Wappentier

Tierart, die einem Wappen als gemeine Figur dient

Ein Wappentier wird in einem Wappen als gemeine Figur, als Schildhalter oder auch als Helmzier dargestellt. Der Begriff Wappentier ist bei Heraldikern ungebräuchlich, aber bei Laien sehr beliebt.

Adler und Löwen im Wappen von Otto IV. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Gemeine Figur Wappentier

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Spinnennetz im Wappen der ehemaligen grönländischen Gemeinde Aasiaat
 
In mehrfacher Hinsicht verfremdet
 
Eidechsen in Brinckheim/Elsass
 
Schwalbe in Miedelsbach
 
Walross im Wappen der ehemaligen grönländischen Gemeinde Sisimiut
 
Schwan im Oberwappen
 
Fantasietier aus Rehbockrumpf und Fischkörper im Wappen von Zarasai

Im Wappen können alle natürlichen Tiere und solche aus der Fabelwelt (Einhorn, Drache, Greif etc.) verwendet werden. Die Abwandlung von bekannten Lebewesen durch widersinnig erscheinende Veränderungen hat die Heraldik bereichert. So sind beispielsweise Säugetiere mit Fischschwanz (Seelöwe) oder Tiere mit Flügeln (Flügelstier), die nicht zum Fliegen geschaffen sind, als Besonderheiten zu nennen. Hierzu zählt auch der Fliegende Fisch im Wappen von Itingen.[1]

Bis auf wenige Ausnahmen sind im Wappenschild die Tiere stilisiert. Besonders jene, die schon in der Frühzeit der Heraldik auf den Schilden ihren Platz gefunden haben, sind durch die Jahrhunderte hindurch der Mode angepasst worden, und ihre Darstellung ist künstlerisch durchdrungen. Der Historiker kann die Darstellungsart der jeweiligen Epoche zuordnen. Die meisten Wappentiere haben eine bevorzugte Stellung im Schild. So blicken viele Wappentiere nach rechts (aus der Sicht des Schildträgers) und sind Löwen vorrangig steigend dargestellt. Dies vereinfacht die Wappenbeschreibung (Blasonierung), denn die Grundstellungen brauchen dabei nicht erwähnt zu werden. Die Wappentiere können wachsend, am Spalt stehend, bekrönt oder auch verkappt (Rüstungsteile über dem Kopf) sein. Viele Begriffe erklären in Kurzform treffend das Aussehen, die Stellung und Farbe.

Von vielen Wappentieren werden auch nur Teile, wie Kopf, Flügel, Füße und Vorderteil genommen. Diese werden wie das vollständige Tier behandelt. Die Beschreibung der Bewehrung macht den kleinen Unterschied zweier scheinbar gleicher Wappen aus.

Wappentiere bleiben eine gemeine Figur, auch wenn sie den Schildrand oder eine Teilungslinie im Schild berühren. Ebenso werden sie oft als Schildhalter dargestellt.

Beliebte Wappentiere sind Adler, Löwen und Leoparden.

 
Wappen von Brinckheim (Elsass) mit Eidechsen

Zu den wenig verbreiteten Tieren zählen die Reptilien. Reptilien sind als Wappentier eine gemeine Figur. In den Wappen sind alle Arten von Echsen, wie Krokodile, Eidechsen und Salamander, sowie auch Schlangen und Schildkröten, anzutreffen und sind die wichtigsten Vertreter. Jede dieser Tierarten hat eigene Regeln für die Darstellung in Schild oder Oberwappen, beziehungsweise als Schildhalter.

  • Insekten: Selten sind auch die Insekten. Siehe Hauptartikel Bienen und Ameisen. Zu den anderen Insekten siehe unter Gemeine Figur, Abschnitt Insekten.

Wappentier mit Fischschwanz

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Bei vielen Wappentieren wird das Hinterteil durch einen Fischschwanz ersetzt (siehe Fischgeschwänzt). Dadurch verdoppeln sich die Möglichkeiten im oder über dem Wappen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Was möglich ist, zeigt die Kirchendecke von St. Martin in Zillis im Schweizer Kanton Graubünden: Es zeigt viele Fabelwesen, die auch in der Heraldik verwendet werden. Das Besondere ist die sehr umfangreiche Darstellung von Wappentieren mit einem Fischschwanz. So sind beispielsweise Löwe, Eber, Einhorn, Ziegenbock, Widder und Wolf entsprechend abgebildet. Selbst ein Elefant wird so dargestellt.[2] Dies wird als fischgeschwänzt blasoniert. Auch menschliche Wesen gehören dazu. Beispiele sind Triton und die Melusine, auch als Meerfrau bekannt.

Anwendung

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Während in der Heraldik die Darstellungselemente im Schild prinzipiell beliebig sind, also für den Wappeninhaber frei gewählt werden können, besteht jedoch seit den Anfangszeiten der Heraldik die Tendenz, mit einer Gemeinen Figur eine bestimmte Symbolik zu verbinden.

Hierbei werden – soweit möglich – redende Wappen gern verwendet. Das heißt, dass sich Wappenkünstler bei der Gestaltung des Wappens durchaus nach dem Namen des Wappeninhabers richten sollten. Dieses Streben kann auch viele Tiermotive hervorbringen, zum Beispiel bei Familiennamen wie „Hirsch“, „Fischer“, „Ebers“ etc.

Verwendung der Wappentiere im Preußenwappen

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Im Großen Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen und im mittleren Wappen werden diese Wappentiere in den Feldern (ohne Prachtstücke und Oberwappen) dargestellt:

  • Großes Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen
  • mittleres Wappen Wilhelm II. als König von Preußen
    • Adler sechsmal
    • Löwe fünfmal
    • Pferd zweimal
    • Greif einmal.

Die verstreuten Einzelstaaten zeigen in der Zusammenstellung im Preußenwappen erst die Häufigkeit der gewählten Wappentiere und dokumentieren somit ihre Beliebtheit.

Wappentiere der deutschen Länder

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In den meisten Wappen der deutschen Länder finden sich Wappentiere:

In Bayern, Bremen und Hamburg sind zwei Löwen, bei Baden-Württemberg Hirsch und Greif als Schildhalter Teil des Großen Wappens.

Wappentiere der österreichischen Länder

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Wappentiere der Schweizer Kantone

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Häufigkeit von Wappentieren in Kantonen und Gemeinden

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Neben den Kantonen verfügen auch die Schweizer Gemeinden jeweils über eigene Wappen. Insgesamt stellen 624 der in der Schweiz verwendeten Wappen ein Tier dar. Dabei sind Vögel mit 151 Wappen das am häufigsten dargestellte Tier und Wildschweine/Schweine mit 10 das am seltensten genutzte. Es gibt kein Tier, das nur auf einem Wappen zu sehen ist, die Mindesthäufigkeit der Darstellung eines verendeten Tiers liegt bei 10. Von den Darstellungen entfallen 36 auf Fabeltiere.[3]

Siehe auch

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Commons: Tiere in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wappentier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Wappen auf itingen.ch, abgerufen am 12. April 2023.
  2. Ernst Murbach: Zillis. Die romanische Bilderdecke der Kirche St. Martin. Photographiert und herausgegeben von Peter Heman. Atlantis-Verlag, Zürich u. a. 1967.
  3. Mathieu Rudaz, Gabriel Sasoon, Yannick Wiget: Die faszinierende Vielfalt der Schweizer Wappen. Abgerufen am 25. Oktober 2023 (Schweizer Hochdeutsch).