Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe

Organisation

Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ist ein im Januar 2008 gegründeter ÖPNV-Aufgabenträger mit Hauptsitz in Unna. Neben dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Zweckverband go.Rheinland ist er einer der drei Zweckverbände zur Organisation des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in Nordrhein-Westfalen. Im Gebiet des NWL gilt der Westfalentarif.

Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe

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Rechtsform Zweckverband
Gründung 2008
Sitz Unna, Deutschland Deutschland
Leitung Joachim Künzel (Geschäftsführer)
Branche Verkehrsverbund, SPNV-Aufgabenträger
Website www.nwl-info.de

Statistik

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Im NWL-Gebiet leben ca. 5,7 Mio. Einwohner. Neben den Städten Bielefeld (Agglomeration), Münster, Hamm, Paderborn und Siegen umfasst das Gebiet als bevölkerungsreichste Regionen die Kreise Steinfurt, Unna, Coesfeld und den Märkischen Kreis. Durch eine Kooperation beim Tarif gibt es auch eine Verknüpfung zur Stadt Osnabrück.

Eingebunden sind 206 Städte bzw. Gemeinden. 127 Orte haben eine Station des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV); davon liegen 107 in zentralen Siedlungsbereichen, 20 in einem angrenzenden Stadt- oder Ortsteil.[1]

Der NWL ist zuständig für ein Streckennetz von 1.737 km Länge, auf dem pro Jahr Fahrleistungen in Höhe von 36 Millionen Zugkilometern erbracht werden. Insgesamt verkehren 58 Nahverkehrslinien, davon 22 Regionalexpress-, 33 Regionalbahn-, 3 S-Bahn-Linien. Es sind derzeit 11 Eisenbahnverkehrsunternehmen beauftragt.[2]

Aufgaben

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Der NWL ist als Aufgabenträger für die Planung, Organisation und Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in Westfalen-Lippe zuständig. Er gestaltet das Netz aus Regionalexpress-, Regionalbahn- und S-Bahn-Linien, legt Fahrpläne und Taktungen fest und definiert Qualitätsstandards für den SPNV.[2]

Darüber hinaus fördert der NWL den Ausbau und die Modernisierung der Schieneninfrastruktur, unter anderem durch die Bereitstellung von Fördermitteln für Bahnhofsumbauten, Barrierefreiheit und Mobilstationen. Die Vergabe von Verkehrsleistungen erfolgt in europaweiten Ausschreibungen, um Wirtschaftlichkeit und Qualität sicherzustellen. Verkehrsverträge mit Eisenbahnverkehrsunternehmen regeln dabei die zu erbringenden Leistungen sowie die Einhaltung von Standards.[2]

Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Förderung vernetzter Mobilität, indem der NWL die Integration von Bahn, Bus, Fahrrad und Sharing-Angeboten unterstützt. Zudem entwickelt er Tarifstrukturen weiter und betreibt mit dem 2017 eingeführten WestfalenTarif ein einheitliches Tarifsystem für die Region. Digitale Vertriebswege wie E-Ticketing werden kontinuierlich ausgebaut, um den Zugang zum Nahverkehr zu erleichtern.[2]

Das Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW (KC ITF) ist beim NWL angesiedelt und übernimmt zudem die Prüfung des Infrastrukturbedarfs sowie die Moderation von Arbeitskreisen auf Landesebene. Es veröffentlicht jährlich einen Qualitätsbericht.[3]

Das wichtigste Organ des NWL ist die Zweckverbandsversammlung, die als politisches Entscheidungsgremium die strategische Ausrichtung des SPNV in Westfalen-Lippe festlegt. Sie setzt sich aus 45 Vertretern der fünf Mitgliedszweckverbände zusammen, die die regionalen Mobilitätsinteressen in die Beschlüsse einbringen. Diese Beschlüsse sind für die Verwaltung bindend.[4]

Die Zusammensetzung der Verbandsversammlung ist wie folgt:

Neben der Verbandsversammlung gibt es weitere Gremien, darunter der Ältestenrat und verschiedene Fachausschüsse. Der Ältestenrat sowie die Ausschüsse bestehen jeweils aus 16 Kommunalpolitikern, die von den Fraktionen benannt und von der Verbandsversammlung bestätigt werden.[4]

Mitglieder

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Der NWL ist der Dachverband der folgenden fünf westfälischen Zweckverbände:

  • Zweckverband Mobilität Ruhr-Lippe (ZRL)
  • Zweckverband Mobilität Münsterland (ZVM)
  • Zweckverband Personennahverkehr Westfalen Süd (ZWS)
  • Zweckverband Verkehrsverbund OWL (VVOWL)
  • Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (NPH)
 NiederlandeBelgienNiedersachsenRheinland-PfalzHessenEssenWuppertalSolingenRemscheidHagenEnnepe-Ruhr-KreisBochumDortmundHerneGelsenkirchenBottropOberhausenMülheim an der RuhrDuisburgKreis MettmannDüsseldorfRhein-Kreis NeussKreis HeinsbergMönchengladbachKrefeldKreis ViersenKreis WeselKreis KleveRhein-Erft-KreisKreis DürenRheinisch-Bergischer KreisOberbergischer KreisKreis RecklinghausenKreis BorkenKreis UnnaMärkischer KreisKreis OlpeHammKreis SoestKreis CoesfeldKreis SteinfurtKreis WarendorfLeverkusenKölnStädteregion AachenBonnRhein-Sieg-KreisStädteregion AachenKreis EuskirchenMünsterKreis Siegen-WittgensteinHochsauerlandkreisKreis PaderbornKreis GüterslohKreis HöxterKreis LippeKreis HerfordKreis Minden-LübbeckeBielefeld
Lage des NWL in Nordrhein-Westfalen

Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) umfasst ein heterogenes Gebiet in Nordrhein-Westfalen, das sich aus kreisfreien Städten und Kreisen in den Regionen Münsterland, Ostwestfalen-Lippe, Südwestfalen und dem Sauerland zusammensetzt. Nachfolgend sind die kreisfreien Städte und Kreise im NWL-Gebiet aufgeführt.

Kreisfreie Städte

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Streckenreaktivierungsprojekte

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Folgende Reaktivierungsprojekte im SPNV wurden bereits umgesetzt, für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW angemeldet oder befinden sich noch im Planungsstadium beim NWL.[5]

Bereits umgesetzt

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Strecke Länge Fahrgäste pro Tag Kosten Inbetriebnahme Takt
Schwerte Ost – Abzw. Heide 3183 (2012)[6] 30.05.1999 60 min
Gronau – Enschede 9 km 16.11.2001 30 min
Lemgo – Lemgo-Lüttfeld 1 km 28.07.2007 60 min
Brilon Wald – Brilon Stadt 7 km 268 (2012)[7] 1,86 Mio. €[8] 11.12.2011 etwa 60 min
Marienheide – Meinerzhagen 9 km 27.02.2014 60 min
Meinerzhagen – Brügge 15 km 10.12.2017 / 15.12.2019 120 min ab 12.2017 / 60 min ab 12.2019

In der Umsetzung

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Strecke Länge Reisende je Kilometer Betriebslänge vsl. Fahrgastzahlen Kosten NKF Takt
Münster – Sendenhorst (WLE-Strecke) 21 km Münster – Münster-Wolbeck 3.600
Münster-Wolbeck – Sendenhorst 1.900[1]
6.300[1] 32,2 Mio. €[1] 1,15[9] Münster – Münster-Wolbeck 20 min
Münster-Wolbeck – Sendenhorst 20/40 min[1]
Harsewinkel – Gütersloh – Verl (TWE-Strecke) 25 km 1.900[1] 3.500[1] 1,98[1] 60 min[1]

In der Planung

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Strecke Länge Reisende je Kilometer Betriebslänge vsl. Fahrgastzahlen Kosten NKF Takt
Osnabrück – Recke (Tecklenburger Nordbahn / RVM-Strecke) 29 km Osnabrück – Westerkappeln 2.600
Westerkappeln – Recke 1.000[1]
5.700[1] 28,8 Mio. €[1] 1,12[10] 30 min[1]

Geplante Machbarkeitsstudien

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Strecke Länge Reisende je Kilometer Betriebslänge vsl. Fahrgastzahlen Kosten NKF Takt
Lemgo-Lüttfeld – Barntrup (Begatalbahn) 17 km[1] 2,1 – 2,8[11] 30 / 60 min
Neheim-Hüsten – Sundern (Röhrtalbahn / RLG-Strecke) 14 km 900 – 1.900[12] 12,9 Mio. €[12] 1,25 – 1,82[12] 60 min[12]
Sendenhorst – Neubeckum – ggfs. Ennigerloh (WLE-Strecke) unbekannt
Neubeckum – Lippstadt (WLE-Strecke) 35 km
Lippstadt – Warstein (WLE-Strecke) 31 km
Paderborn – Büren (Almetalbahn) 26 km[1] 900[1] 29,4 Mio. €[1] 1,2[1] 60 min
HVZ 30 min[1]
Lengerich – Ibbenbüren (TWE-Strecke) 14,7 km
Recke – Rheine (Tecklenburger Nordbahn) 22,4 km
Harsewinkel – Versmold (TWE-Strecke) 11 km
Verl – Hövelhof (TWE-Strecke) 13 km
Anbindung von Bergkamen (über die Hamm-Osterfelder Bahn oder alternativ via Kamen) unbekannt
Minden – Hille 14,4 km
Halver – Halver-Oberbrügge (Schleifkottenbahn) 7,2 km
Bocholt – Borken – Coesfeld (– Münster) (Neubewertung) 58 km 1.300–3.100[13] 40.042 – 42.397[14] 440 Mio. € -0,29 – 0,94 (Stand 2020)[14] 60 min[14]
Quelle: Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe[15]

Potenzielle Projekte in der Zukunft

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Strecke Länge Reisende je Kilometer Betriebslänge vsl. Fahrgastzahlen Kosten NKF Takt
Menden – Hemer (Oesetalbahn) 8 km 1.100[16] 10,5 Mio. €[16] <0 – 1,01[16] 60 min[16]
Büren – Brilon Stadt (Almetalbahn) 26 km
Hemer – Iserlohn (Oesetalbahn) 8,2 km
Neheim-Hüsten – Arnsberg Süd (RLG-Strecke) 11,1 km
Borken – Winterswijk (teilweise innerhalb der Niederlande) 16,5 km 550 – 750[17] (Stand 2013) 69,8 Mio. €[17]
Schienenanbindung Flughafen Münster/Osnabrück unbekannt
Rahden – Bassum (teilweise innerhalb Niedersachsens) 53,8 km
Versmold – Lengerich (Lappwaldbahn / Verlängerung der TWE-Strecke) 29,6 km
Holzhausen-Hedinghausen – Bohmte (Wittlager Kreisbahn / VLO-Strecke) 20,5 km
Borken – Südlohn – Stadtlohn – Ahaus (ehemals WLE Nordbahn) 30,5 km
(Finnentrop – Listerscheid –) Valbert – Meinerzhagen[18]

Verkehrsunternehmen

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Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Nahverkehrsplan Westfalen-Lippe. (PDF) NWL, Oktober 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 19. September 2020.
  2. a b c d Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL): Ihr Wegweiser für die Zusammenarbeit im NWL. (nwl-info.de [PDF]).
  3. Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW
  4. a b Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe: „Wegweiser für die Zusammenarbeit im NWL“, Stand 01/2025
  5. (Potenzielle) Streckenreaktivierungen im NWL - aktueller Planungsstand: 08.10.2019 (Memento vom 18. Oktober 2019 im Internet Archive)
  6. ZRL, Unterlagen zur 83. Verbandsversammlung, TOP 1 Protokoll Anlage 2, ZIP-Datei (Memento vom 21. November 2015 im Internet Archive)
  7. ZRL, Unterlagen zur 83. Verbandsversammlung, TOP 1 Protokoll Anlage 2, ZIP-Datei (Memento vom 21. November 2015 im Internet Archive)
  8. Brilon zurück am Netz. (PDF) Pro Bahn, abgerufen am 10. Juli 2016.
  9. ZVM, Gutachten Reaktivierung WLE-Strecke (Memento vom 26. August 2016 im Internet Archive)
  10. ZVM, Gutachten Reaktivierung Tecklenburger Nordbahn (Memento vom 17. Juli 2018 im Internet Archive)
  11. Gertz Gutsche Rümenapp, büro stadtVerkehr: Streckenreaktivierungen und Machbarkeitsstudien im NWL: Strecke Lemgo-Lüttfeld – Barntrup. Hrsg.: Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. 12. Juni 2023 (nwl-info.de [PDF]).
  12. a b c d Kurzfassung zum Abschlussbericht. Potentialanalyse und NKU-Bewertung für die Reaktivierung der Röhrtalbahn zwischen Sundern und Arnsberg. (PDF) Abgerufen am 22. Juni 2014.
  13. Potenzialuntersuchung Bocholt – Borken – Münster (Memento vom 16. Juli 2016 im Internet Archive) (PDF; 819 kB), Zweckverband SPNV Münsterland
  14. a b c Machbarkeitsstudie zur Wiederinbetriebnahme der Schienenstrecke Bocholt – Borken – Coesfeld. des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe. 16. Januar 2020, abgerufen am 19. September 2020.
  15. Aktuelle Reaktivierungsvorhaben in Westfalen-Lippe. In: Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. Abgerufen am 3. November 2023.
  16. a b c d Niederschrift der 87. Verbandsversammlung. Zweckverband SPNV Ruhr-Lippe, 24. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2016; abgerufen am 17. Juli 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zrl.de
  17. a b Pruis, O., Rödel, T., van Luyn, S.: Toekomstperspectief grensoverschrijdend vervoer per spoor Achterhoek - Münsterland. Hrsg.: inno-V. 10. Mai 2013.
  18. https://gremien.nwl-info.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZUDFojAx-3nGDsc6CsF-VhDIGbYPtzSKRbg3VCAV2Gey/Beschlussvorlage_14-2023.pdf