Wilhelm Sporleder

deutscher Politiker, Mitglied des niedersächsischen Landtags

Wilhelm Sporleder (* 28. Dezember 1874 in Linden; † 24. Januar 1945 in Hannover) war ein deutscher Gastwirt, sozialdemokratischer Kommunalpolitiker[1] und Opfer des Nationalsozialismus.[2]

Leben und Wirken Bearbeiten

Geboren wenige Jahre nach der Ausrufung des Deutschen Kaiserreichs, erlernte Wilhelm Sporleder nach der Erhebung seines Geburtsortes Linden,[1] dem ehemals „größten Dorf Preußens“, zur selbständigen Stadt[3] den Beruf des Gastwirtes.[1]

Als Mitglied der SPD wurde mit Sporleder bei den Kommunalwahlen 1911 – noch galt das preußische Dreiklassenwahlrecht – erstmals in Linden ein Mitglied der Sozialdemokraten in das 29-köpfige Bürgervorsteherkollegium gewählt.[4] Sporleder stand somit unter anderem auch in direktem Kontakt mit dem seinerzeitigen „Oberbürgermeister“ der Stadt Linden, Hermann Lodemann.[5]

Nach dem Ersten Weltkrieg, zu Beginn der Weimarer Republik wurde Wilhelm Sporleder am 29. August 1919 zunächst zum – ehrenamtlich tätigen – Senator der Stadt Linden gewählt. Ab dem Folgejahr,[1] dem Jahr der Eingemeindung Lindens in die Stadt Hannover[6] vertrat Lodemann zudem die Interessen seines Wahlkreises im Hannoverschen Provinziallandtag (bis 1933).[1]

Am 4. Mai 1924 wählten die Hannoveraner Sporleder wiederum zum Bürgervorsteher (BV). Nachdem er jedoch noch im selben Jahr zum ehrenamtlichen Senator gewählt worden war, legte Wilhelm Sporleder sein BV-Mandat am 7. Oktober 1924 ab.[1]

Rund fünf Jahre später wurde Sporleder am 20. Dezember 1929 wiedergewählt. Als Wilhelm Sporleder am 12. März 1933, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, abermals zum Bürgervorsteher gewählt wurde, verzichtete er diesmal jedoch auf sein Amt als Senator, um sein politisches Mandat direkt nutzen zu können. Doch noch im selben Jahr zwangen ihn die Nazis, sein Amt niederzulegen.[1]

Auch den Tod von Wilhelm Sporleder am 24. Januar 1945,[1] wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges,[7] verantworteten die Nazis.[8] Sporleder starb an den Folgen seiner Haft im Konzentrationslager Neuengamme.[9] Er gilt damit als der einzige Parlamentarier aus der Zeit der Weimarer Republik, der aus dem Gebiet der heutigen Region Hannover durch Tod zum Opfer des Nationalsozialismus wurde.[10]

Ehrungen Bearbeiten

 
Die 2007 im Niedersächsischen Landtag installierte Gedenktafel „Die Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersächsischen Gebieten

Literatur Bearbeiten

  • Joachim Lilla: Der Preußische Staatsrat 1921–1933. Ein biographisches Handbuch. Mit einer Dokumentation der im „Dritten Reich“ berufenen Staatsräte (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 13). Droste, Düsseldorf 2005, ISBN 3-7700-5271-4, S. 153.
  • Beatrix Herlemann: Gedenktafel „Die Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersächsischen Gebieten“. Die Biografien der Opfer. Der Präsident des Niedersächsischen Landtages, Hannover 2007, S. 344.
  • N.N.: Gedenktafel / „Die Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersächsischen Gebieten“ / Landesgeschichte im Landtag, Handzettel hrsg. Präsidenten des Niedersächsischen Landtages [o. O., o. D., Hannover: 2007?], herunterladbar als PDF-Dokument
  • Klaus Mlynek: SPORLEDER, Wilhelm. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 342; online über Google-Bücher

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Klaus Mlynek: SPORLEDER ... (siehe Literatur)
  2. N.N.: Gedenktafel ... (siehe Literatur)
  3. Klaus Mlynek: Linden. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 406ff.
  4. Jens Matthaei, Edith Meyfarth, Jonny Peter (Verantw. Vorstand): Die Stadt Linden auf der Seite quartier-ev.de; online zuletzt abgerufen am 21. Oktober 2014
  5. Klaus Mlynek: Lodemann, Hermann. In: Stadtlexikon Hannover, S. 414
  6. Klaus Mlynek: Eingemeindungen. In: Stadtlexikon Hannover, S. 153
  7. Klaus Mylnek: Zweiter Weltkrieg. In: Stadtlexikon Hannover, S. 694f.
  8. a b Beatrix Herlemann: Gedenktafel ... (siehe Literatur)
  9. Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  10. a b Karljosef Kreter (Ansprechpartner): Gedenktafel ... (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
  11. Helmut Zimmermann: Sporlederweg, in derselbe: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 233