Walter Fisch

deutscher Politiker (KPD), MdL, MdB

Walter Fisch (* 16. Februar 1910 in Heidelberg; † 21. Dezember 1966 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Politiker der KPD.

Walter Fisch (1946)

Leben Bearbeiten

Der Sohn eines Zigarettenfabrikanten legte 1928 das Abitur ab. Bereits 1925 trat er der Bündischen Jugend bei, 1927 der Rote Hilfe Deutschland. Bis 1931 studierte er Betriebswirtschaft in Frankfurt am Main. Ab 1928 war er Funktionär des KJVD, seit 1932 Mitglied des Landessekretariats der KPD in Hessen. 1933 wurde er verhaftet.

Emigration und Remigration Bearbeiten

Nach der Entlassung konnte er noch im gleichen Jahr in die Schweiz fliehen. Dort wurde er Emigrationsleiter der KPD und wurde deshalb 1935 aus der Schweiz ausgewiesen. Er ging nach Prag und war dort bis 1938 für die Rote Hilfe tätig.

Anschließend kehrte er illegal in die Schweiz zurück und wurde dort 1939–1944 interniert. In dem Zusammenhang, wurde er aufgrund seiner politischen Tätigkeit, durch die zweite Abteilung des Obergerichts des Kantons Aargau am 1. September 1942, auf Beschwerde der Staatsanwaltschaft, zusammen mit Wilhelm Frank[1], Rudolf Singer und Kurt Seliger[2] "wegen Betätigung für die kommunistische Partei und wegen kommunistischer Propagandatätigkeit[3] bzw. wegen Vorschubleistung zu solcher gemäß Art. 1 und 2 des BRB vom 6. August 1940 betreffend Maßnahmen gegen die kommunistische und anarchistische Tätigkeit, sowie gemäß Art. 1 und 2 des BBB vom 26. November 1940 betreffend Auflösung der kommunistischen Partei der Schweiz", schuldig und verurteilte sie zu Gefängnisstrafen. Das Urteil wurde vom Schweizer Bundesgericht, dem Kassationshof, am 20. November 1942, wegen einer Nichtigkeitsbeschwerde der Verurteilten aufgehoben. So entgingen die Verurteilten ihrer Ausweisung durch den Schweizer Bundesrat.[4]

Danach war Fisch Mitglied der provisorischen Leitung der Bewegung Freies Deutschland und in dieser Funktion verantwortlich für die Arbeit unter deutschen Militärinternierten und Flüchtlingen. Er war Mitglied der Redaktion der Zeitschrift „Über die Grenzen“.

Im Mai 1945 kehrte er nach Hessen zurück und wurde dort Landesleiter der KPD Hessen. Der 15. Parteitag der KPD im April 1946 delegierte Fisch und elf weitere westdeutsche Spitzenfunktionäre in den SED-Parteivorstand. Auf Anordnung der britischen und amerikanischen Militärregierungen mussten sie diese Parteiämter jedoch niederlegen, da die SED in den Westzonen nicht zugelassen war.[5] Fisch war 1946 Mitglied der Verfassungberatenden Landesversammlung und Beratenden Landesausschusses von Groß-Hessen und 1947 Mitglied des Hessischen Landtages. Auf dem Parteitag am 28. April 1948 in Herne/Westfalen wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der KPD in den Westzonen gewählt. Auf diesem Parteitag benannte sich die KPD in Sozialistische Volkspartei Deutschlands um, was ihr jedoch durch die Besatzungsbehörden am 7. Juni 1948 wegen „Irreführung“ (so General Robertson) verboten wurde. Fisch war einer der theoretischen Vordenker dieses Versuchs einer Ausweitung der KPD-Basis in den linkssozialdemokratischen Bereich hinein gewesen.

Von 1949 bis 1953 war er Mitglied des ersten Deutschen Bundestages. Am 27. Juli 1950 wurde er wegen unparlamentarischen Verhaltens von Vizepräsident Hermann Schäfer für 30 Sitzungstage aus dem Bundestag ausgeschlossen. Im Rahmen der sog. „Blitzsäuberung“ (nämlich von Westemigranten) im Frühjahr 1951 verlor er seine Vorstandsämter in der Partei.

Nach dem Verbot der KPD 1956 war er illegal weiter für die Partei tätig und wurde 1958 gemäß § 83 StGB wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1959 vorzeitig wieder entlassen. Anschließend war er als kaufmännischer Angestellter und freier Journalist in Frankfurt am Main tätig.

Literatur Bearbeiten

  • Walter Fisch: Sozialistische Volkspartei Deutschlands. In: "Wissen und Tat", 1948, Heft 5, S. 7 ff.
  • Walter Fisch (Artikel) in: Munzinger, Internationales Biographisches Archiv 48/1959 vom 16. November 1959
  • Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4, S. 414.
  • Gottfried Hamacher. Unter Mitarbeit von André Lohmar: Gegen Hitler – Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung "Freies Deutschland" : Kurzbiographien. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin. Band 53, ISBN 3-320-02941-X (PDF)
  • Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S. 248–249 (hessen.de [PDF; 12,4 MB]).
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Band 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 129.
  • "...der Demokratie entgegen" – Die Sitzungsprotokolle des Beratenden Landesausschusses von Groß-Hessen im Jahr 1946 – Eine Dokumentation, bearbeitet von Bernhard Parisius und Jutta Scholl-Seibert, Wiesbaden 1999, ISBN 3-930221-05-5, S. 35–36.
  • Kurzbiografie zu: Fisch, Walter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Walter Fisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nachlässe und Einzelbestände /F-M/ Frank, Wilhelm. (PDF) In: ETH Archiv für Zeitgeschichte. ETH Zürich, abgerufen am 26. Juli 2019.
  2. Kurt Seliger, damals staatenloser Österreicher, publizierte später seine Erfahrungen in dem Buch: Basel, Badischer Bahnhof. Vienna, 1987.
  3. Im Januar 1942 beschlagnahmte die Polizei im Zimmer...des Frank zwei Exemplare der Rede Staline iron 6. November 1941 und einen von Frank erstellten Auszug aus einem Bericht über die Tätigkeit der kommunistischen Partei in den Arbeitslagern für Emigranten im Jahre 1941. Der Beschwerdeführer hatte den Bericht von einem ungenannten Dritten erhalten und ihn an diesen zurückgegeben. Ferner lieh Frank seinem Gesinnungsgenossen Rudolf Singer drei Bücher. vgl.: Schweizerisches Bundesgericht, Kassationshof, Abschrift, S. 2, Aktz.: 20.11.1942, Str.111,113,115AR.
  4. vgl. Singer, Rudolf, Lebenslauf 1959, S. 2 im Bundesarchiv der BRD
  5. Dietrich Staritz: Kommunistische Partei Deutschlands. In: Richard Stöss (Hrsg.), Parteien-Handbuch, Taschenbuch-Ausgabe, Westdeutscher Verlag, Opladen 1986, S. 1672.