Webern (Modautal)

Ortsteil von Modautal

Webern ist ein Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er liegt in der Gemarkung des Ortsteils Klein-Bieberau und bildet mit ihm einen Ortsbezirk.

Webern
Gemeinde Modautal
Koordinaten: 49° 45′ N, 8° 45′ OKoordinaten: 49° 45′ 13″ N, 8° 45′ 20″ O
Höhe: 235 (244–252) m ü. NN
Einwohner: 174 (30. Jun. 2023)[1]
Eingemeindung: 1. September 1959
Eingemeindet nach: Klein-Bieberau
Postleitzahl: 64397
Vorwahl: 06167
Webern von Nordwesten
Webern von Nordwesten

Geographie Bearbeiten

Webern liegt im vorderen Odenwald im Johannisbachtal.
Aus den früheren Steinbrüchen stammt der Granit, der beim Bau des Reichstags in Berlin verwendet wurde.

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Das Dorf wird im Jahre 1392 erstmals als Weweren urkundlich genannt. Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Wewern (1403), Webern (1424) und Weberen (1457).

Im Jahr 1392 hatte Werner Kalb von Reinheim Güter von Graf Eberhard von Katzenelnbogen zu Lehen.
Im Jahr 1489 belehnte Landgraf Wilhelm von Hessen Philipp Kalb von Reinheim mit den Lehen zu Webern.
Im 16. Jahrhundert steht das Dorf den Junkern Mopach, Kalb und Meisenbug zu, der Landgraf von Hessen aber hat die hohe und centbare Obrigkeit, auch Gebot und Verbot.[2]

Webern lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtieren und Fuhrknechten für Feldzüge bereitzustellen. Webern gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau, Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Ernsthofen, Neutsch und Klein-Bieberau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Webern:

»Webern (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 214 St. von Reinheim, hat 8 Häuser und 77 luth. Einw., unter welchen sich 4 Bauern und 5 Gewerbsleute befinden. Hier waren die Kalben, Meisebug und Mosbach Vogtei- oder Gerichtsherrn.«[4]

Am 1. April 1952 wurde Webern vom Landkreis Dieburg in den Landkreis Darmstadt umgegliedert.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Am 1. September 1959 kam der Ort zur Gemeinde Klein-Bieberau und mit dieser am 1. Januar 1977 im Zuge der Gebietsreform in Hessen zur Gemeinde Modautal.[5][6] Für Webern wurde zusammen mit Klein-Bieberau ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Webern angehört(e):[2][8][9]

Gerichtszugehörigkeit Bearbeiten

Webern gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Webern das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[2]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

• 1629: 05 Hausgesesse[2]
• 1806: 67 Einwohner, 8 Häuser[10]
• 1829: 77 Einwohner, 8 Häuser[4]
• 1867: 53 Einwohner, 9 Häuser[12]
Webern: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
50
1800
  
52
1806
  
67
1829
  
77
1834
  
87
1840
  
80
1846
  
72
1852
  
59
1858
  
64
1864
  
65
1871
  
53
1875
  
45
1885
  
50
1895
  
49
1905
  
56
1910
  
43
1925
  
44
1939
  
51
1946
  
82
1950
  
85
1956
  
83
1970
  
76
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2007
  
166
2010
  
175
2011
  
174
2015
  
166
2020
  
174
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; 1791[13]; 1800[14]; Gemeinde Modautal[15]; Zensus 2011[16]

Politik Bearbeiten

Für die Orte Klein-Bieberau und Webern besteht ein gemeinsamer Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinden Klein-Bieberau und Webern) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Jürgen Schmidt Ortsvorsteher.[17]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Webern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. September 1959 zur Gemeinde Klein-Bieberau.
  8. Am 1. Januar 1977 mit Klein-Biederau zur Gemeinde Modautal.

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2023.
  2. a b c d e f Webern, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 12. Juni 2018.
  3. Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
  4. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 256 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 234.
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 92 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 122 (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Haushaltspläne 2017 bis 2019 (Vorbericht: Einwohner – Statistik). (PDF) In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, S. 30 ff, abgerufen im Juli 2019.
  16. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  17. Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2019.