Windsor (Vermont)

Gemeinde im US-Bundesstaat Vermont

Windsor[1] ist eine Town im Windsor County des Bundesstaates Vermont in den Vereinigten Staaten mit 3559 Einwohnern (laut Volkszählung von 2020).

Windsor

Die Old South Congregational Church
Lage in Vermont
Windsor (Vermont)
Windsor (Vermont)
Windsor
Basisdaten
Gründung: 7. Juli 1761
Staat: Vereinigte Staaten
Bundesstaat: Vermont
County: Windsor County
Koordinaten: 43° 29′ N, 72° 25′ WKoordinaten: 43° 29′ N, 72° 25′ W
Zeitzone: Eastern (UTC−5/−4)
Einwohner: 3.559 (Stand: 2020)
Haushalte: 1.524 (Stand: 2020)
Fläche: 51,1 km² (ca. 20 mi²)
davon 50,4 km² (ca. 19 mi²) Land
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km²
Höhe: 323 m
Postleitzahl: 05089
Vorwahl: +1 802
FIPS: 50-84925
GNIS-ID: 1462266
Website: www.windsorvt.org

Das Old Constitution House, in dem die Verfassung der Vermont Republic unterschrieben wurde

Geografie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Die Gemeinde erstreckt sich entlang des Westufers des Connecticut River in den östlichen Ausläufern der Green Mountains. Der 954 m (3150 ft) hohe Mount Ascutney liegt zur Hälfte ebenfalls auf dem Gemeindegebiet. Windsor gehört zum sogenannten Upper Valley, einer Region in Vermont und New Hampshire entlang des Connecticut, an deren südlicher Grenze.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Alle Entfernungen sind als Luftlinien zwischen den offiziellen Koordinaten der Orte aus der Volkszählung 2010 angegeben.[2]

Klima Bearbeiten

Die mittlere Durchschnittstemperatur in Windsor liegt zwischen −7,8 °C (18 °Fahrenheit) im Januar und 20,6 °C (69 °Fahrenheit) im Juli. Damit entspricht das Klima des Ortes weitgehend dem langjährigen Mittel Vermonts. Die Schneefälle zwischen Oktober und Mai liegen mit mehr als zwei Metern bei einem Spitzenwert von 45 cm im Januar etwa doppelt so hoch wie die mittlere Schneehöhe in den USA. Die tägliche Sonnenscheindauer liegt am unteren Rand des Wertespektrums der USA.[3]

Geschichte Bearbeiten

Windsor wurde am 6. Juli 1761 durch Gouverneur Benning Wentworth als Teil der New Hampshire Grants ausgerufen. Die erste dauerhafte Besiedlung durch eine Familie aus Farmington, Connecticut ist ab August 1764 dokumentiert. Kurz danach fand die konstituierende Stadtversammlung statt; das genaue Datum ist nicht überliefert.

Am 2. Juli 1777 wurde in Elijah West's Tavern (heute Old Constitution House, ein Museum) die Verfassung der ein halbes Jahr zuvor ausgerufenen Vermont Republic durch 72 Delegierte aus 28 Towns des neuen Staates verabschiedet. Sie war die erste geschriebene Verfassung eines selbständigen Staates auf amerikanischem Boden. Die Verfassung räumte allen erwachsenen Männern Wahlrecht ein und verbot ausdrücklich die Sklaverei.

Bereits 1793 wurde Windsor verwaltungstechnisch in zwei eigenständige Bereiche getrennt, die auch beide eigene Delegierte in den Kongress absandten. Doch erst am 4. November 1814 kam es zur Abspaltung von West Windsor als eigenständiger Town. Schon am 1. März 1816 wurden die beiden Towns wieder unter dem ursprünglichen Namen zusammengefasst. Eine endgültige Trennung der Towns in ihren heutigen Grenzen wurde erst am 26. Oktober 1848 vorgenommen. Dabei wurde der neuen Town mehr als 55 % der Fläche des ursprünglichen Gemeindegebietes von Windsor mitgegeben, aber nur ein Drittel der Bewohner.

Ab 1848 wurde die Bahnstrecke Brattleboro–Windsor durch das Flusstal des Connecticut River gebaut. Sie erreichte 1849 Windsor, das seitdem über einen Personenbahnhof verfügt. Die Bahnlinie wurde allerdings nicht bestimmend für die Weiterentwicklung der Town, wie es bei einigen anderen Stationen entlang der Linie der Fall war.

Bereits ab der Wintersaison 1935/36 wurden Loipen am und um den Mount Ascutney gezogen und der Wintersport erstmals organisiert. Die Entwicklung zu einem Wintersportort begann aber erst 1946 mit der Eröffnung eines ersten Skilifts, dem in kurzer Folge weitere folgten und durch einen Hotelkomplex ergänzt worden. Nach anfänglichen Erfolgen erlebte die Wintersportindustrie Sermons ab jedem Beginn der 1970er Jahre aber deutliche Einbußen, die zu einer Überschuldung der Town und Stillstand der Entwicklung der Tourismuseinrichtungen führte. 1983 ging die Betreibergesellschaft der Anlagen bankrott, die betroffenen Ortschaften Windsor, West Windsor und Weathersfield blieben auf einem Schuldenberg von 2,5 Millionen Dollar sitzen, was ihre kommunalen Tätigkeiten praktisch zum Erliegen brachte. Eine neue Betreibergesellschaft nahm hohe Kredite auf und investierte bis 1990 etwa 65 Millionen Dollar in das Gebiet, doch sie zahlten sich nicht aus. Im April 1990 musste erneut Insolvenz angemeldet werden, die Anlage wurde 1991 erneut geschlossen. Auch ein dritter Versuch ab 1993, das Skizentrum wirtschaftlich zu betreiben, musste aufgegeben werden und führte zur Schließung des Geländes zur Saison 2010/2011. Seither wurde ein Teil der Skilifte und des Geländes verkauft; die Town West Windsor versucht seit Oktober 2014, auf einem Teilgebiet des alten Areals und mit dem verbliebenen Hauptgebäude und einem Skilift, den Betrieb auf einer kleineren Basis wieder aufzubauen.[4]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Volkszählungsergebnisse[5] – Town of Windsor, Vermont
Jahr 1700 1710 1720 1730 1740 1750 1760 1770 1780 1790
Einwohner 1542
Jahr 1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890
Einwohner 2211 2757 2956 3134 2744 1928 1669 1699 2175 1846
Jahr 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990
Einwohner 2119 2407 3687 4359 4155 4402 4468 4158 4084 3714
Jahr 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090
Einwohner 3756 3553 3559

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

 
Die Cornish-Windsor Bridge

Im Ortszentrum stehen eine Reihe von Gebäuden, die in der Liste des National Register of Historic Places aufgenommen sind. Dazu zählen zum Beispiel die Old South Congregational Church und das Old Constitution House.

Die gedeckte Brücke Cornish-Windsor Bridge, die in ihrer heutigen Form 1866 als vierte Brücke an dieser Stelle errichtet worden war, überspannt den Connecticut River mit zwei Brückenteilen über eine Gesamtweite von 124 m (407 ft). Nur ihr westlicher Brückenkopf gehört zu Vermont, da die Grenze zum Nachbarstaat New Hampshire, die von der Brücke überquert wird, am westlichen Flussufer liegt.[6]

Parks Bearbeiten

Der Mount Ascutney State Park, ein mehr als 600 ha (1500 acres) großes Landschaftsschutzgebiet auf dem Mount Ascutney, wurde 1935 gegründet und dient als Naherholungsgebiet.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Bis in das späte 19. Jahrhundert prägte die Schafzucht das Gebiet; Merinoschafe aus Windsor wurden bis nach Südafrika und Australien exportiert. Danach gewann die Milchviehwirtschaft für den Landstrich an Bedeutung, die seit den 1960er Jahren als Wirtschaftsfaktor hinter den Skitourismus zurücktrat. Seit der Schließung des Skigebietes am Mount Ascutney wird durch die Stadtverwaltung aktiv versucht, mittelständische Unternehmen in den Ort zu ziehen und die derzeit hauptsächlich landwirtschaftlich orientierte Industrie, die sich in erster Linie auf eine Molkerei, eine Fleischräucherei und eine Schnapsbrennerei beschränken, zu diversifizieren und der Abwanderungstendenz der Einwohner entgegenzuwirken.

Verkehr Bearbeiten

Im Tal des Connecticut River verlaufen sowohl die Interstate 91 als auch die Vermont State Route 5, so dass ein guter Anschluss an das Fernstraßennetz der USA besteht. Im Ort besteht außerdem eine Bahnstation mit täglichem Amtrak-Personenzuganschluss.[8] Ein Hubschrauberlandeplatz, der Windsor Armory Heliport am Südrand der Siedlung, ergänzt das Verkehrsangebot.

Medien Bearbeiten

Ein lokaler Fernsehsender, WVTA, und ein UKW-Sender, WVPR (auf 89. MHz), sind in Windsor angesiedelt.[3] Eine eigene Tageszeitung oder ein Wochenblatt ist dagegen nicht vorhanden.

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Neben den üblichen städtischen Verwaltungen, der öffentlichen Bibliothek (die Windsor Public mit rund 22.000 Bänden)[3] und der unten genannten Schulen wird in Windsor seit 1933 ein allgemeines Krankenhaus, das Mount Ascutney Hospital & Health Center betrieben.[9]

Bildung Bearbeiten

Auf der „Juniper Hill Farm“ begann am 1. Oktober 1939 der Schulbetrieb der von dem deutschen Emigrantenehepaar Max und Gertrud Bondy gegründeten Windsor Mountain School.

Windsor gehört mit Hartland, West Windsor und Weathersfield zur Windsor Southeast Supervisory Union.[10]

In Windsor sind heute eine öffentliche Grundschule, die sechszügige Windsor State Street School mit rund 250 Schülern, und die Windsor High School, die von der 7. zur 12. Klasse führt und knapp 400 Schüler aufnimmt, angesiedelt. Private Schulen sind nicht verzeichnet.[11] Die nächstgelegenen Colleges finden sich in Hanover und Keene, beide im Nachbarstaat New Hampshire, sowie in Castleton.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Zadock Thompson: History of Vermont, natural, civil and statistical, in Three Parts. Part 3. Chauncey Goodrich, Burlington 1842, S. 194 f. (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Windsor, Vermont – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Windsor. In: Geographic Names Information System. United States Geological Survey, United States Department of the Interior; (englisch)., abgerufen am 1. Oktober 2014
  2. Koordinaten der Orte der Census-Behörde 2010
  3. a b c Klima- und Mediendaten bei www.City-Data.com (englisch)
  4. Geschichte des Skigebiets am Mount Ascutney auf NewenglandSkiHistory.com (englisch)
  5. Einwohnerzahl 1790–2010 laut Volkszählungsergebnissen
  6. Eintrag der Cornish-Windsor Bridge im Brückenverzeichnis von VirtualVermont.com (englisch)
  7. Eintrag des Mount Ascutney State Park auf den Seiten der Forstbehörde (englisch) (Memento vom 28. August 2016 im Internet Archive)
  8. Illustrierte Website über die Bahnstation Windsor – Mt. Ascutney (englisch)
  9. Homepage des Mount Ascutney Hospital & Health Center (englisch)
  10. Windsor Southeast Supervisory Union, abgerufen am 11. Juni 2017
  11. Schulverzeichnis für Windsor auf den Seiten von City-Data.com (englisch)