Laut der Zwangsprozesshypothese (engl. coercion theory[1], coercion model[2]) kann es im Rahmen von längeren zwischenmenschlichen Beziehungen zu einer gegenseitigen operanten Konditionierung kommen.[3]

Im Zwangsprozess (engl. coercion process[4]) versucht ein Partner, seine Interessen durch Bestrafung (C-) oder durch Entzug von positiven Verstärkern (C+/) durchzusetzen. Wenn er damit Erfolg hat, wird er dieses Verhalten in Zukunft öfter einsetzen. Die Erfüllung seiner Wünsche verstärkt also das Verhalten, Bestrafung als Druckmittel einzusetzen positiv (C+). Wenn der Partner, der die Bestrafung als Druckmittel eingesetzt hat, also nun mit der Bestrafung aufhört, wird der Partner, der ihm den Wunsch erfüllt hat, negativ verstärkt (C-/). Im Sinne des Modelllernens wird sich der Partner diese Strategie möglicherweise abschauen. Da immer wieder Strafreize eingesetzt werden müssen, kommt es zur Habituation und es müssen immer stärkere Strafreize verwendet werden. Die Zwangsprozesshypothese wurde von Gerald R. Patterson und John B. Reid im Jahr 1970 veröffentlicht.[5]

In der Literatur werden familiäre Zwangsprozesse (engl. coercive family process) beschrieben.[6] Im Englischen spricht man auch von "Coercive Family Process Theory".[7]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Encyclopedia of Criminological Theory. SAGE Publications, 2010, ISBN 978-1-4129-5918-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. The Oxford Handbook of School Psychology. Oxford University Press, USA, 2011, ISBN 978-0-19-536980-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Band 2: Störungen im Erwachsenenalter - Spezielle Indikationen - Glossar. Springer Science & Business Media, 2008, ISBN 978-3-540-79542-1, S. 569 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Handbook of Developmental Psychopathology. Springer Science & Business Media, 2014, ISBN 978-1-4614-9608-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Handbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Systemische Praxis der Erziehungs- und Familienberatung. Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, ISBN 978-3-525-46161-7, S. 77 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Sourcebook of Family Theories and Methods: A Contextual Approach. Springer Science & Business Media, 2008, ISBN 978-0-387-85764-0, S. 579 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).