Zwischenzug

Motiv im Schach, bei dem in einer forciert erscheinenden Zugfolge ein für den Gegner unerwarteter Zug geschieht, der einen Vorteil bringt
(Weitergeleitet von Zwischenschach)

Der Zwischenzug[1] ist ein Motiv im Schach. In einer vermeintlich erzwungenen Zugfolge erwartet ein Spieler einen bestimmten Antwortzug. Der Gegner macht jedoch stattdessen einen stärkeren Zug, der dadurch zum Zwischenzug wird. Ist dieser Zwischenzug ein Schachgebot, wird das Zwischenschach genannt. Wird ein Spieler dadurch überrascht, hat dies oft einen schachpsychologischen Effekt.

Beispiele: In einer Folge von Schlagzügen wird nicht zurückgeschlagen, sondern eine Gegendrohung aufgestellt, die mindestens so stark ist, dass der Gegner den Materialvorteil nicht behaupten kann. Eine Drohung wird nicht gedeckt, sondern mit einer Gegendrohung beantwortet.

Das Wort Zwischenzug wurde als Germanismus in andere Sprachen, etwa die englische und russische übernommen.

Beispiele Bearbeiten

  a b c d e f g h  
8                 8
7                 7
6                 6
5                 5
4                 4
3                 3
2                 2
1                 1
  a b c d e f g h  
Schwarz am Zug




Bogoljubow zog hier 1. … Ta8–f8 und erwartete einen leichten Sieg, da nach jedem Zug der weißen Dame die Stellung bald zusammenbricht. Steiner allerdings zog nicht die Dame, sondern spielte den Zwischenzug 2. a2–a4!!, woraufhin Bogoljubow über zwei Stunden verbrauchte, um 2. … Db5–c4 zu finden und nach 3. Tc1xc4 Tf8xf3 durch den erneuten Zwischenzug 4. Tc4xc6! trotzdem eine Figur zu verlieren. Nach 4. … Tf3–f8 5. Tc6–c3 gab Schwarz auf.
Auch 2. … Txf3 3. axb5 hätte den Springer auf c6 verloren, und nach der besten Verteidigung 2. … Dxb2 3. Dxd5+ Se6 4. Sxe6 Se7! 5. Dc4! T8xf2 6. Sf4+ Kh8 7. Sxe2 Txe2 hätte Weiß mit dem stillen Zug 8. Kh1!! gewonnen. In dieser Variante konnte auch 5. … b5 6. axb5 axb5 7. Dxe2! Dxe2 8. Sxf8 Kxf8 9. Txc7 mit einem gewonnenen Endspiel für Weiß folgen.

George Alan ThomasHerman Steiner
Hastings 1945 (Turnier 1945/46)
  a b c d e f g h  
8                 8
7                 7
6                 6
5                 5
4                 4
3                 3
2                 2
1                 1
  a b c d e f g h  
Stellung nach 14. f4xg5




Der weiße Springer droht, auf c7 zu schlagen. Schwarz spielte dennoch 14. … c6 und hatte den schwachen Zwischenzug 15. Sd5–c7 De8–e5 vorbereitet, der auf h2 Matt droht. Weiß parierte die Drohung mit 16. g2–g3?? Ta8–b8, verlor nach weiteren gegenseitigen Fehlern seinen Springer im 23. Zug und gab sofort danach auf. Stattdessen hätte er seinerseits mit 16. Dd1xg4!! gewinnen können, da auf 16. … f5xg4 17. Tf1xf8 matt folgt.

Siehe auch Bearbeiten

Einen speziellen Zwischenzug zeigt das Prokeš-Manöver.
Ein besonders schöner Zwischenzug ist der 31. schwarze Zug in der Partie Bogoljubow – Aljechin, Hastings 1922.

Einzelnachweise und Quellen Bearbeiten

  1. Manfred van Fondern: Lexikon für Schachfreunde. Verlag C. J. Bucher, Luzern/Frankfurt am Main 1980, S. 349.