholische Pfarrkirche in Wieliczki (Wielitzken/Wallenrode)
Die einst lutherische, jetzt katholische Pfarrkirche in Wieliczki (Wielitzken/Wallenrode)

Die einst lutherische, jetzt katholische Pfarrkirche in Wieliczki (Wielitzken/Wallenrode)

Baujahr: 1674–1676
Turm: 1693/94
Einweihung: 1676
Stilelemente: Holzkirche
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Wielitzken
(Kirchenprovinz Ostpreußen, Kirche der Altpreußischen Union)
Lage: 53° 59′ 4,9″ N, 22° 34′ 5,1″ OKoordinaten: 53° 59′ 4,9″ N, 22° 34′ 5,1″ O
Anschrift: ul. Lipowa
Wieliczki
Ermland-Masuren, Polen
Zweck: Römisch-katholische (bis 1945 Evangelisch-lutherische) Pfarrkirche
Pfarrei: ul. Lipowa 26
19-404 Wieliczki
Bistum: Ełk
Altar
Taufstein
Taufstein
Orgel
Orgel

Geographische Lage Bearbeiten

Wieliczki liegt im Osten der Woiwodschaft Ermland-Masuren, sieben Kilometer südöstlich der Kreisstadt Olecko (Marggrabowa, umgangssprachlich auch Oletzko, 1928 bis 1945 Treuburg). Durch den Ort verläuft die Woiwodschaftsstraße 655, und der Ort ist unter der Bezeichnung „Wieliczki Oleckie“ Bahnstation an der – allerdings nicht mehr im regulären Betrieb befahrenen – Bahnstrecke Olecko–Suwałki.

Die Kirche steht in der Ortsmitte südlich der „ul. Lipowa“ genannten Durchgangsstraße (DW 655).

Kirchengebäude Bearbeiten

Die erste in Wielitzken erbaute Kirche wurde beim Tatareneinfall im Jahre 1656 niedergebrannt[1]. 1658 errichtete man einen Neubau, der allerdings bald einem Orkan zum Opfer fiel. So wurde in den Jahren 1674 bis 1676 ein neues Gotteshaus erbaut[2], und zwar als Holzkirche auf Feldsteinfundament, zunächst noch ohne Turm.

Das Bauwerk, dessen Einweihungsjahr 1676 im Innern auf einem Balken der Kanzel vermerkt ist[1], hatte einen dreiseitig geschlossenen Chor und gehört zu den ganz wenigen erhaltenen ostpreußischen Holzkirchen aus jener Zeit. Den hölzernen Westturm mit seiner quadratischen Grundfläche fügte man 1693/94 an[2].

Der Kircheninnenraum erhielt eine flache Holzdecke und bis zum Triumphbogen umlaufende Emporen. Der geschnitzte Altar stammt aus dem beginnenden 18. Jahrhundert und ist ein Werk des Bildhauers Schöbel aus Marggrabowa. Die Kanzel soll 1712 der Wielitzkener Pfarrer Gizycki (auch: Gisewius) gestiftet haben[1]. Die Gemeinde ließ sie bemalen und stattete sie mit Bildern und Schnitzereien aus, die u. a. am Schalldeckel und an der Brüstung an die Tatrenzeit erinnern sollten. Die Kanzel stammt nicht aus der gleichen Werkstatt wie der Altar[2]. Der Taufstein wurde im 19. Jahrhundert aus Teilen aus der Zeit um 1660 zusammengesetzt[1].

Im Jahre 1908 erhielt die Kirche eine Orgel aus der Königsberger Werkstatt Novak. Im Jahre 1920 wurde sie restauriert[2]. Das Geläut der Kirche bestand aus zwei Glocken, die 1660 bzw. 1762 gegossen worden waren.

Im Ersten Weltkrieg erlitt die Kirche schwere Beschädigungen und wurde in den Jahren 1925 bis 1927 wiederhergestellt. Das Innere des Kirchenschiffs malte Ernst Fey (Berlin) aus[2].

Das bis dahin evangelische Kirchengebäude[3] wurde ab 1946 für katholische Gottesdienstfeiern genutzt, was auch bauliche Veränderungen für liturgische Zwecke erforderlich machte. Zur katholischen Pfarrkirche umgewidmet erhielt sie den Namen Kościół Narodzenia Najświętszej Maryi Panny (Mariä-Geburt-Kirche).

Kirchengemeinde Bearbeiten

Evangelisch Bearbeiten

Kirchengeschichte Bearbeiten

Bereits in vorreformatorischer Zeit war Wielitzken ein Kirchdorf[4]. Die Reformation hielt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Einzug. Anfangs gehörte die Pfarrei zur Inspektion Lyck (polnisch Ełk), bis 1945 war sie dann in den Kirchenkreis Oletzko/Treuburg (polnisch Olecko) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.

 
Die Kirche Wielitzken vor 1945

Ab 1552 amtierte an der Kirche Wielitzken ein eigener Pfarrer[5], dem zwischen 1600 und 1745 ein zweiter Geistlicher beigegeben wurde.

Im Jahre 1925 zählte die Pfarrei 4008 Gemeindeglieder, die in mehr als zwanzig Kirchspielortschaften lebten. 1934 trat Werner Marienfeld hier seine erste Pfarrstelle an. Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung machte nach 1945 das kirchlich-evangelische Leben nicht mehr möglich. Bis heute haben sich nur wenige evangelische Kirchenglieder in der Region Wieliczki angesiedelt. Sie orientieren sich zu den Kirchen in Ełk, Suwałki bzw. Gołdap, die im Gebiet der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen liegen.

Kirchspielorte (bis 1945) Bearbeiten

Zum Kirchspiel Wielitzken (ab 1938: Wallenrode) gehörten bis 1945 neben dem Pfarrort 19 Orte, Ortschaften bzw. Wohnplätze[4][6]:

Name Änderungsname
1938 bis 1945
Polnischer
Name
Name Änderungsname
1938 bis 1945
Polnischer
Name
Bronacken Neumühl Nowy Młyn
Czarnia *Niedzwetzken (ab 1926:)
Bärengrund
Niedźwiedzkie
*Dombrowa Nordenberg Norki
*Gutten Guty Nordenthal Nordental Nory
Jelittken Gelitten Jelitki *Puchowken (ab 1929):
Wiesenfelde
Puchówka
*Klein Oletzko Herzogshöhe Małe Olecko,
auch: Olecko Małe
Ringen Rynie
*Kleschöwen
bis 1936: Kleszöwen
Kleschen Kleszczewo *Sobollen Richtenberg Sobole
Lindenhof Lipkowo Starosten Müllersbrück Starosty
*Markowsken Markau Markowskie *Willkassen Wilkasy
*Woynassen Woinassen Wojnasy

Pfarrer (bis 1945) Bearbeiten

An der Kirche Wielitzken resp. Wallenrode amtierten als evangelische Geistliche[5]:

  • Stanislaus Ribinski, ab 1552
  • Paul Baranowius, 1591–1608
  • Lazarus Baranowius, 1600–1625
  • Johann Pogorselius, 1625
  • N. Baranowius, bis 1650
  • Johann Galini, 1651–1657
  • Michael Gisewius (Gizycki),
    1654–1682
  • Georg Columbus, 1657–1671
  • Wilhelm Gisewius (Gizycki), 1671–1688
  • Michael Gisewius (Gizycki), 1683–1699
  • Matthias Preuß, 1690–1744
  • Friedrich Zielinski, 1699–1745
  • Samuel Gisewius (Gizycki), 1716–1737
  • Gottlieb Trentowius, 1737–1739
  • Georg Hermann Olschewius, 1739–1746
  • Johann Friedrich Faber, 1746–1797
  • Christian Friedrich Wolff, 1778–1793
  • Gebhard Friedrich Schrage, 1793–1837
  • Carl Heinrich Schrage, 1838–1858
  • Gottfried von Brzoska, 1858–1874[7]
  • Viktor Hensel, 1874–1899[7]
  • Paul Gottlieb Kelch, 1900–1928
  • Werner Marienfeld, 1936–1945

Kirchenbücher (bis 1945) Bearbeiten

Aus der Zeit de evangelischen Kirchspiels Wielitzken resp. Wallenrode sind folgende Kirchenbücher erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[8]:

  • Taufen: 1833 bis 1884, 1899 bis 1942 – Namenslisten: 1800 bis 1869
  • Trauungen: 1844 bis 1879, 1918 bis 1944 – Namenslisten: 1738 bis 1879, 1918 bis 1943
  • Begräbnisse: 1852 bis 1890 – Namenslisten: 1751 bis 1841.

Außerdem ist eine Liste der Gefallenen 1870/71 erhalten.

Römisch-katholisch Bearbeiten

 
Der Marienaltar in der heutigen Mariä-Geburt-Kirche Wieliczki

Kirchengeschichte Bearbeiten

Vor 1945 lebten nur sehr wenige katholische Einwohner in der Region Wielitzken. Sie waren in die Pfarrkirche in Marggrabowa (Oletzko/Treuburg) im Bistum Ermland einbezogen. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich hier zahlreiche polnische Bürger an, die fast ausnahmslos katholischer Konfession waren. Sie feierten ihre Gottesdienste in der bisher evangelischen Kirche, die ihnen übereignet wurde und die zur Pfarrkirche erhoben wurde[9]. Seit 1956 besteht in Wieliczki eine eigene Pfarrei. Ihr ist eine neu erbaute Filialkirche in Kleszczewo (Kleschöwen, 1938 bis 1945 Kleschen) zugeordnet.

Pfarreiorte (seit 1946) Bearbeiten

Neben dem Pfarrort gehören vierzehn kleinere Orte und Ortschaften zum Gebiet der Pfarrei Wieliczki[9]:

Name Deutscher Name Name Deutscher Name
Guty Gutten Nory Nordenthal
1938–1945: Nordental
Jelitki Jelittken
1938–1945: Gelitten
Nowy Młyn Neumühl
Kleszczewo Kleschöwen
1938–1945: Kleschen
Puchówka Puchowken
1929–1945: Wiesenfelde
Lipkowo Lindenhof Sobole Sobollen
1938–1945: Richtenberg
Małe Olecko
auch: Olecko Małe
Klein Oletzko
1938–1945: Herzogshöhe
Starosty Starosten
1938–1945: Müllersbrück
Markowskie Markowsken
1938–1945: Markau
Wilkasy Willkassen
Niedźwiedzkie Niedzwetzken
1926–1945: Bärengrund
Wojnasy Woynassen
1938–1945: Woinassen

Literatur Bearbeiten

  • Paul Kelch, Bilder aus der Kultur- und Kirchengeschichte der evangelischen Kirchengemeinde Wielitzken, Wielitzken 1927
  • Werner Marienfeld, Wallenrode, früher Wielitzken Kreis Treuburg – eine evangelische Kirchengemeinde Ostpreußens (Rotaprintdruck) 1960
  • Die Kirche in Wallenrode, in: Treuburger Zeitung 70, 1953 Nr. 23ff.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mariä-Geburt-Kirche in Wieliczki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Wieliczki - Wielitzken/Wallenrode (mit historischen Bildern der Kirche)
  2. a b c d e Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 116, Abb. 529–530
  3. Galerie historischer Bilder der Kirche Wielitzken aus der Zeit vor 1945
  4. a b Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 484
  5. a b Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968, S. 149
  6. Der * kennzeichnet einen Schulort
  7. a b v. Brzoska (1808–1882) und Hensel (1834–1899) waren Angehörige des Corps Masovia.
  8. Kirchenbücher Wielitzken/Wallenrode im Evangelischen Zentralarchiv
  9. a b Parafia Wieliczki im Bistum Ełk (Memento des Originals vom 23. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diecezjaelk.pl