Fredrik Vahle

deutscher Liedermacher und Autor
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Fredrik Vahle (* 24. Juni 1942 in Stendal; eigentlich Friedrich-Eckart Vahle) ist ein deutscher Liedermacher und Autor. Bekannt wurde er durch seine Kinderlieder und -bücher. Fredrik Vahle ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Fredrik Vahle, Auftritt beim Open Ohr Festival 5. Juni 2022

Vahle ist zudem als außerplanmäßiger Professor für Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen[1] und als Übersetzer tätig. Er wohnt seit Jahrzehnten im Lollarer Stadtteil Salzböden.

Friedrich-Eckart Vahle wurde 1942 in Stendal als Kind künstlerisch tätiger Eltern, des Malers Fritz Vahle und der Grafikerin Ingeborg Vahle-Giessler, geboren; beim Großvater lernte er Klavierspielen. Er übersiedelte mit seiner Familie 1956 in die Bundesrepublik nach Darmstadt.[2] Nach dem Abitur studierte er Deutsch und Politik. 1968 nahm er im Duo Ulli und Fredrik mit Ulrich Freise seine erste LP mit Liedern auf. Nach seinem Universitätsabschluss promovierte er in Soziolinguistik und verfolgte sein Interesse für Kinderlieder in einer Habilitation über Kindersprache und Kinderlied.

Kinderlieder

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Gemeinsam mit Christiane Knauf verfasste er bei der Arbeit mit einer Gruppe lernbehinderter Kinder erste eigene Kinderlieder. Christiane & Fredrik traten regelmäßig in Kindergärten, Buchhandlungen und Kinderliederfestivals im In- und Ausland auf und veröffentlichten 1973 mit Die Rübe ihre erste Kinderplatte. Die Veröffentlichung verschiedener weiterer MCs und CDs folgten. Nach Reisen durch Mittelamerika in den 1980ern verfasste er auch Kinderbücher, die von dem Leben von Kindern in diesen Ländern erzählen, so etwa Manuel und Ich erzähle von Pedro.

 
Dietlind Grabe-Bolz und Fredrik Vahle, Open Ohr 2022

Seine Hauptbeschäftigung blieben aber die eigenen Kinderlieder, die er in Zusammenarbeit mit Dietlind Grabe-Bolz als Gesangspartnerin aufnahm und vortrug.

Fredrik Vahles frühe Kinderlieder der 1970er Jahre griffen Themen auf, die für Kinder zu dieser Zeit noch tabuisiert waren wie Arbeit und Arbeitslosigkeit, Schule, Erziehung, Krieg, Umwelt, Emanzipation, Sexualität und das Leben ausländischer Einwohner. Die neueren Titel beschäftigen sich vor allem mit Freude an Musik, Sprache und Bewegung.

Zu seinen bekanntesten Liedern zählen Anne Kaffeekanne, Der Katzentatzentanz, Der Spatz, Der Hase Augustin, Der Fuchs, Das Hau-Mich-Nicht-Lied, Der Cowboy Jim aus Texas und Der Friedensmaler. Mit dem Titel Kawuras, der Krebs produzierte er das in Deutschland bislang erfolgreichste auf einem Kalamatianos-Rhythmus basierende Lied. Lange bevor der Katzentatzentanz öffentlich dafür kritisiert wurde,[3] dass die Protagonistin im Text andere Tiere aufgrund körperlicher Merkmale ausgrenze, nahm Vahle für alle neueren (Wieder-)Veröffentlichungen eine Version auf, in der sich die Katze nach anfänglicher Ablehnung besinnt und mit jedem der Tiere tanzt, nicht nur mit dem Kater. Daneben verfasste er Nonsenslieder und sprachspielerische Verse und zweisprachige Lieder (Der Elefant – Lieder in unserer und in Eurer Sprache, 1981).

In den vergangenen Jahren nahmen die neuen Bewegungslieder und Workshops zum Thema Sprache und Bewegung einen Großteil seiner Arbeit, auch seiner Lehrtätigkeit an der Universität Gießen, ein.

„Mein politisches Engagement kam vom Ethischen, vom Literarischen und vom Geiste her: Das war von Bert Brecht, Heinrich Heine und Federico García Lorca geprägt.“[4]

Werke (Auswahl)

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Musiktonträger

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  • Der Elefant. 2017, ISBN 978-3-8398-4885-2
  • Lilo Lausch läuft leise: Lieder vom Fühlen, Horchen und Achtsamsein. 2015, ISBN 978-3-8398-4707-7
  • Singen das geht so!: Kinderlieder, Klänge und kleine Gesänge. 2011, ISBN 978-3-7941-8570-2
  • Alles ist Schwingung, alles ist Klang. 2018, ISBN 978-3-8398-4902-6
  • Glitzerschnee und Knoblauchpizza. Pläne, 1987.
  • Anne Kaffeekanne. 12 Lieder zum Singen, Spielen u. Tanzen. 1984. (DE:  Platin)[5][6]
  • Der Spatz. 1990.
  • Die Rübe. Zusammen mit Christiane Knauf. Pläne, 1973.
  • der Fuchs. Zusammen mit Christiane Knauf. Pläne, 1976

Würdigungen und Auszeichnungen

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Literatur

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  • Larissa Marie Schwarz: Fredrik Vahle oder Der Onkel Fritz mit den Liedern (Porträt anlässlich seines 75. Geburtstages). In: Gießener Anzeiger, 20. Juni 2017
  • Andreas Donauer: Die neuen Stars im Kinderzimmer: Entwicklungen und Tendenzen auf dem Kindermusikmarkt, der Kinderlieder und der Kindermusikszene. In: Erika Lindig (Hrsg.): Volkskunde im Erziehungswissenschaftlichen Studium. Regensburger Zulassungsarbeiten zur Europäischen und Bayerischen Ethnologie. Band 66. Hochschulschrift Institut für Volkskunde, Wiss. Zulassungsarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Realschulen in Bayern, Regensburg 2001 (PPN: 278792553).
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Commons: Fredrik Vahle – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Prof. apl. Dr. Fredrik Vahle. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  2. Süddeutsche Zeitung, 26./27. Oktober 2019, Seite 55, Portrait: Aufrecht bleiben
  3. Die Zeit Online, 23. Juli 2020: Jim Knopf wird leider noch oft gelesen (Christiane Kassame interviewt von Moritz Hermann)
  4. Alexander Jürgs: Kinder sind ein wunderbar anarchisches Publikum, in: Der Freitag, Nr. 17 vom 25. April 2019, S. 30
  5. Auszeichnungen für Musikverkäufe: DE
  6. Fredrik Vahle Mit Dietlind Grabe – Anne Kaffeekanne, auf discogs.com
  7. Kinderlieder-Klassiker: Fredrik Vahle - Zugabe - Musiker interpretieren seine schönsten Lieder. Argon Verlag, Online-Portal, 29. März 2019. Abgerufen am 3. Juni 2019.
  8. Gießener Allgemeine: Wie Fredrik Vahle einst in Salzböden gelandet ist
  9. Fredrik Vahle – das gute Gewissen des Kinderliedes. In: Gießener Anzeiger, 26. Februar 2000 (Kopie auf fredrikvahle.de). Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  10. Wissenschaftlicher Beirat des Berufsverbandes der Präventologen e.V. Berufsverband der Präventologen, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  11. Webseite der Gemeinde Reichelsheim (Odenwald) zu den Märchen- und Sagentagen 2022. Abgerufen am 31. Oktober 2022.