Wałpusz (deutsch Waldpusch, masurisch Wałpusz) ist ein Ort in der Landgemeinde Szczytno (Ortelsburg) im Powiat Szczycieński (Kreis Ortelsburg) der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Wałpusz
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Wałpusz (Polen)
Wałpusz (Polen)
Wałpusz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Szczytno
Gmina: Szczytno
Geographische Lage: 53° 36′ N, 21° 4′ OKoordinaten: 53° 35′ 49″ N, 21° 3′ 42″ O
Einwohner:
Postleitzahl: 12-100[1]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NSZ
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 58 (bei Zielonka) → Wałpusz
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage Bearbeiten

Wałpusz liegt in der südlichen Mitte der Woiwodschaft Ermland-Masuren, sechs Kilometer nördlich der Kreisstadt Szczytno (deutsch Ortelsburg).

Geschichte Bearbeiten

Ortsname Bearbeiten

Der Ort liegt am Westufer des Waldpusch-See (polnisch Jezioro Wałpusz), dessen erste Nennungen auf die Zeit um 1420 zurückgehen. Damals hieß der See Alpus,[2] auch Walpus. Der Name wurzelte in der Altpreußischen Sprache und lässt sich unter Einbeziehung der Hethitischen, der Litauischen und der Lettischen Sprache als „jung, frisch“ deuten. Im Deutschen schob sich durch eine Umdeutung zu „Wald“ ein „d“ ein.[3]

Ortsgeschichte Bearbeiten

Bis 1707 gehörte das Gut dem polnischen Stamme des Adelsgeschlechts Roch I oder II, das mit dem Tod von Christoph von Roch am 21. Februar 1707 erlosch.[4] Um 1785 werden in dem adeligen Dorf zwölf Feuerstellen beschrieben; Patron oder Gutsherr ist ein Fr. von Bogdanski.[5] Im 18. Jahrhundert hatte das Gut rund 100 ha und gehörte Wilhelm von Colrep.

Im Jahre 1874 wurde der Gutsbezirk Waldpusch ion den neu errichteten Amtsbezirk Schöndamerau (polnisch Trelkowo) im ostpreußischen Kreis Ortelsburg eingegliedert.[6] Um 1890 wird die Einwohnerzahl mit 61 angegeben,[7] und 1910 waren es 41.[8] Nach 1900 wurde das Gut wegen Überschuldung aufgeteilt.

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Waldpusch gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zum Deutschen Reich) oder den Anschluss an Polen ab. In Waldpusch stimmten 28 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[9]

Am 30. September 1928 endete die Eigenständigkeit des Gutsbezirks Waldpusch mit seiner Eingliederung in die Nachbargemeinde Seelonken[10] (bis 1912 Zielonken, 1938 bis 1945 Ulrichsee, polnisch Zielonka).[6]

In Kriegsfolge kam Waldpusch 1945 mit dem gesamten südlichen Ostpreußen zu Polen und erhielt die polnische Namensform „Wałpusz“. Heute ist es eine Ortschaft im Verbund der Landgemeinde Szczytno (Ortelsburg) im Powiat Szczycieński (Kreis Ortelsburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Kirche Bearbeiten

Kirchlich war Waldpusch bis 1945 in die evangelische Kirche Ortelsburg[11] in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union sowie in die katholische Kirche Ortelsburg im Bistum Ermland eingepfarrt. Heute gehört Wałpusz ebenfalls zu den Kirchen der Kreisstadt Szczytno – der dortigen evangelischen Kirche in der jetzigen Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen sowie zur katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, jetzt im Erzbistum Ermland gelegen.

Verkehr Bearbeiten

Wałpusz ist ein wenig abseits gelegen. Der Ort ist über eine Nebenstraße von der Landesstraße 58 südlich von Zielonka aus zu erreichen. An der westlichen Ortsgrenze entlang verlief bis 1992 (Personenverkehr) bzw. 2002 (Güterverkehr) die Bahnstrecke Czerwonka–Szczytno (deutsch Rothfließ–Ortelsburg), deren nächstgelegene Bahnstation Ochódno (Achodden, 1938 bis 1945 Neuvölklingen) war. Die Bahnstrecke ist geschlossen und wird seit 2015 demontiert.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 1323
  2. Georg Gerullis: Die altpreussischen Ortsnamen gesammelt und sprachlich behandelt, Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, 1922, S. 9 und 135
  3. Rozalia Przybytek: Ortsnamen baltischer Herkunft im südlichen Teil Ostpreussens, Franz Steiner Verlag, 1993, ISBN 9783515064491, S. 277
  4. Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 7, Friedrich Voigt, Leipzig 1867, S. 523
  5. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen, Band 1: Ostpreußen, Marienwerder 1785, S. 198
  6. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Schöndamerau
  7. Gustav Neumann: Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs: ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde, 1894, S. 941
  8. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ortelsburg
  9. Herbert Marzian, Csaba Kenez: „Selbstbestimmung für Ostdeutschland – Eine Dokumentation zum 50 Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920“; Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 98
  10. Ulrichsee (Seelonken) bei der Kreisgemeinschaft Ortelsburg
  11. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 496