Witim (russisch Витим) ist eine Siedlung städtischen Typs in Russland in der sibirischen Republik Sacha (Jakutien) im Lensker Ulus. Sie hat 4376 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Siedlung städtischen Typs
Witim
Витим
Föderationskreis Ferner Osten
Republik Sacha (Jakutien)
Ulus Lensk
Gegründet 17. Jh.
Siedlung städtischen Typs seit 1958
Bevölkerung 4376 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums 185 m
Zeitzone UTC+9
Telefonvorwahl (+7) 4113725
Postleitzahl 678150
Kfz-Kennzeichen 14
OKATO 98 227 553
Geographische Lage
Koordinaten 59° 27′ N, 112° 34′ OKoordinaten: 59° 26′ 30″ N, 112° 34′ 15″ O
Witim (Sacha) (Russland)
Witim (Sacha) (Russland)
Lage in Russland
Witim (Sacha) (Republik Sacha)
Witim (Sacha) (Republik Sacha)
Lage in der Republik Sacha‎

Geographie Bearbeiten

Die Siedlung liegt auf dem linken Hochufer der Lena gegenüber der Mündung des Witim.[2] Nach einer Reisenotiz des Erzbischofs von Irkutsk, Nil Issaakowitsch (1799–1874), der Witim 1843 besuchte, befand sich die Siedlung ursprünglich 3 Werst (gut 3 km) nördlich des jetzigen Ortes und ist später die Lena hinaufgezogen.[3]

Geschichte Bearbeiten

 
Witim im 19. Jh.

Witim gehört zu den ältesten Siedlungen an der Lena. Einige Quellen nennen als Gründungsjahr das Jahr 1621.[4] Dies widerspricht jedoch dem neueren Forschungsstand, demzufolge die ersten Russen an der Lena Händler aus Mangaseja waren, die an der Wiljui-Mündung, die sich erheblich weiter flussabwärts befindet, 1620 auf die Lena stießen, sowie ein Demid Pjanda (Демид Пянда), der erst 1623 die obere Lena von der Unteren Tunguska aus erreichte und bei seiner Fahrt an teils felsigen, teils bewaldeten Hochufern entlang auch die Mündung eines großen rechten Nebenflusses (Witim) passierte.[5] Manche Autoren bringen Witim mit einem Winterlager des Pantelei Demidowitsch Pjanda, wahrscheinlich eines Sohnes von Demid Pjanda, in Zusammenhang, der 1643 erwähnt wird.[6] Der Brockhaus-Efron spricht davon, dass Witim 1661 „schon existierte“.[7]

Ursprünglich wahrscheinlich als Winterquartier (зимовья) gegründet, wurde die Siedlung später zu einer Handelsbefestigung ausgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte sich die Siedlung über 2 km am Fluss entlang und zählte um 250 Einwohner bäuerlicher Herkunft, die neben dem Handel von Fischfang und Jagd, dem Transport von Lasten, dem Goldbergbau und dem Kunsthandwerk lebten. Es gab etwa 100 Gehöfte, eine Holzkirche, eine Religionsschule, eine Krankenstation, zwei Gastwirtschaften und eine Gerberei.[8] Die Große Enzyklopädie (Большая энциклопедия) von 1901 spricht von 600 Einwohnern.[9]

Im zaristischen Russland diente der Ort auch als Verbannungsort für politische Gegner des Zarenregimes. Von 1912 bis 1913 lebte hier der aus belarussische jiddische Dichter H. Leivick in Verbannung.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1959 2872
1970 3691
1979 3461
1989 5311
2002 3973
2010 4376

Tabelle: Volkszählungsdaten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Der Ort verfügt über einen Flugplatz (ICAO-Code: UERT).[10] Dieser diente im Zweiten Weltkrieg als Zwischenlandeplatz für alliierte Flugzeuge aus Alaska und wurde dazu 1944 in mühsamem Einsatz der im Ort verbliebenen Alten, Frauen und Kinder ausgebaut. Seit den 1990er Jahren spielt der Flugplatz eine wichtige Rolle bei der Erschließung des Talakan-Ölfeldes, einem bedeutenden Ölfund in der Republik Sacha.[11]

Im Jahr 2010 zählte die Siedlung 4262 Einwohner.[12] Sie verfügt über zwei Mittelschulen. Während bis in das 19. Jahrhundert hinein der Goldbergbau und der Handel mit wertvollen Tierfellen (Zobel) Haupteinnahmequellen des Ortes waren, spielt in neuerer Zeit vor allem die Forstwirtschaft und die Binnenschifffahrt eine Rolle. Die Binnenschifffahrt verliert jedoch durch den Bau einer Eisenbahnstrecke nach Jakutsk im Jahr 2009 und den Bau einer Landstraße von Lensk nach Ust-Kut zunehmend an Bedeutung. Durch den Flugplatz und die geografische Lage des Ortes ist die Erschließung des Talakan-Ölfeldes zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor des Ortes geworden.[11] 1994 wurde eine temporäre Pipeline gebaut. Die Gesellschaft Surgutneftegas (Сургутнефтегаз) nutzt den Ort Witim als logistische Basis für die Versorgung des Ölfeldes. Allein im Jahr 2004, dem ersten Jahr nach der Lizenzerteilung an Surgutneftegas, wurden 700 Waggonladungen mit Gütern wie Öl- und Schmierstoffe, Bohrausrüstungen, Wohnwagen, Versorgungstrailer, Diesel-Kraftstationen, Baumaschinen und Fahrzeuge über Witim geliefert. Die Gesellschaft Surgutneftegas errichtete hierzu eine Straße von Witim in das 100 km entfernte Talakan-Ölfeld.[13]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Vitim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Witim auf GoogleMaps
  3. zitiert nach Газета "Якутия". Витимская слобода@1@2Vorlage:Toter Link/2010.gazetayakutia.ru (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (vom 19. November 2009, russisch, abgerufen am 16. Oktober 2012)
  4. (1) Geografisch-Statistisches Wörterbuch des Russischen Reiches (Географическо-статистический словарь Российской империи) (St. Petersburg, 1883); (2) Irkutsk und die Irkutsker Region unter Einbeziehung anderer Regionen und Provinzen Sibiriens (Иркутск и Иркутская губерния с очерком прочих губерний и областей Сибири) (Irkutsk, 1870, S. 55). beide zitiert nach Газета "Якутия" (s. o.)
  5. Fisher, Raymond Henry: The Russian Fur Trade, 1550-1700. University of California Press, 1943 (englisch). vgl. den Abschnitt Землепроходец Пянда и открытие Лены (Der Entdecker Pjanda und die Erschließung der Lena) in Открытие русскими средней и восточной Сибири (Die russische Erschließung des nördlichen und östlichen Sibiriens), abgerufen am 26. November 2010 (russisch). siehe auch Demid Pjanda
  6. Natalja Chowawko: Witimer historisches Kaleidoskop@1@2Vorlage:Toter Link/www.isurgut.ru (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Исторический калейдоскоп Витима ) (russisch). abgerufen am 27. November 2010
  7. Brockhaus-Efron. Enzyklopädisches Wörterbuch. (Энциклопедический Словарь). St. Petersburg, 1892. Bd. 12 (russisch). Online-Ausgabe in der Библиотека "Вехи", abgerufen am 24. November 2010
  8. Sibirischer Bote (Сибирский вестник) Nr. 10 (1867), zitiert nach Газета "Якутия" (s. o.)
  9. Große Enzyklopädie (Большая энциклопедия). St. Petersburg, 1901. zitiert nach Газета "Якутия" (s. o.)
  10. Flugplatzinformation von www.gcmap.com abgerufen am 24. November 2010
  11. a b Natalja Chowawko: Witimer historisches Kaleidoskop. (s. o.)
  12. Föderaler Dienst für staatliche Statistik (Федеральная служба государственной статистики): Einwohnerzahlen der Verwaltungseinheiten bis auf Rajonebene, Städte und Siedlungen städtischen Typs; Berechnung zum 1. Januar 2010 (Memento vom 1. Juni 2012 im Internet Archive) (MS Excel; 562 kB), abgerufen am 24. November 2010
  13. Pressemitteilung der Surgutneftegas vom 10. Dezember 2004 (Memento des Originals vom 9. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.surgutneftegas.ru (englisch), abgerufen am 25. Februar 2011