Johann Christoph Bach (Musiker, 1671)

deutscher Stadtmusikant und Organist
(Weitergeleitet von Johann Christoph Bach III)

Johann Christoph Bach (* 16. Juni 1671 in Erfurt; † 22. Februar 1721 in Ohrdruf) war ein älterer Bruder von Johann Sebastian Bach und Organist in Ohrdruf. Bei ihm begann im Wesentlichen Johann Sebastians musikalische Ausbildung.

Leben Bearbeiten

Johann Christoph Bach wurde als Sohn von Johann Ambrosius Bach und dessen Frau Elisabeth, geb. Lämmerhirt geboren. Die musikalische Ausbildung erhielt er durch den Vater, der ab 1671 Stadtpfeifer und Hofmusiker in Eisenach war. 1686 erhielt Johann Christoph Unterricht bei Johann Pachelbel in Erfurt, einem schon zur damaligen Zeit bedeutenden und erfahrenen Organisten. Diese Erfahrung gab er später an seine Kinder und jüngeren Brüder weiter. Johann Christoph war seit 1690 Organist an der Ohrdrufer Hauptkirche St. Michaelis und stand als Musiker und Persönlichkeit in hohem Ansehen. Er wird als ausgeglichener Mensch charakterisiert, der seine Kinder streng, aber freundlich erzog. Alle fünf Söhne wurden fähige Musiker. Seine Nachkommen hatten über 100 Jahre lang das Organistenamt an der Michaeliskirche inne oder unterrichteten als Kantoren an der Lateinschule. Wenige Monate vor seines Vaters Tod (1695) heiratete er in Ohrdruf und ließ sich dort im Langgassenviertel nieder. Dort kamen seine Kinder zur Welt:

  • Tobias Friedrich (1695–1768; Hofkantor in Gandersheim, Organist in Pferdingsleben, 1722–1768 Kantor in Udestedt)
  • Christiana Sophia (* 21. August 1697)
  • Johann Bernhard (1700–1743); Organist an St. Michaelis in Ohrdruf
  • Johann Christoph (1702–1756); Lehrer und Kantor in Ohrdruf
  • Johanna Maria (* 1705)
  • Johann Heinrich (1707–1783); Organist und Lehrer in Öhringen
  • Magdalena Elisabeth (* 1710)
  • Johann Andreas (1713–1779); Lehrer und Organist in Ohrdruf
  • Johann Sebastian (*/† 1713)

Nach dem Tode ihrer Eltern in den Jahren 1694 und 1695 nahm er seine jüngeren Brüder Johann Sebastian und Johann Jakob bei sich auf. Schon 1696 beendete Johann Jakob seine Schullaufbahn und ging wieder zurück nach Eisenach, um dort eine Musikerlehre zu beginnen. Johann Sebastian verließ im Jahr 1700 Ohrdruf „ob defect. hospitios“, also aus Mangel an Wohnraum, wie ein unsauber geschriebener Eintrag im Schulregister vermerkt, um seine Schulbildung in Lüneburg fortzusetzen.

Nach dem Tod Johann Christoph Bachs im Alter von 50 Jahren wurden dessen Söhne durch die in Ohrdruf regierende Herrscherfamilie der Grafen von Hohenlohe, zu der J. C. Bach ein freundschaftliches Verhältnis gehabt haben muss, unterstützt. Der älteste Sohn Tobias Friedrich erhielt ein neu errichtetes Organistenamt an der Trinitatiskirche in Ohrdruf, zog aber bald aus seiner Heimatstadt weg. Der zweite Sohn Johann Bernhard wurde Nachfolger seines Vaters als Organist der Ohrdrufer Michaeliskirche. Der dritte Sohn, Johann Christoph konnte mit einem hohenlohischen Stipendium ein Studium aufnehmen. Der Sohn Johann Heinrich wurde Kantor in Öhringen im Hohenlohischen und der jüngste Sohn Johann Andreas war später als Musiker am hohenlohischen Hof in Langenburg beschäftigt.[1]

Die Bedeutung Johann Christoph Bachs liegt nicht nur darin, dass er seinem Bruder Johann Sebastian eine solide musikalische Grundausbildung vermittelte: Johann Christoph stellt auch eine zentrale Figur der barocken mitteldeutschen Überlieferung von Tastenmusik dar. Zwei seiner Manuskripte sind erhalten; sie wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts aufgezeichnet: Das „Andreas-Bach-Buch“ und die „Möllersche Handschrift“. Die sehr sorgfältig geschriebenen Manuskripte, die auch Autographen von Johann Sebastian Bach enthalten, stellen für einige bedeutende Werke beispielsweise von Buxtehude, Bruhns oder Pachelbel die einzige Überlieferungsquelle dar.

Literatur Bearbeiten

  • Michael Belotti: Die freien Orgelwerke Dieterich Buxtehudes. Überlieferungsgeschichtliche und stilkritische Studien. 2. Auflage. Lang, Frankfurt am Main 1997.
  • Michael Belotti (Hrsg.): Joh. Pachelbel. Complete Works for Keyboard Instruments. Volume I: Preludes and Toccatas Pedaliter. Leupold, Boston, Mass. 1999.
  • Conrad Freyse: Die Ohrdrufer Bache in der Silhouette. Johann Sebastian Bachs ältester Bruder Johann Christoph und seine Nachkommen (= Thüringer Heimatschriften). Röth, Eisenach/Kassel 1957, OCLC 73374586.
  • Wilibald GurlittBach, Johann Sebastian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 485–488 (Digitalisat). (Hier: S. 485)
  • Rochus von Liliencron, Wilhelm Heinrich von Riehl: Bach, Johann Sebastian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 729–743. (Nebeneintrag)
  • Hans-Joachim Schulze: Johann Christoph Bach (1671 bis 1721), „Organist und Schul Collega in Ohrdruf“, Johann Sebastian Bachs erster Lehrer. In: Bach-Jahrbuch 71, 1985, S. 55–81; DOI:10.13141/bjb.v19852091.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der Öhringer Bach – Johann Heinrich Bach (1707-1783): Einführung. Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 24. Mai 2021.