Wildbrücke Völkermarkt

Straßenbrücke in Völkermarkt in Kärnten

Die Wildbrücke Völkermarkt ist eine nach der Firma für Präzisionstechnik Wild GmbH[4] benannte Straßenbrücke in Völkermarkt in Kärnten (Österreich). Sie überquert eine kleine Talsohle östlich der Gemeinde und dient in erster Linie dem Werksverkehr (Logistik der Firma Wild), aber auch der allgemeinen Anbindung an die zwischen Graz und Klagenfurt verlaufende B 70. Das Alleinstellungsmerkmal der Brücke ist der 70 m weite, das Tal überspannende, aus Ultrahochfestem Beton (UHFB) gefertigte Bogen, der bei seiner Fertigstellung 2010 weltweit einzigartig war.[5] Fachleute schätzen die Nutzungsdauer dieses Baustoffs, aus dem dieses Tragwerk errichtet wurde, auf über 200 Jahre und vergleichen es mit den Eigenschaften von Granit[6].

Wildbrücke Völkermarkt
Wildbrücke Völkermarkt
Wildbrücke Völkermarkt
Blickrichtung Nordost
Nutzung Zufahrt zur B 70 in Richtung Graz und Klagenfurt
Überführt Mühlgraben bei Völkermarkt
Ort Völkermarkt in Kärnten, Österreich
Konstruktion Bogenbrücke
Gesamtlänge 157 m
Breite 14 m
Längste Stützweite 70 m
Höhe 40 m
Tragfähigkeit 1500 t
Baukosten 2,6 Mio. Euro
Baubeginn 2007
Fertigstellung 2010
Eröffnung 2010
Planer Ingenieurgesellschaft KHP Leipzig[1], Wörle Sparowitz Ingenieure[2] und Ingenieurbüro Zimmermann, Kuss und Partner[3]
Lage
Koordinaten 46° 39′ 40″ N, 14° 38′ 53″ OKoordinaten: 46° 39′ 40″ N, 14° 38′ 53″ O
Wildbrücke Völkermarkt (Kärnten)
Wildbrücke Völkermarkt (Kärnten)

Vorgeschichte Bearbeiten

Die Expansion der Firma Wild in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts, deren Werksgelände am östlichen Rand der Gemeinde Völkermarkt liegt und die damit verbundene erhöhte Verkehrsbelastung in der Gemeinde machte es nötig, dafür eine Entlastung zu finden. Als beste Lösung einigte man sich, eine Straßenanbindung an die nordöstlich verlaufende B70 zu bauen, wofür allerdings ein kleines Tal zu überwinden war. In Verhandlungen der Kommunalgesellschaft[7] Völkermarkt und der Firma Wild kam man überein, dem Land Kärnten einen entsprechenden Vorschlag zu unterbreiten. Nachdem das Bundesland die Bereitschaft zur Unterstützung des Projekts zugesagt hatte, begannen 2006 die Planungen, mit denen das Ingenieurbüro Zimmermann, Kuss und Partner in Zusammenarbeit mit der TU Graz mit Lutz Sparowitz als deren Fachprofessor und Michael Reichel, damals Mitarbeiter der TU Graz bei Sparowitz, heute KHP Leipzig – Niederlassung Graz[8], beauftragt wurde. Dass die Wildbrücke letztendlich einmal zu einem Wallfahrtsort für Brücken- und Hochbauexperten werden würde, konnte im Anfangsstadium der Planung noch niemand wissen. Einig waren sich die Beteiligten von Anfang an über eine konzeptionelle Leichtigkeit und Eleganz der Brücke. Und genau dafür eignete sich die Leichtbauweise aus UHFB des Brückenbogens über den Mühlgraben am besten. An den Kosten von zirka 2,6 Millionen Euro beteiligte sich die Firma Wild nach eigenen Angaben zu einem Drittel.[9]

Die Ausführung Bearbeiten

Die 157 m lange und 14 m breite zweispurige Brücke wurde, mit Ausnahme des das Tal überspannenden Bogens, von Strabag aus Kostengründen in konservativer Bauweise mit Trägern aus hochfestem Beton und normalem Straßenbelag erbaut.

Das Bogentragwerk aus UHFB besteht hingegen aus insgesamt zwei parallelen polygonalen Einzelbögen, deren Stützweite fast 70 m beträgt. Beide Brückenbögen bestehen aus jeweils acht 16 m langen Stabsegmenten und vier 8 m langen Scheitelsegmenten, die bei der Firmengruppe Max Bögl vorgefertigt wurden. Sie haben einen hohlkastenförmigen Querschnitt und weisen bei Außenmaßen von 1,20 × 1,20 m eine Wandungsstärke von nur 6 bzw. 10 cm an den abgekanteten Ecken auf. Die Stäbe wurden auf beiden Seiten des Tales auf den zuvor gegossenen Fundamenten mit Hilfe dickwandiger, ebenfalls quadratischer Knotensegmente vertikal vor Ort montiert und dann im sogenannten Bogenklappverfahren[10] gegeneinander geneigt. Um die jeweils vier Teilstücke bis zu den Scheitelknoten beugen zu können, waren die vier in den Fundamenten verankerten Knoten (Kämpferknoten) mit temporären Gelenkbolzen versehen, die nach dem Montagestoß ausbetoniert wurden. Zusätzliche Stabilität erhielten die Bögen durch externe Spannglieder, die im Hohlkastenquerschnitt der Stäbe frei gespannt sind und an den Bogen-Knickstellen durch Hüllrohre in den Knotenelementen umgelenkt werden. Sie sind einzeln austauschbar. Die Montage der Bögen vor Ort und das ganze Klappverfahren dauerte nur etwa zehn Tage.

Der Zustand der Brücke wird kontinuierlich durch ein Monitoringsystem mit fast 40 Sensoren überwacht.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wildbrücke Völkermarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Leistungsumfang. KHP Leipzig, abgerufen am 27. April 2020.
  2. Wildbrücke Völkermarkt. (PDF) Wörle Sparowitz Ingenieure, abgerufen am 27. April 2020.
  3. Wer wir sind. Zimmermann, Kuss und Partner, abgerufen am 1. Mai 2020.
  4. Homepage. Wild GmbH, abgerufen am 27. April 2020.
  5. Volker Bidmon: UHPC ein zukunftsweisender faszinierender Baustoff. (PDF) Land Kärnten – Abteilung 9, Straßen- und Brückenbau, S. 7–11, abgerufen am 30. April 2020.
  6. Spektakuläres Bauen mit dem Beton der Zukunft. In: Ingenieur.de. Abgerufen am 1. Mai 2020.
  7. Startseite. Kommunalgesellschaft Völkermarkt GmbH, abgerufen am 1. Mai 2020.
  8. Betonbogenbrücke im Zuge der Straßenanbindung der Fa. WILD GmbH an die Packer Bundesstraße B70. KHP Leipzig, abgerufen am 1. Mai 2020.
  9. 2010 – 40 Jahre Wild. Wild GmbH, abgerufen am 1. Mai 2020.
  10. Volker Bidmon: Das Bogenklappverfahren. (PDF) Land Kärnten – Abteilung 9, Straßen- und Brückenbau, S. 14–21, abgerufen am 30. April 2020.