William Safire

US-amerikanischer Publizist
(Weitergeleitet von William L. Safire)

William Lewis Safire (* 17. Dezember 1929 in New York, New York; † 27. September 2009 in Rockville, Maryland) war ein US-amerikanischer Publizist.

US-Präsident George W. Bush (hinten) hängt William Safire die Freiheitsmedaille um (2006)

Familie und Jugend Bearbeiten

Aus einer jüdischen Familie stammend, fügte er seinem Familiennamen Safir ein -e zu, um ihn leichter aussprechbar zu machen. In New York besuchte er die Bronx High School of Science für Hochbegabte und studierte vier Semester an der Syracuse University.

Karriere Bearbeiten

Von 1955 bis 1960 war er in einer PR-Agentur beschäftigt. 1960 und 1968 nahm Safire an den Wahlkampagnen von Präsidentschaftskandidat Richard Nixon teil, ab 1968 war er Redenschreiber für Präsident Nixon und dessen Vizepräsidenten Spiro Agnew. Aus dieser Zeit stammt seine berühmt gewordene Wortreihung nattering nabobs of negativism.[1] Bekannt wurde ebenso sein Memo In Event of Moon Disaster, welches er für ein mögliches Unglück während der ersten Mondlandung geschrieben hatte. Während seiner Zeit als Präsidentenberater wurde er im Auftrag Nixons abgehört, was Safire mit „gezügelter Wut“ zur Kenntnis nahm.[2]

Von 1973 bis 2005 arbeitete Safire als Kolumnist der New York Times. Ab dem Jahr 2000 leitete er die Dana Foundation, die neurowissenschaftliche Projekte fördert. Außer seinen politischen Kolumnen schrieb er in der New York Times auch seine etymologische Sonntagskolumne On Language, deutsch Über Sprache. Safire verfasste zudem mehrere Romane und Sachbücher.

1992 stimmte Safire für den US-Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton, wurde nach der Wahl aber zu einem seiner schärfsten Kritiker. Hillary Clinton war oft Ziel seiner zornigen Kommentare. Kontrovers diskutiert wurde seine Beschimpfung der Senatorin als „kongenitale Lügnerin“. Clintons damaligem Pressesprecher Mike McCurry zufolge hätte der Präsident, wäre er nicht durch seine Amtsverpflichtungen gehindert, seine Antwort direkt auf der Nase Safires landen lassen.

2005 ehrte Arthur Ochs Sulzberger Jr. (* 1951), Herausgeber der The New York Times, Safire zu seiner Pensionierung als Kolumnist: „Die New York Times wäre ohne Bill Safire völlig unvorstellbar. Seine provokanten und aufschlussreichen Kommentare haben unsere Leser in ihren Bann gezogen, seit er 1973 zum ersten Male unsere Kommentarseite zierte. Nach der Kolumne zu greifen wurde für unsere Leser im Lande wie weltweit zu einem entscheidenden und vergnüglichen Aspekt des Tages. Es ging nicht darum, einer Meinung mit ihm zu sein. Sein Schreibstil war reizend, fundiert und einnehmend.[3]

Politik Bearbeiten

Safire bezeichnete sich als libertären Konservativen. Außenpolitisch galt er als Falke und namhafter Fürsprecher Israels. Uri Avnery, Träger des Alternativen Nobelpreises, nannte ihn einen „Mann, der von Scharon hypnotisiert ist“.[4] In seinen Kolumnen trat Safire aktiv für den Irak-Krieg ein, verbreitete die später als Propaganda enthüllten Aussagen über Massenvernichtungswaffen in der Hand Saddam Husseins und unterstützte die amerikanische Kriegsführung gegen den Irak. Er kritisierte allerdings die US-Regierung wegen ihres Umgangs mit Gefangenen bis hin zum Folterskandal in Abu Graib.

In Deutschland wurde Safire vor allem durch die Kontroverse um seine in der New York Times erschienene Kolumne mit dem Titel „Auschwitz in the Sand“ bekannt. Darin kritisierte er 1989 die Lieferung von Komponenten für libysche Giftgasfabriken durch deutsche Unternehmen.

Preise und Ehrungen Bearbeiten

An der Syracuse University hielt er 1978 und 1990 die Ansprachen zu Semesterbeginn. Ab 1995 gehörte er zur Jury für den Pulitzer-Preis. Wiederholt war er Studiogast der NBC-Fernsehsendung Meet the Press.

Kritik Bearbeiten

Safires publizistischer Auftritt war umstritten. Er arbeite mit Unterstellungen, indem er lautstark diverse Skandale behaupte, die nie durch Fakten gedeckt waren. „Wenn die Anschuldigung untersucht wurde, ignorierte er es einfach, wenn sie mit Getöse zusammenbrach“, zitiert der konservative britische Telegraph in seinem Nachruf einen Kritiker.[5] Der Autor William Greider schrieb 1977 in der Washington Post über Safires Kolumnen: „Er äußert auch frevlerische Meinungen, manchmal überzeugend und immer provokant, selbst wenn Geist und Gehalt nicht übereinstimmen. Safire ist wie eine lodernde Fackel, die in einem grauen Museum ausgestellt ist und die Aufmerksamkeit jedes Betrachters erregt.“[6] In der Wochenzeitung The Nation hieß es 2004: „Safires jüngste Arbeiten – unbelastet von Recherchen, unbelästigt von Redakteuren – zeigen, dass er mehr darauf aus ist, verfügbare Informationen zu manipulieren als zu interpretieren.“[7]

Schriften Bearbeiten

Safire veröffentlicht mehr als zwanzig Bücher, darunter viele Auswahlbände mit seinen Kolumnen. Auswahl:

Über Sprache:

  • The Right Word in the Right Place at the Right Time: Wit and Wisdom from the Popular Language Column in the New York Times Magazine. Simon & Schuster, New York 2004, ISBN 0-7432-4244-0.
  • No Uncertain Terms: More Writing from the Popular “On Language” Column in The New York Times Magazine. Simon & Schuster, New York 2003, ISBN 0-7432-4243-2.

Romane:

Politische Sachbücher:

  • Safire’s Political Dictionary.; Random House, New York 19681, 19722, 19783, ISBN 0-394-50261-2.
  • The Relations Explosion. 1963.
  • Plunging into Politics. 1964.
  • Before the Fall: An Inside View of the Pre-Watergate White House. Garden City, Doubleday, New York 1975.

Als Herausgeber:

  • Lend Me Your Ears: Great Speeches in History. Norton & Company, New York/London 1997, ISBN 0-393-04005-4.
  • Words of Wisdom: More Good Advice. Simon & Schuster, New York 1989, ISBN 0-671-67535-4.
  • Good Advice. Gramercy Books, New York 1982, ISBN 0-517-08473-2 (mit Leonard Safir).

Weblinks Bearbeiten

Wikisource: William Lewis Safire – Quellen und Volltexte (englisch)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der Virtuose und der Wahrsager. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  2. William Safire: The Suspicious 17; ESSAY In: The New York Times, 9. August 1973 
  3. „The New York Times“ without Bill Safire is all but unimaginable, Bill's provocative and insightful commentary has held our readers captive since he first graced our Op-Ed Page in 1973. Reaching for his column became a critical and enjoyable part of the day for our readers across the country and around the world. Whether you agreed with him or not was never the point, his writing is delightful, informed and engaging.“ Zitiert nach: Safire to End Column. The New York Times, 15. November 2004, online, abgerufen am 20. Februar 2012
  4. Uri Avnery: The Night After. The Easier the Victory, the Harder the Peace (Memento vom 9. Juli 2008 im Internet Archive); in: Counterpunch, Ausgabe vom 10. April 2003
  5. „His critics, however, said that Safire made loose accusations, trumpeting various "scandals" that were never borne out by the facts. "When the accusation unravelled," noted one, "he'd simply ignore the thud of his charges hitting the floor."“ – William Safire. In: The Telegraph, 28. September 2009. Nachruf, aufgerufen am 20. Februar 2012
  6. „He also expresses outrageous opinions, sometimes persuasive and always provocative, even when wit dims his meaning. Safire is a gaudy flame on display in a gray museum, so every spectator pays attention.“ In: Contemporary Literary Criticism, Band 10, 1979; hier zitiert nach bookrags.com, aufgerufen am 20. Februar 2012. Vgl. auch Joe Holley: Prize-winning columnist, language expert. In: Los Angeles Times, 28. September 2009, Nachruf, aufgerufen am 20. Februar 2012
  7. „Safire’s recent work – unburdened by factchecking, unchallenged by editors – shows he is more intent on manipulating than interpreting the available information.“ David Corn: The Propaganda of William Safire. The Nation, 25. Februar 2004