Feuerwehr in Südtirol

Gesamtheit der Feuerwehr in Südtirol

Die Feuerwehren in Südtirol sind hauptsächlich als Freiwillige Feuerwehren innerhalb des Landesverbands der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols organisiert. Diese gewährleisten flächendeckend in ganz Südtirol den Personen- und Sachschutz bei Bränden und anderen Notfällen.

Das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr in Vöran
Das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr in Sand in Taufers

Im übrigen Italien gibt es eine staatliche Feuerwehr, die aus hauptamtlichem und freiwilligem Personal besteht. Die freiwilligen Feuerwehrleute unterstützen hier bei Bedarf die Berufsfeuerwehr, in vielen Fällen sind sie neuerdings jedoch auch für Feuerwachen umfänglich verantwortlich.

Organisation Bearbeiten

 
Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr in Laas
 
Das Brandübungshaus der Landesfeuerwehrschule in Vilpian
 
KFV Limburg-Weilburg zu Gast an der Landesfeuerwehrschule

Die Feuerwehren gliedern sich in:

Insgesamt haben die Freiwilligen Feuerwehren rund 18.000 Mitglieder. Davon sind etwa 13.000 aktive Feuerwehrleute und deutlich über 1.000 in Feuerwehrjugendgruppen gemeldet.[1] Zusätzlich zählen auch noch Ehrenmitglieder, Mitglieder außer Dienst und Fahrzeugpatinnen als Mitglieder. Die Berufsfeuerwehr Bozen weist einen Personalstand von 150 Mitarbeitern auf.[2]

Aus dem gesetzlichen Auftrag heraus (Landesgesetz Nr. 15 vom 18. Dezember 2002) ist die Feuerwehr so organisiert, dass sie innerhalb von maximal 5 bis 10 Minuten einen Einsatzort erreichen kann. Das wird durch die vielen Freiwilligen Feuerwehren in den einzelnen Orten erreicht. Als jüngste Feuerwehr wurde die Feuerwehr von Pfatten bei Leifers im Dezember 2005 gegründet. Somit hat jede Gemeinde Südtirols mindestens eine Feuerwehr.

Die Südtiroler Freiwilligen Feuerwehren werden des Weiteren in Abschnitte, Bezirke und einem Landesverband gegliedert.

Die Finanzierung der örtlichen Feuerwehr erfolgt durch die öffentliche Hand, gewinnorientierten Veranstaltungen (z. B. Feuerwehrfesten) und privaten Spenden. Überörtliche Einrichtungen werden nur mit öffentlichen Mitteln finanziert.

Der Notruf 112 (seit 17. Oktober 2017 – zuvor 115) aller neun Bezirksverbände ist zur Landesnotrufzentrale in Bozen geschaltet, die dann je nach Alarmstufe und dazugehörigen Alarmplan die einzelnen Feuerwehren per Funkmeldeempfänger, Sirene oder Bluebox verständigt. Die alten Notrufnummern 115 und 118 blieben bis Ende 2018 erhalten.[3]

Der Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols betreibt in Vilpian zwischen Bozen und Meran die Landesfeuerwehrschule.[4]

Geschichte Bearbeiten

 
Das alte Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr in Obermais

Die ersten Feuerwehren in Südtirol wurden in den Jahren 1864 in Bruneck, 1868 in Meran und 1872 in Brixen als Freiwillige Feuerwehren gegründet. Auch in der Stadt Bozen, deren erste Feuerlöschanstalt auf die Feuerlöschordnung aus dem Jahr 1827 zurückgeht, wurde mit dem Turnverein Bozen 1862 (zuerst einer der größten Turnvereine Österreich-Ungarns) von Anton Schiestl, einem Innsbrucker Turnlehrer, gegründet. Zwei Jahre später gab es in diesem Turnverein, wie in vielen anderen Orten, eine Turnerfeuerwehr. Sie wurde allerdings bald wieder aufgelöst. Dadurch waren nur die drei vorgenannten Städte Gründungsmitglieder des Tiroler Landesfeuerwehrverbandes, der 1872 gegründet wurde und Dachverband für alle Süd-, Ost- und Nordtiroler Feuerwehren war. Die Genehmigung durch die Innsbrucker Statthalterei aus dem Jahr 1873 enthielt unter anderem auch die Bestimmungen für die Befehlsgewalt am Einsatzort oder die Uniformierung. Die Uniformen mussten sich von der Heeresuniform deutlich unterscheiden. Es war auch verboten, militärähnliche Distinktionen wie z. B. Sterne zu tragen.[5] In Bozen wurde im selben Jahr auch wieder eine neue Freiwillige Feuerwehr gegründet.[6]

Durch den Vertrag von Saint-Germain mussten die Südtiroler Feuerwehren aus dem Landesfeuerwehrverband ausscheiden. Durch Umstellung auf die italienische Verwaltung mussten nach einem Rundschreiben vom 14. November 1923 auch die Feuerwehren Italienisch als Kommandosprache verwenden. Auch das Tragen der österreichischen Kappen wurde verboten. Stattdessen mussten Tellerkappen getragen werden. Am 9. Juni 1925 wurden die Freiwilligen Feuerwehren per Dekret der faschistischen Regierung endgültig aufgelöst und die Ausrüstung ging in das jeweilige Gemeindeeigentum über.[7] Nur sieben Berufsfeuerwehren sollten den Brandschutz in ganz Südtirol gewährleisten (Bozen, Meran, Brixen, Bruneck, Sterzing und Neumarkt). Da dies durch die damaligen Straßenverhältnisse in der Praxis nicht möglich war, boten die freiwilligen Feuerwehrmänner ihre Hilfe an, was aber von den italienischen Behörden nur stillschweigend geduldet wurde.[5] Im Jahr 1941 wurden die Südtiroler Feuerwehren in den „Corpo nazionale dei vigili del fuoco“ als 15. Provinzkommando eingegliedert.

 
Das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr in Tils

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu ersten Autonomieverhandlungen und einem Abkommen zwischen Italien und Österreich (Gruber-De-Gasperi-Abkommen). Im Jahr 1954 fielen die Feuerwehrzuständigkeiten wieder an die Gemeinden zurück. Die Feuerwehren erhielten nun durch die Gemeindeautonomie ihre Selbstverwaltung. 1955 wurde der heutige Landesfeuerwehrverband Südtirol gegründet. Alle Berufsfeuerwehren, außer jener in Bozen, wurden aufgelöst, so dass heute der Brandschutz ähnlich dem österreichischen wieder auf freiwilliger Basis steht.[5] Mit dem Südtiroler Autonomiestatus aus dem Jahr 1972 wurde das 15° Provinzkommando wieder abgeschafft und das Feuerwehrwesen wurde eine Kompetenz des Landes Südtirol. Somit ist auch die Bozener Berufsfeuerwehr keine Staatsfeuerwehr mehr.

Bis heute sind Südtirol und das Trentino die einzigen italienischen Provinzen, welche ihr Feuerwehrwesen autonom verwalten.

Fahrzeuge Bearbeiten

 
Kleinlöschfahrzeug-Allrad der Freiwilligen Feuerwehr Bozen
 
Iveco LMV als Waldbrandfahrzeug: eines der vielen Spezialfahrzeuge der Berufsfeuerwehr Bozen

Die primär in Südtirol eingesetzten Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr sind Tanklöschfahrzeuge und Mannschaftstransportfahrzeuge. Des Weiteren sind Kleinlöschfahrzeuge, Rüstfahrzeuge und Transportfahrzeuge sehr verbreitet. Feuerwehren, welche spezielle Einsatzzonen zugewiesen bekommen haben, besitzen für diese optimierte Einsatzfahrzeuge, so verfügt z. B. die Feuerwehr „Seis am Schlern / Kompatsch“ über ein Raupenfahrzeug für Einsätze im großen, flachen Skigebiet. Fahrzeuge welche seltener benötigt werden, z. B. Drehleitern, werden normalerweise ein Mal pro Abschnitt eingekauft.

Den größten Fuhrpark in Südtirol besitzt die Berufsfeuerwehr Bozen. Neben den oben genannten Fahrzeugen verfügt die Berufsfeuerwehr Bozen auch über Schaufelbagger und mobile Boote und viele weitere speziellere Fahrzeuge.

Die Berufsfeuerwehr Bozen nutzt gewöhnliche italienische Feuerwehrkennzeichen, die nach dem roten Anfangskürzel VF (Vigili del Fuoco) zusätzlich zum italienischen das Südtiroler Wappen tragen. Es folgen eine dreistellige Nummer und schließlich das Provinzkürzel BZ für Bozen. Dieses Kennzeichenformat wurde lange Zeit auch bei den freiwilligen Feuerwehren eingesetzt, deren Neuzulassungen seit 2009 aber ein an das Südtiroler Zivilschutzkennzeichen angelehntes Kennzeichenformat nutzen: Zwischen vertikalen blauen Balken befindet sich das rote Anfangskürzel VF FW (Vigili del Fuoco/Feuerwehr), gefolgt von einem fortlaufenden dreistelligen alphanumerischen Code.

Dienstgrade Bearbeiten

Freiwillige Feuerwehr Bearbeiten

Die Dienstgrade der Freiwilligen Feuerwehr unterteilen sich in die zwei Kategorien Kommandanten und Funktionäre. Kommandanten tragen rote Schulterabzeichen, Funktionäre tragen blaue Schulterabzeichen und eines, der Aufgabe entsprechendes, rundes, Funktionsabzeichen am Arm. Im Gegensatz zu den italienischen Feuerwehren tragen die Mitglieder des LFV ihr Dienstgradabzeichen nicht auf der Brust ihrer Einsatzkleidung, die Rang Kennzeichnung erfolgt hier durch Farbstreifen auf Helm und Rücken. Das Dienstgradsystem verzichtet auf militärische Distinktionen wie Sterne in den Abzeichen oder militärische Rangbezeichnungen.[8]

Der Kommandant sowie sein Stellvertreter werden für fünf Jahre gewählt. Wahlberechtigt sind alle aktiven Mitglieder. Andere Ränge werden vom Ausschuss ernannt. Dieser wiederum wird von der Jahreshauptversammlung bestimmt.

Die Dienstgrade des Landesfeuerwehrverbandes werden in drei Ebenen und Landesfeuerwehrschule aufgeteilt.

Landesfeuerwehrverband Bearbeiten

Landesfeuerwehrverband
Abzeichen Titel Anmerkung
  Landesfeuerwehrpräsident
  Landesfeuerwehrpräsident-Stellvertreter
  Landesjugendreferent, Landesfeuerwehrkurat,

Landesfeuerwehrarzt

  Landesjugendreferent-Stellvertreter

Landesfeuerwehrschule Bearbeiten

Als Teil des Landesfeuerwehrverbandes verfügt die Landesfeuerwehrschule über Dienstgradabzeichen, welche in einer Linie mit jenen der Freiwilligen Feuerwehren gestaltet wurden. Die Funktionäre der Landesfeuerwehrschule tragen zwar ein entsprechendes Funktionsabzeichen, aber kein Dienstgradabzeichen.

Landesfeuerwehrschule
Abzeichen Titel Anmerkung
  Inspektor und Leiter der Landesfeuerwehrschule
  Stellvertretender Leiter der Landesfeuerwehrschule
  Zugskommandant der Landesfeuerwehrschule
  Zugskommandant-Stellvertreter der Landesfeuerwehrschule
  Gruppenkommandant der Landesfeuerwehrschule Kein Stellvertreter

Mützenkordel

Mützenkordel Titel Anmerkung
  geflochtene Goldschnur Die Goldene Mützenkordel wird von allen Amtsträgern des Landesfeuerwehrverbandes und der Landesfeuerwehrschule auf der Tellermütze getragen.

Bezirksfeuerwehrverband Bearbeiten

Der Landesfeuerwehrverband wurde in 9 Bezirke unterteilt. Jeder dieser Bezirke wird weiters in Abschnitte gegliedert, welche jedoch eine geringe Bedeutung haben. Die Kleidung eines jeden Feuerwehrmannes trägt den Namen der Station sowie den entsprechenden Bezirk.

Bezirksfeuerwehrverband
Abzeichen Titel Anmerkung
  Bezirksfeuerwehrpräsident
  Bezirksfeuerwehrpräsident-Stellvertreter
  Bezirksfeuerwehrinspektor
  Abschnittsinspektor Je nach Bezirk 3 bis 9 Amtsträger
  Bezirksjugendreferent, Bezirksschriftführer, Bezirkskassier,

Bezirksfeuerwehrkurat, Bezirksfeuerwehrarzt

  Bezirksjugendreferent-Stellvertreter

Mützenkordel

Mützenkordel Titel Anmerkung
  geflochtene Silberschnur Die Silberne Mützenkordel wird von allen Amtsträgern des Bezirksfeuerwehrverbandes auf der Tellermütze getragen.

Freiwillige Feuerwehr Bearbeiten

Da der LFVBZ keine Rangabzeichen auf der Einsatzkleidung vorsieht, wurde hierfür ein Farbsystem für die Einsatzkleidung entwickelt. Die Farbliche Kennung wird auf dem Helm in Form von Farbstreifen und auf dem Rücken des Feuerwehrmannes in Form eines Leuchtstreifens angebracht.

Freiwillige Feuerwehr
Abzeichen Titel Anmerkung Farbkennung Einsatzkleidung
  Kommandant Rot bzw. Neonrot
  Kommandant-Stellvertreter Rot bzw. Neonrot
  Zugskommandant Gelb bzw. Neongelb
  Zugskommandant-Stellvertreter Gelb bzw. Neongelb
  Gruppenkommandant Feuerwehren verfügen über mehrere Gruppenkommandanten. Gelb bzw. Neongelb
  Gruppenkommandant-Stellvertreter Gelb bzw. Neongelb
  Schriftführer, Gerätewart, Kassierer und Jugendbetreuer Abzeichen wird für mehrere organisatorische Funktionen innerhalb der Feuerwehr verwendet.

Jede Position wird nur einmal besetzt.

Weiß
  Jugendbetreuer-Stellvertreter Jugendgruppen werden meistens von mehreren Betreuern geleitet.

Da der Titel des Jugendbetreuers nur einmal vergeben werden darf, werden weitere Betreuer diesem Rang zugewiesen.

Sie arbeiten also mit dem Jugendbetreuer im Team zusammen und sind nicht nur Stellvertreter.

Weiß
Kein Abzeichen
Feuerwehrmann Weiß

Mützenband

Mützenband Titel Anmerkung
  Silberband auf rotem Filz Das Silberne Mützenband auf rotem Filz wird vom Kommandant und vom Kommandant-Stellvertreter auf der Tellermütze getragen.
  schwarzes Band Das schwarze Band wird von allen Dienstgraden unter dem Kommandant-Stellvertreter auf der Tellermütze getragen.

Berufsfeuerwehr Bozen Bearbeiten

Die Berufsfeuerwehr Bozen verleiht folgende Dienstgrade:[9]

 

Führungsaufträge
Incarichi Dirigenziali

 
Kommandant
Comandante
 
Kommandant
Comandante

Höhere Laufbahn:
Brandexperte/Branddirektor
Esperto/a Antincendi
 
Branddirektor
Esperto/a Antincendi Direttore
 
Oberbrandexperte
Esperto/a Antincendi Superiore
 
Brandexperte
Esperto/a Antincendi
Gehobene Laufbahn:
Brandinspektor
Ispettore/Ispettrice Antincenci
 
Hauptbrandinspektor
Ispettore/Ispettrice Antincendi Capo
 
Oberbrandinspektor
Ispettore/Ispettrice Antincendi Superiore
 
Brandinspektor
Ispettore/Ispettrice Antincendi
Mittlere Laufbahn:
Brandmeister
Capo Squadra e Capo Reparto
 
Hauptbrandmeister
Capo Reparto
 
Oberbrandmeister
Vice Capo Reparto
 
Brandmeister
Capo Squadra
Einfache Laufbahn:
Feuerwehrmann/frau
Vigile
 
Hauptfeuerwehrmann/frau
Vigile/Vigilessa del Fuoco Capo
 
Oberfeuerwehrmann/frau
Vigile/Vigilessa del Fuoco Scelto
 
Feuerwehrmann/frau
Vigile/Vigilessa del Fuoco

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Feuerwehr in Südtirol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 63. Landesfeuerwehrtag: Vilpian, 11. Mai 2018. Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols, abgerufen am 16. Mai 2018 (PDF-Datei).
  2. Berufsfeuerwehr. Berufsfeuerwehr Bozen, abgerufen am 1. April 2022 (Unterseite).
  3. Einheitliche europäische Notrufnummer 112 aktiv am Portal des Landesverbandes der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols, abgerufen am 15. November 2017
  4. Kreisfeuerwehrverband begegnet Südtiroler Feuerwehrverband. Weilburger Tageblatt, 9. Mai 2006, ZDB-ID 963252-9.
  5. a b c Manfred Mischinger: Die österreichischen Feuerwehrhelme, ADJUTUM-Verlag, 2006. ISBN 3-200-00574-2
  6. Geschichte der Berufsfeuerwehr Bozen abgerufen am 8. April 2022
  7. Hans Schneider: Feuerwehren in Südtirol. In: Brandaus 12, 1979, S. 380.
  8. Verwaltungsrat des Sonderbetriebs für die Feuerwehr- und Zivilschutzdienste: Bollettino Ufficiale n. 42/I-II del 19.10.2004 Amtsblatt Nr. 42/I-II vom 19.10.2004. In: www.lfvbz.it. Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols, 19. Oktober 2004, abgerufen am 13. März 2024 (deutsch, italienisch).
  9. Südtiroler Informatik AG | Informatica Alto Adige SPA: Dienstgrade | Brandschutz | Autonome Provinz Bozen – Südtirol. Abgerufen am 8. Januar 2023.

Koordinaten: 46° 33′ 36,4″ N, 11° 13′ 34,7″ O