Wenzigerode

Ortsteil der Gemeinde Bad Zwesten

Wenzigerode ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen. Er liegt nördlich des Verwaltungssitzes Bad Zwesten.

Wenzigerode
Gemeinde Bad Zwesten
Koordinaten: 51° 5′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 51° 5′ 11″ N, 9° 10′ 31″ O
Höhe: 365 (330–400) m
Fläche: 1,99 km²[1]
Einwohner: 167 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 84 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34596
Vorwahl: 05621
Wenzigerode von Nordwesten
Wenzigerode von Nordwesten

Geographie Bearbeiten

Wenzigerode liegt unmittelbar östlich außerhalb des Naturparks Kellerwald-Edersee im Hessenwald, auf einem flachen Rücken zwischen den beiden in unmittelbarer Ortsnähe entspringenden und nach Süden verlaufenden Bächen „Scherengraben“ im Westen und „Bach im Teichgrund“ im Osten, die den „Ebersberg“ (351,5 m ü. NN) westlich bzw. östlich umfließen und sich beim Herrenhaus Betzigerode vereinigen. Im Norden erhebt sich die „Katze“ (412,7 m ü. NN), im Südosten der Ebersberg.

Geschichte Bearbeiten

 
Kirche in Wenzigerode

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung des Orts Wencenrode datiert auf das Jahr 1349. Das Dorf war jahrhundertelang Adelsbesitz, wobei sich die meiste Zeit die Herren von Löwenstein und die Grafen von Waldeck die Herrschaft im Ort teilten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts meldeten auch die Landgrafen von Hessen-Kassel ernsthafte Ansprüche an. Der Streit zwischen Waldeck und Hessen-Kassel eskalierte, und im Jahre 1705 besetzte der landgräfliche Amtmann von Borken das Dorf und nahm es für seinen Landesherrn in Besitz. Der daraufhin von Waldeck beim Reichshofrat in Wien eingelegte Protest endete nach elf Jahren damit, dass Wenzigerode 1716 Waldeck zugesprochen wurde. Dies war jedoch nicht das Ende des Streits, und nach mehr als zwanzig Jahren weiterer Auseinandersetzungen trat Fürst Karl August[3] von Waldeck und Pyrmont, der die Schuldenlast seines kleinen Landes zu reduzieren suchte, 1738 alle seine Rechte in Wenzigerode einschließlich des Kirchenpatronats für eine entsprechende Summe an Hessen-Kassel ab.

Mit der Annexion von Kurhessen 1866 durch Preußen kam auch Wenzigerode an Preußen. Seit der Auflösung Preußens gehört Wenzigerode zu Hessen.

Nach der Einrichtung des Fliegerhorsts Fritzlar im Frühjahr 1938 wurde ein etwa 6 ha großes Waldstück etwa 2 km nordöstlich von Wenzigerode, im Hinterwald, als Zielgebiet für Bombenabwürfe durch Junkers Ju 88 im Sturzkampfflug benutzt.[4]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis nach Bad Zwesten eingemeindet.[5][6] Für Wenzigerode wurde, wie für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Ortsteile, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[7]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wenzigerode 177 Einwohner. Darunter waren 6 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 30 Einwohner unter 18 Jahren, 60 zwischen 18 und 49, 39 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 75 Haushalten. Davon waren 15 Singlehaushalte, 24 Paare ohne Kinder und 27 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 39 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]

Einwohnerentwicklung  Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1724: 18 Personen
  • 1742 und 1747: 16 Häuser bzw. Hausgesesse
Wenzigerode: Einwohnerzahlen von 1775 bis 2021
Jahr  Einwohner
1775
  
91
1800
  
?
1834
  
128
1840
  
124
1846
  
134
1852
  
114
1858
  
118
1864
  
130
1871
  
127
1875
  
114
1885
  
100
1895
  
96
1905
  
101
1910
  
108
1925
  
188
1939
  
145
1946
  
250
1950
  
252
1956
  
209
1961
  
191
1967
  
163
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
177
2014
  
176
2018
  
173
2021
  
167
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Bad Zwesten:[2]; Zensus 2011[8]

Historische Religionsangehörigkeit

Der Ort wurde mit der Einführung der Reformation in Waldeck protestantisch, und erst im 20. Jahrhundert zogen auch katholische Einwohner ins Dorf:[1]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 125 evangelisch-lutherische, ein römisch-katholischer Einwohner.
• 1885: 100 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 173 evangelische (= 90,58 %), 17 katholische (= 8,90 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961 Erwerbspersonen: 36 Land- und Forstwirtschaft, 26 Produzierendes Gewerbe, 6 Handel und Verkehr, 20 Dienstleistungen und Sonstiges[1]

Politik Bearbeiten

Für Wenzigerode besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Wenzigerode) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[7] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Wenzigerode 60,42 %. Alle Kandidaten gehörten der „Wenzigeroder Liste“ an.[9] Der Ortsbeirat wählte Bernhard Rose zum Ortsvorsteher.[10]

Verkehr Bearbeiten

Durch den Ort führt die Kreisstraße K 74 von der Bundesstraße 3 nordöstlich von Bad Zwesten über Betzigerode nach Bad Wildungen.

Der vom Projekt Ars Natura mit Kunstwerken ausgestattete Barbarossaweg führt nahe am Ort vorbei; der Kunstwanderweg Ars Natura X 8 a verläuft als Rundweg zwischen Wenzigerode und dem Kernort Bad Zwesten.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Wenzigerode, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen, Daten, Fakten. Abgerufen am 13. Februar 2023.
  3. Sein Vater, Friedrich Anton Ulrich, war 1712 in den erblichen Fürstenstand erhoben worden.
  4. Jürgen Preuß: 70 Jahre Flugplatz Fritzlar; Vom Kampfgeschwader 54 zum Hubschrauberregiment 36, 1938-2008. S. 18
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 55. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392.
  7. a b Hauptsatzung. (pdf; 61 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Bad Zwesten, abgerufen im Juni 2023.
  8. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 42 und 98, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  9. Ortsbeiratswahl Wenzigerode. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im April 2023.
  10. Politik. In: Webauftritt. Gemeinde Bad Zwesten, abgerufen im Juni 2023.