Wolf-Werner von der Schulenburg

deutscher Offizier und nationalsozialistischer Politiker

Wolf-Werner Graf von der Schulenburg (* 14. September 1899 in Muskau; † 14. Juli 1944 bei Saint-James, Frankreich) war ein deutscher Verwaltungsjurist, Kaufmann, Leiter der Auslandsabteilung des Reichssportführers, Wehrmachtsoffizier und SA-Brigadeführer.

Leben Bearbeiten

Wolf-Werner von der Schulenburg stammte aus einem altmärkischen Adelsgeschlecht. Er war der zweitälteste Sohn des preußischen Generals und späteren NSDAP-Reichstagsabgeordneten Friedrich Bernhard Graf von der Schulenburg (1865–1939) und Freda-Marie Gräfin von der Schulenburg, geb. Gräfin von Arnim (1873–1939), eine Nichte (später auch Stieftochter) des Muskauer Standesherrn Graf Traugott Hermann von Arnim-Muskau. Er hatte vier Geschwister, darunter den jüngeren Bruder Fritz-Dietlof von der Schulenburg und die jüngere Schwester Tisa von der Schulenburg. Bereits frühzeitig schlug er die Militär- und dann die Beamtenlaufbahn ein. Nachdem er am Ersten Weltkrieg als Reserveoffizier teilgenommen hatte, studierte Graf Schulenburg an der Georg-August-Universität Göttingen Rechtswissenschaft. Er wurde im September 1919 im Corps Saxonia Göttingen aktiv. Im Sommersemester 1920 war er Senior des Corps.[1] Am 1. November 1930 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei und am 1. Februar 1931 in die Sturmabteilung ein.[2]

Bis 1933 war er Kaufmann in Brasilien und Berlin und wurde dann Referent im Reichssportamt. 1936 wurde er persönlicher Referent und Gauführer des Gaues Ausland des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen, wenig später Leiter der Auslandsabteilung und des Chefamtes beim Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, der diesen beriet und in außenpolitischen Fragen vertrat. Inzwischen Regierungsdirektor, wurde er bei Kriegsbeginn zum Hauptmann, später zum Major und am 9. November 1942 zum SA-Brigadeführer befördert.[2] Für seine Verdienste wurde er am 20. Juni 1943 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.[3] Ab September 1943 war er mit seiner Abteilung in Italien im Rahmen der Fall Achse eingesetzt, die eine Besetzung der Halbinsel und die Deportation der ins Südreich eingetretenen italienischen Soldaten in Konzentrationslager vorsah.

Beim Rückzug im Herbst 1943 verübten die Truppen unter Schulenburgs Befehl Verbrechen an der Zivilbevölkerung: das Massaker von Matera am 21. September und das Massaker von Pietransieri zwei Monate später, am 21. November. Die britischen Militärermittlungsbehörden sammelten 1944 Beweise gegen ihn und stellten seine Verantwortung für die beiden Massaker und für diese schweren Verstöße gegen das Militärkriegsstrafgesetzbuch fest. Die Special Investigation Branch unter Leitung der Royal Military Police plante ein Verfahren gegen ihn,[4] das wegen seines vorzeitigen Todes jedoch nicht zustande kam.

Am 15. November 1943 wurde Schulenberg Kommandeur (i. V.) des Fallschirm-Jäger-Regiments 1 der 1. Fallschirmjäger-Division. Er fiel im Sommer 1944 als Kommandeur des Fallschirmjäger-Regiments 13 in der Schlacht um Saint-Lô. Postum wurde er zum Oberstleutnant der Reserve ernannt.

Schulenberg war mit der Generalstochter Gisela geb. Freiin von Stralenheim (1902–1986) verheiratet, die nach seinem Tod in Berlin lebte.[5] Die Ehe blieb kinderlos.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kösener Corps-Listen 1930. Eine Zusammenstellung der Mitglieder der bestehenden und nach dem Jahre 1867 suspendierten Corps mit Angabe von Jahrgang, Chargen und Personalien. Hrsg. Otto Gerlach. Im Verlag der Deutschen Corpszeitung, Frankfurt am Main 1930, (Corps) 47/664.
  2. a b Hans-Joachim Teichler: Internationale Sportpolitik im Dritten Reich, In: Wissenschaftliche Schriftenreihe des Deutschen Sportbundes, Band 23, Verlag Hofmann, Schorndorf 1991, S. 111. ISBN 3-7780-7691-4.
  3. Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, S. 688. ISBN 978-3-938845-17-2.
  4. Vito Sebastiani: Voglia di riscatto. Quel 21 settembre 1943 a Matera. Altrimedia, 2003.
  5. Wolfgang von der Groeben: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen 1844 bis 2006 sowie der Landsmannschaft Saxonia zu Göttingen 1840 bis 1844. Düsseldorf 2006.