Wöllmerstift

Wohnplatz im Ortsteil Wendemark der Gemeinde Altmärkische Wische

Wöllmerstift ist ein Wohnplatz im Ortsteil Wendemark der Gemeinde Altmärkische Wische im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[1]

BW

Geografie Bearbeiten

Das Wöllmerstift,[2] ein Hof in der Wische, liegt etwa 1 Kilometer östlich von Wendemark und 3 Kilometer westlich der Stadt Werben (Elbe) am Flurgraben Wöllmerstift. Im Norden des Ortes liegt das Biosphärenreservat Mittelelbe und das Landschaftsschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung.[3]

Geschichte Bearbeiten

Aus den Akten im Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg stellte der Historiker Peter P. Rohrlach zusammen:[4] Das Wöllmerstift, 1945 Freihof Nr. 24 genannt, gehörte bis 1329 von Velde. Er kam 1329 an das Kloster Arendsee über den Zehnten von einer Hufe,[5] gehörte 1572 dem Kloster Arendsee und seit 1540 dem Amt Arendsee mit 2 Höfen. Von 1596 bis um 1650 war der Ort in Besitz der von Rindtorf, nach 1650 bis 1732 im Besitz von Peter Barfels und Erben. Er kam 1732 bis 1738/39 an die Familie Engel, 1739 bis 1750 an Pfarrer Löwe.

Im Jahr 1750 kaufte Nikolaus Falcke den ehemals Rindtorffschen Meierhof. Im Mai 1841 kehrte König Friedrich Wilhelm IV. auf einer Besichtigungsfahrt auf dem Hof ein. Daher hieß das Gehöft später Königs-Falckenhof. Eine Gedenktafel wurde an einer Eiche vor dem Gehöft angebracht.[6] Ab 1858 bewirtschaftete die Witwe Charlotte Wilhemine Falcke, geborene Müller sehr erfolgreich den Hof.[2]

Sie überließ ihrem Inspektor Wöllmer 1863 den Stammhof zu sehr günstigen Bedingungen.[6] Seit 1873 gab es die Falckische Schulstiftung und von 1906 bis 1950 die Friedrich-Clara-Wöllmerstiftung. Letztere wurde durch eine Verfügung des 1901 verstorbenen Freigutsbesitzers Friedrich Wöllmer ins Leben gerufen. Im Vorstand der Stiftung waren damals der Bürgermeister von Wendemark, der Ortsgeistliche sowie der Amtsvorsteher des Amtsbezirks.[6] Der Zweck der Stiftung war es „siechen, alterssschwachen und kranken Personen beiderlei Geschlechts, welche in bedürftigen Verhältnissen leben, ein Unterkommen zu gewähren“. Dazu wurde vor der Hofeinfahrt ein Haus für diesen Zweck errichtet zu dem auch eine Schwesternstation mit einer Diakonissin gehörte.[2]

Rorhlach schreibt, dass der Hof 1945 enteignet wurde.[4] Die Enteignung des Wöllmerstiftes erfolgte laut Urkunde erst am 17. April 1950, also nach Abschluss der Bodenreform am 7. Oktober 1949. Daher hatte die damalige Gemeinde Wendemark in den 1990er Jahren ein Antrag auf Rückübertragung gestellt. Doch der Antrag wurde von der Treuhandanstalt abgelehnt.[6]

Der Hof ist auf älteren Karten nicht beschriftet. Auf der digitalen Karte Top50 aus Jahre 2003 heißt der Ort falsch Wolmirstift[7] und in den gedruckten Ortsverzeichnissen von 2008[8] und 2013[1] wird er als Wöllmerstift aufgeführt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Der frühere Freihof Wöllmerstift steht unter Denkmalschutz. Die Hofanlage lässt sich bis in das 15. Jahrhundert verfolgen. Das Wohnhaus, der älteste Teil der Anlage, stammt aus dem 17. Jahrhundert.[9]

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 52° 51′ 39,3″ N, 11° 56′ 18,2″ O

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2387–2388, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 112 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  2. a b c Wolfgang Oehmke: Das Wöllmerstift. Hrsg.: Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 473–475.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. a b Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2387–2388, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 34 (Digitalisat – LVIII.).
  6. a b c d Andreas Puls: Diakonisse pflegte einst Altersschwache. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 31. Dezember 2011 (volksstimme.de [abgerufen am 14. September 2019]).
  7. Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
  8. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 142 (destatis.de [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 8. September 2019]).
  9. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 982.