Wasserkraftwerk Kalivaç

Energieprojekt am Fluss Vjosa, Albanien

Das Wasserkraftwerk Kalivaç war ein umstrittenes Hydroenergieprojekt am Mittellauf des Flusses Vjosa in Albanien. Der Fluss gilt als „einer der letzten großen Wildflüsse Europas“.[1] Bauträger war die italienische Firma BEG von Francesco Becchetti.[2][3]

Wasserkraftwerk Kalivaç
Kalivaç Dammbaustelle im Juni 2019.
Kalivaç Dammbaustelle im Juni 2019.
Kalivaç Dammbaustelle im Juni 2019.
Lage
Wasserkraftwerk Kalivaç (Albanien)
Wasserkraftwerk Kalivaç (Albanien)
Koordinaten 40° 24′ 0″ N, 19° 48′ 0″ OKoordinaten: 40° 24′ 0″ N, 19° 48′ 0″ O
Land Albanien Albanien
Gewässer Vjosa
(Albanien)
Daten
Typ Speicherkraftwerk
Primärenergie Wasserkraft
Leistung 93,9 MW (geplant)
Eigentümer BEG
Projektbeginn 2007

Geographie Bearbeiten

Der Fluss entwässert das griechische Pindos-Gebirge und große Gebiete Südalbaniens in die Adria. Bei einem letzten engen Durchbruch des Flusses zwischen einem Hügelzug beim Dorf Kalivaç wurde ab 2008 begonnen, das Wasserkraftwerk zu errichten. Der Damm wäre somit rund 25 km nördlich von Tepelena zu liegen gekommen.

Entwicklung Bearbeiten

Baubeginn des Dammes war im Jahr 2007. Im Jahr 2010 wurde der Bau wieder eingestellt. Geplant war ein über 500 m langer und 60 m breiter Damm. Der italienische Bauunternehmer investierte 70 Millionen Euro in das Projekt. Becchetti besitzt in Italien ein Bau- und Müllimperium und in Albanien den Fernsehsender Agon Channel. Das Projekt wurde zunächst auch von der Deutschen Bank mitfinanziert, die sich jedoch aus dem Projekt zurückzog.[4]

Kritik Bearbeiten

Naturschützer forderten 2014, auf Kraftwerke an der Vjosa zu verzichten und stattdessen den „Wildfluss“ zum Nationalpark zu erklären.[1] Auch das EU-Parlament nahm 2015 in einem Bericht über Albanien Stellung zum Bau von Wasserkraftanlagen im Land. Darin wird der Flusslauf der Vjosa als ökologisch gefährdetes Gebiet bezeichnet. Der Bau von Staudämmen in solchen Gebieten müsse von der albanischen Regierung besser kontrolliert und die lokale Öffentlichkeit unbedingt angehört und in die Planung miteinbezogen werden.[5]

Als prominentes Zugpferd der Kraftwerksgegener gilt Leonardo DiCaprio.[6]

Im Sommer 2022 beschloss die albanische Regierung, einen Nationalpark an der Vjosa einrichten zu wollen,[6] am 15. März 2023 erklärte sie den gesamten auf albanischem Staatsgebiet liegenden Teil des Flusses zum Nationalpark.[7]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Albanien: Vjosa Nationalpark statt Staudämme. In: EuroNatur. 8. Mai 2014, abgerufen am 10. Februar 2023.
  2. Die letzten Wildflüsse Europas. In: kurier.at. Abgerufen am 2. Mai 2016.
  3. Fatjona Mejdini: Becchetti Faces Possible Extradition to Albania. In: Balkan Insight. 6. November 2015, abgerufen am 2. Mai 2016 (englisch).
  4. Philip Bethge: Ökologie: Die Zähmung der Ströme. In: Spiegel Online. Abgerufen am 2. Mai 2016 (Spiegel 3/2014).
  5. Bericht 2015 über Albanien. (PDF) Europäisches Parlament, S. 8, abgerufen am 3. Mai 2016.
  6. a b Albanien: Vjosa in Albanien gerettet ... ? (mp3) 30. November 2022, abgerufen am 20. Dezember 2022.
  7. Vjosa, one of our last wild rivers, becomes Europe's first Wild River National Park. Abgerufen am 16. März 2023 (englisch).