Die Erdbebenschwärme im Vogtland sind Erdbebenschwärme, die belegbar seit dem Jahr 1505 im Vogtland, also dem sächsisch-böhmisch-fränkischen Grenzgebiet, auftreten.[1][2] Das Gebiet Egerer Becken, wo die Städte Cheb und Franzensbad liegen, ist bekannt für seine immer wieder auftretenden Erdbebenschwärme.[3]

Die Erdbebengebiete in Deutschland: Die Epizentren der hier für das Vogtland aufgeführten Beben liegen oft knapp südlich der deutschen Grenze.

Seismische Aktivität Bearbeiten

1505 Bearbeiten

Im Jahr 1505 trat der erste Erdbebenschwarm im Vogtland auf. Alle Beben lagen unter 4 Magnituden.[2]

1552 Bearbeiten

Das moderate Erdbeben im Erzgebirge, das im Frühjahr erreichtet hatte, wurde wahrscheinlich im Vogtland ausgelöst und hielt mehrere Wochen an.[2]

1701 Bearbeiten

Im Frühjahr 1701 hielt ein intensiver und über mehrere Wochen Erdbebenschwarm an. Es wurden mehrere Beben über 4 Magnitude geschätzt.[4]

1720 Bearbeiten

Das Schwarmbeben erreichte bis 4,5 Magnitude.[4]

1770/71 Bearbeiten

Der Erdbebenschwarm erreichte bis 4,6 Magnitude.[4]

1789 Bearbeiten

Der Erdbebenschwarm erreichte bis 4,1 Magnitude.[4]

1824 Bearbeiten

Der Erdbebenschwarm erreichte bis 4,2 Magnitude.[5]

1898 Bearbeiten

Im Herbst 1898 wurden mehrere Beben an der Deutsch-Tschechischen Grenze wahrgenommen. Es wird vermutet, dass das Epizentrum zwischen Deutschneudorf und Marienberg lag.[5]

1908 Bearbeiten

Die Erdbebenschwärme traten zwischen Oktober und November 1908 auf.[6]

1925–1930 Bearbeiten

Zwischen den Jahren 1925 und 1930 trat immer wieder Erdbebenschwärme auf. Alle Beben erreichten eine Stärke bis zu 4,2 Magnitude.[7]

1985/86 Bearbeiten

Im Winter 1985/86 traten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Das stärkste Beben erreichte eine Stärke von 4,6 Magnitude.[8] Dies ist zugleich das stärkste bisher gemessene Beben.[9]

2000 Bearbeiten

Zwischen 28. August und 10. November 2000 wurden 1.500 Einzelbeben registriert, die größer als 0,7 Magnitude.[10]

2008 Bearbeiten

Acht Jahre später wurde zwischen 6. Oktober und 2. November 2008 wieder Erdbebenschwärme auf dem im Gebiet von Nový Kostel (Tschechien) und dabei wurden 8 000 Erdbeben registriert. Die maximale Stärke des Bebens war 3,9 Magnitude.[10]

2011 Bearbeiten

Zwischen 23. August und 22. September 2011 war das Zentrum des Bebens in Nový Kostel. Es wurden 13 Beben im Magnitudenbereich zwischen 3,0 und 3,9 Magnitudenskalen und 185 Beben im Bereich 2,0 und 2,9 Magnitudenskalen auf.[10]

2017 Bearbeiten

Wieder auf dem Gebiet in Nový Kostel traten Erdbebenschwärme zwischen Mitte bis Ende Juli 2017 auf.[10]

2018 Bearbeiten

Die Erdbebenschwärme hielten von 10. Mai bis Ende Juni 2018 an. Es begann in Luby (Tschechien), ca. 8 km östlich von Bad Brambach.[10]

2020 Bearbeiten

Mitte Dezember 2020 wurde gleichzeitig zwei Schwarmbeben registriert, dies teilte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit. Am 4. Advent, dem 20. Dezember 2020, hatte das Schwarmbeben seinen Höhepunkt. Das stärkste Beben war 2,6 auf der Richterskala und das wurde bis in die Orte des Erzgebirges gespürt. Das zweite Schwarmbeben wurde am 22. Dezember 2020 südwestlich von Oelsnitz im Vogtland registriert.[11]

2023 Bearbeiten

Am 1. November 2023 wurde wieder ein Erdbebenschwarm registriert. Es wurden bis 6. November 2023 50 Beben wahrgenommen.[12]

2024 Bearbeiten

Seit 18. März 2024 wurde wieder ein Erdbebenschwarm registriert. Die jeweiligen Epizentren der hunderten von Kleinbeben liegen im Raum Klingenthal und damit an anderer Stelle als in den vergangenen dreißig Jahren, in der die Beben meist aus dem Raum Nový Kostel (Neukirchen) ausgingen. Die Beben erreichten eine Stärke von bis zu Magnitude 2,2. Ein Grollen war bis Ellefeld vernehmbar.[13][9] In den ersten drei Wochen wurden insgesamt 692 Erdbeben detektiert. Die meisten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität wurden laut den Erdbebendiensten sowie European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) und Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) nicht angezeigt. Zudem ist es ungewöhnlich, dass die stärkeren Erdbeben offenbar nicht festgestellt wurden.[14]

Ursache Bearbeiten

Forscher beobachten, dass die Erdbebenschwärme im Vogtland durch die vulkanische Vergangenheit auftreten.[15] Laut gegenwärtigem wissenschaftlichen Konsens (Stand 2024) befindet sich in rund 30 km Tiefe eine Magmakammer aus der Fluide, also Wasser und Gase, aufsteigen und durch eine tektonische Bruchzone wandern, die sogenannte Leipzig-Regensburg-Störungszone. Bis sie die Erdoberfläche erreichen, können sie auf ihrem Weg durch Gesteinsrisse wie ein Schmiermittel wirken und Erdbeben auslösen. Es sind wenige Fluidmengen, die aufsteigen. Zudem suchen sich schonmal größere Mengen ihren Weg durch die Kruste.[9][16][17]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die größten Bebenschwärme im Vogtland. Abgerufen am 5. April 2024.
  2. a b c Historische Erdbeben in Deutschland - Seite 5 von 9. In: Erdbebennews. 5. April 2024, abgerufen am 5. April 2024 (deutsch).
  3. Schwarmbeben. Abgerufen am 7. April 2024.
  4. a b c d Historische Erdbeben in Deutschland - Seite 7 von 9. In: Erdbebennews. 6. April 2024, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  5. a b Historische Erdbeben in Deutschland - Seite 8 von 9. In: Erdbebennews. 6. April 2024, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  6. Seismohydrologie zur Erdbebenprognose im Vogtland. (PDF; 1,04 MB) S. 31, abgerufen am 7. April 2024.
  7. Historische Erdbeben in Deutschland - Seite 9 von 9. In: Erdbebennews. 6. April 2024, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  8. Erdbeben im Vogtland - Stärkstes Schwarmbeben seit 1985. Abgerufen am 7. April 2024.
  9. a b c Freie Presse vom 9. April 2024. Regionalteile im Vogtlandkreis. Titel: Erdbebenschwarm dreht erneut auf. Autoren: Tino Beyer, Sabine Schott (online: Epizentrum Klingenthal: Wiedererwachter Schwarmbeben-Hotspot im Vogtland dreht auf (Artikelanfang frei lesbar))
  10. a b c d e Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Schwarmbeben im Vogtland - Geologie - sachsen.de. Abgerufen am 7. April 2024.
  11. mdr.de: Zwei Schwarmbeben gleichzeitig im Vogtland | MDR.DE. Abgerufen am 7. April 2024.
  12. Jens Skapski: Live-Ticker: Neuer Erdbebenschwarm erschüttert Vogtland. In: Erdbebennews. 6. November 2023, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  13. Jens Skapski: Zwei Wochen Klingenthal-Erdbebenschwarm: Der aktuelle Stand. In: Erdbebennews. 1. April 2024, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  14. Marc Szeglat: Neuer Erdbebenschwarm im Vogtland im April. 8. April 2024, abgerufen am 9. April 2024 (deutsch).
  15. Axel Bojanowski: Vulkan im Vogtland: Erdbeben und Gase zeigen Aktivität. In: Der Spiegel. 16. April 2015, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. April 2024]).
  16. Jens Skapski: Live-Ticker: Erdbebenschwarm in Klingenthal. In: Erdbebennews. 6. April 2024, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  17. Die Klingenthaler - Ursachen der vogtländischen Erdbeben. Abgerufen am 7. April 2024.