Bismit (veraltet auch Wismutocker) ist ein Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Bi2O3 und entwickelt meist körnige bis massige Mineral-Aggregate oder erdige bis pulvrige Überzüge in gelber, grüngelber oder graugrüner Farbe. Kristalle entstehen nur selten und dann auch nur mikroskopisch klein.

Bismit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Bis[1]

Chemische Formel Bi2O3
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/C.02
IV/C.02-030[2]

4.CB.60
04.03.10.02
Ähnliche Minerale Sphaerobismoit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[4]
Gitterparameter a = 5,8486 Å; b = 8,1661 Å; c = 7,5097 Å
β = 113,00°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 8,64 bis 9,22; berechnet: 10,4[5]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität uneben, erdig bei derben Aggregaten[5]
Farbe graugrün, grünlichgelb bis leuchtend gelb[5]
Strichfarbe grau bis gelb[5]
Transparenz undurchsichtig, durchsichtig bis durchscheinend nur in sehr dünnen Schichten[5]
Glanz schwacher Diamantglanz, matt, erdig[5]
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,42[6]
Doppelbrechung δ = 0,000[6]
Optischer Charakter zweiachsig

Es ist sehr weich und leicht zu zerreiben, undurchsichtig und von gelb über grau nach grün schimmernd oder matt. Es besteht aus Wismutoxid Bi2O3 mit 89,7 % Wismut und kann durch Eisen, Kupfer und Arsen verunreinigt sein.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals beschrieben wurde Bismit 1753 durch Johan Gottschalk Wallerius, der das Mineral nach seiner Zusammensetzung benannte. Als Typlokalität gilt Wolfgang Maaßen-Grubenfeld (Pucherschacht) bei Neustädtel im Erzgebirge.

Klassifikation

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In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bismit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung „M2O3- und verwandte Verbindungen“, wo er gemeinsam mit Arsenolith, Russellit, Senarmontit und Sillénit sowie im Anhang mit Koechlinit in der „Arsenolith-Bismit-Gruppe“ mit der Systemnummer IV/C.02 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/C.02-030. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3 (M2O3 und verwandte Verbindungen)“, wo Bismit zusammen mit Arsenolith, Chrombismit, Dukeit, Senarmontit, Sillénit und Sphaerobismoit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IV/C.02 bildet.[2]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bismit in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 4.CB.60 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Bismit die System- und Mineralnummer 04.03.10.02. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 3+ (A2O3)“ in der „Claudetitgruppe“, in der auch Claudetit und Stibioclaudetit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

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Kristallstruktur von Bismit

Bismit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 5,8486 Å; b = 8,1661 Å, c = 7,5097 Å und β = 113,00° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Modifikationen und Varietäten

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Die Verbindung Bi2O3 tritt in der Natur dimorph auf und kann neben Bismit auch in der tetragonalen Struktur des Sphaerobismoits in der Raumgruppe P42212 (Raumgruppen-Nr. 94)Vorlage:Raumgruppe/94 kristallisieren.[5]

Bildung und Fundorte

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Bismit aus dem Pucher-Schacht, Bergbaugebiet Wolfgang Maaßen, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen (Größe: 2 cm × 3,5 cm × 1,6 cm)

Bismit bildet sich durch Oxidation von Bismut und findet sich daher meist als Überzug, derb und eingesprengt in Pseudomorphosen nach Bismuthinit und Aikinit.[5]

Bisher wurden 156 Fundorte registriert (Stand: 2009), so unter anderem einige Regionen in Australien; Departamento La Paz und Departamento Potosí in Bolivien; am Rio Grande in Brasilien; Guizhou, Qinghai und Yunnan in China; Baden-Württemberg (Schwarzwald), Bayern (Bayerischer und Oberpfälzer Wald), Hessen (Odenwald), Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz (Siegerland), Sachsen-Anhalt (Harz), Sachsen (Erzgebirge) und Thüringen (Vogtland) in Deutschland; Elsass, Auvergne und Bretagne in Frankreich; Attika in Griechenland; England in Großbritannien; Lombardei, Piemont und Sardinien in Italien; Honshū und die Nansei-Inseln in Japan; Ontario in Kanada; Kasachstan; Kivu in der Demokratischen Republik Kongo; Antananarivo und Fianarantsoa auf Madagaskar; Durango in Mexiko; Erongo und Kunene in Namibia; Aust-Agder in Norwegen; Kärnten und Steiermark in Österreich; Niederschlesien in Polen; Russland (nördliche und westsibirische Regionen); Västmanland in Schweden; Kanton Wallis in der Schweiz; Banská Bystrica und bei Košice in der Slowakei; Böhmen in Tschechien; sowie viele Regionen in den USA.[8]

Siehe auch

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Literatur

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  • Clifford Frondel: Mineralogy of the oxides and carbonates of bismuth. In: American Mineralogist. Band 28, 1943, S. 521–535 (englisch, rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 13. März 2025]).
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Commons: Bismite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  3. David Barthelmy: Bismite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 13. März 2025 (englisch).
  4. a b c Gunnar Malmros: The crystal structure of alpha-Bi2O3. In: Acta Chemica Scandinavica. Band 24, 1970, S. 384–396, doi:10.3891/ACTA.CHEM.SCAND.24-0384 (englisch, actachemscand.org [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 13. März 2025]).
  5. a b c d e f g h i Bismite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54 kB; abgerufen am 13. März 2025]).
  6. a b Bismite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. März 2025 (englisch).
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  8. Fundortliste für Bismit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 13. März 2025.