Wollmerschied

Stadtteil von Lorch am Rhein

Wollmerschied ist ein Stadtteil der 12 km entfernt gelegenen Kernstadt Lorch im südhessischen Rheingau. Für die ehemals selbständige Gemeinde Wollmerschied besteht ein eigener Ortsbezirk mit Ortsbeirat. Der auf fast 400 Metern Höhe gelegene Ort liegt in unmittelbarer Nähe zum Rheinsteig.

Wollmerschied
Wappen von Wollmerschied
Koordinaten: 50° 7′ N, 7° 51′ OKoordinaten: 50° 6′ 55″ N, 7° 51′ 30″ O
Höhe: 379 m ü. NHN
Fläche: 5,53 km²[1]
Einwohner: 228 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 41 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 65391
Vorwahl: 06775

Geschichte Bearbeiten

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wollmerschied erfolgte im Jahr 1324 unter dem Namen Wollmerscheit[1] bei der Grenzbestimmung im nördlichen Rheingau statt. Der Ort war mit dem ganzen Rheingau Teil des Kurmainzischen Territoriums. 1675 erfolgte eine Abgrenzung zum benachbarten Ortsteil Ransel. Wollmerschieds Wappen trat zum ersten Mal 1797 auf einem Gerichtssiegel auf. Es zeigt das Bild der Dorfkapelle über dem Mainzer Rad.

1806 kam Wollmerschied zum Herzogtum Nassau und gehörte zum Amt Rüdesheim. Nach der Annexion des Herzogtums durch Preußen wurde der Ort 1867 dem Rheingaukreis im Regierungsbezirk Wiesbaden zugeordnet. 1894 wurde die katholische Kirche St. Antonius errichtet.

Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich der Ort während der alliierten Rheinlandbesetzung in einem schmalen Korridor zwischen den rechtsrheinischen Brückenköpfen der Amerikaner um Koblenz und der Franzosen um Mainz. Das Gebiet bestand bis zur militärischen Besetzung durch Frankreich im Jahr 1923 als Freistaat Flaschenhals. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Ort in der amerikanischen Besatzungszone direkt an der Zonengrenze zur französischen Zone und wurde damit zu einem Teil des Bundeslandes Hessen.

Gebietsreform Bearbeiten

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Wollmerschied zum 1. Januar 1977 zugleich mit den Gemeinden Ransel und Espenschied kraft Landesgesetz in die Stadt Lorch eingegliedert.[3] Für alle nach Lorch eingegliederten Gemeinden sowie für die Kernstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Der letzte Ortsbürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinde war Jakob Schwank; danach folgte als erster Ortsvorsteher Bruno Missler als Vorsitzender des Ortsbeirates.

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung

Wollmerschied: Einwohnerzahlen von 1820 bis 2011
Jahr  Einwohner
1820
  
138
1834
  
176
1840
  
179
1846
  
191
1852
  
193
1858
  
199
1864
  
228
1871
  
220
1875
  
247
1885
  
223
1895
  
244
1905
  
258
1910
  
259
1925
  
229
1939
  
198
1946
  
305
1950
  
288
1956
  
234
1961
  
228
1967
  
210
1970
  
194
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
228
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 12 evangelische (= 5,38 %), 211 katholische (= 94,62 %) Einwohner
• 1961: 22 evangelische (= 9,65 %), 206 katholische (= 90,35 %) Einwohner[1]

Wappen Bearbeiten

Der Gemeinde Wollmerschied im Rheingaukreis ist am 16. Oktober 1958 vom Hessischen Minister des Innern ein Wappen mit folgender Blasonierung genehmigt worden: In Rot eine silberne Kirche belegt mit einem roten Rad.[5]

Kultur Bearbeiten

Die Liste der Kulturdenkmäler in Wollmerschied umfasst drei Positionen:

  • Der alte Ortskern steht unter Ensembleschutz
  • Die kath. Kirche St. Antonius und der Werkerbrunnen sind als Kulturdenkmäler anerkannt.

Seit Menschengedenken besteht in Wollmerschied der Brauch, an Fastnachtsdienstag das Hale-Feuer zu entzünden. Früher sammelten die Schulabgänger, die sogenannten Hale-Buben, bei den Bauern Stroh und Holz, um damit einen großen Scheiterhaufen zu errichtet der von einer Puppe, dem Kasper, bekrönt war. Am Fastnachtdienstag bei Einbruch der Dunkelheit wurde dann das Feuer von den Buben entzündet. Am verbrennen des Kaspers konnten dann Kundige erkennen wie das Wetter sich während des Jahres entwickelt. Dieser Brauch wird bis heute, allerdings von den ortsansässigen Vereinen, fortgeführt.

Seit 2010 findet in Wollmerschied jährlich im Sommer ein überregional bekanntes Musikfestival statt, der Tropen Tango.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wollmerschied (Lorch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g Wollmerschied, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  3. Gesetz zur Neugliederung des Rheingaukreises und des Untertaunuskreises (GVBl. II 330-30) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 312, § 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  4. Hauptsatzung. (PDF; 309 kB) § 9. In: Webauftritt. Stadt Lorch, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. August 2021; abgerufen im Dezember 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lorch-rhein.de
  5. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Wollmerschied, Rheingaukreis, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 16. Oktober 1958. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1958 Nr. 44, S. 1306, Punkt 1078 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,4 MB]).