Jürgen Hambrecht

deutscher Chemiker und Manager

Jürgen Hambrecht (* 20. August 1946 in Reutlingen) war von 2003 bis 2011 Vorstandsvorsitzender der BASF SE und von 2014 bis 2020 deren Aufsichtsratsvorsitzender.

Jürgen Hambrecht (2011)

Jürgen Hambrecht studierte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und wurde dort 1975 in organischer Chemie promoviert.

1976 begann er seine Berufslaufbahn bei der BASF im dortigen Kunststoff­laboratorium. Er war zunächst für die Forschung an Polystyrol, Styrolcopolymeren und Polyphenylenether zuständig.

1985 wurde er Leiter Forschung und Einkauf der BASF Lacke und Farben AG (heute BASF Coatings GmbH), Münster.

Ab 1990 leitete er den Unternehmensbereich Technische Kunststoffe der BASF in Ludwigshafen am Rhein. 1995 wechselte er nach Hongkong und wurde Leiter des Länderbereiches Ostasien. 1997 wurde er zum Mitglied des Vorstands der BASF berufen und war deren erstes Vorstandsmitglied mit Sitz in Asien.

2003 übernahm er den Vorstandsvorsitz bei BASF von Jürgen Strube.[1]

Als Vorsitzender war er für die Verhandlungen mit Gazprom über die Projekte Nordstream und Yuzhno-Russkoye verantwortlich.[2]

Im Mai 2011 übergab er das Amt an Kurt Bock.[3]

Nach einer fast dreijährigen „Abkühlphase“ wurde er am 20. Februar 2014 als Kandidat für den Aufsichtsrat der BASF vorgeschlagen,[4] wo er als Nachfolger von Eggert Voscherau den Vorsitz übernahm.[5] Seine Amtszeit endete mit der Hauptversammlung 2020.[6]

Im August 2010 positionierte sich Hambrecht als einer von 40 Unterzeichnern des Energiepolitischen Appells, einer Lobbyinitiative der vier großen Stromkonzerne, um die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke voranzubringen. Er war Mitglied der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung zum Atomausstieg. Im Oktober 2021 appellierte er, über Laufzeitverlängerungen nachzudenken: wegen der steigenden Energiepreise, möglicher Versorgungsengpässe und der Dringlichkeit des Klimaschutzes. Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle und Atomkraft sei ein Fehler gewesen. Er beklagte, dass es in Deutschland „damals keine Abwägung zwischen Kernenergie und der Erderwärmung“ gegeben habe. Diese Abwägung sei nötig; es sehe „so aus, als ob die Gefahren des Klimawandels viel höher sind als die Risiken der Atomkraft“.[7]

Seit 2015 ist er Mitglied der FDP.[8]

Hambrecht kaufte 2011 Anteile an dem israelischen Pharmaunternehmen NeuroDerm Ltd. Dieses wurde im Juli 2017 vom japanischen Pharmariesen Mitsubishi Tanabe für 1,1 Milliarden US-Dollar übernommen.[9] Er erhielt 29,3 Millionen Euro für seinen Anteil.

Hambrecht ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und lebt in Neustadt an der Weinstraße.

Weitere Funktionen und Mitgliedschaften

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Soziales Engagement

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Hambrecht engagiert sich persönlich in dem Verein Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e. V., der sich zum Ziel gesetzt hat, in der frühkindlichen Erziehung Kinder für Naturwissenschaften zu begeistern[17] und Jungunternehmer mit Kontakten und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.[18]

Auszeichnungen

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Schriften

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  • Grignard-Reaktion an Cyclobutendionen: Darstellung und komplexchemische Umsetzung aliphatischer Bisacetylen-Ketone. Dissertation. Tübingen 1975.

Literatur

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  • Barbara Nolte, Jan Heidtmann: Jürgen Hambrecht »Wer in meiner Position Angst hat, ist fehl am Platz«. In: Barbara Nolte, Jan Heidtmann, Die da oben, Innenansichten aus deutschen Chefetagen, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-12599-1, S. 165–176.
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Commons: Jürgen Hambrecht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kurt Bock wird neuer Vorstandsvorsitzender der BASF SE (Memento vom 17. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  2. Russia's energy empire: Putin and the rise of Gazprom, DW Documentary, 3. Februar 2024 (englisch). 
  3. Kurt Bock wird neuer Vorstandsvorsitzender der BASF SE (Memento vom 17. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  4. Aufsichtsrat der BASF SE schlägt Vertreter der Anteilseigner zur Wahl durch Hauptversammlung vor (Memento vom 20. Februar 2014 im Webarchiv archive.today)
  5. Jürgen Hambrecht zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der BASF SE gewählt (Memento vom 10. Juli 2014 im Webarchiv archive.today)
  6. Hambrecht verlässt BASF. Abgerufen am 24. Juni 2020.
  7. Christian Geinitz: Die Zweifel am Atomausstieg wachsen. In: FAZ und FAZ.net 19. Oktober 2021
  8. BASF-Aufsichtsratschef Hambrecht tritt in FDP ein. Abgerufen am 1. November 2015.
  9. Reuters: Mitsubishi Tanabe Pharma to Buy Israel's Neuroderm for $1.1 Billion. Abgerufen am 13. August 2017.
  10. Geschäftsbericht 2019. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. November 2020; abgerufen am 24. Juni 2020.
  11. Einladung zur Hauptversammlung 2019. (PDF) Abgerufen am 24. Juni 2020.
  12. Pressemitteilung der Lufthansa zur Hauptversammlung am 29. April 2014.
  13. Aldi-Organigramm, Spiegel online, 28. Juli 2010.
  14. Sören Jensen: Ex-Intersport-Chef ersetzt Ex-BASF-Chef bei Aldi Süd. 27. Mai 2017, abgerufen am 5. Februar 2018.
  15. de.trumpf.com: Leibinger legt Aufsichtsratsvorsitz der TRUMPF Gruppe nieder. Hambrecht wird Nachfolger (Memento vom 11. Dezember 2012 im Internet Archive). Pressemitteilung vom 4. Dezember 2012, abgerufen am 5. August 2013.
  16. The Team. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Februar 2018; abgerufen am 5. Februar 2018 (englisch).
  17. Martin-W. Buchenau: Kinder lernen technische Grundlagen (Memento vom 30. Januar 2010 im Internet Archive), Handelsblatt, 3. Dezember 2007.
  18. Sven Scheffler: Öffentlichkeitsarbeit für Jungunternehmer (Memento vom 28. November 2009 im Internet Archive; PDF; 200 kB, 2 S.), Handelsblatt, 11. Juli 2008
  19. DSW-Preis für gute Unternehmensführung 2012. Abgerufen am 5. Februar 2018.