Vinkovci
Vinkovci [ˈʋiːŋkɔːʋt͡si] (ungarisch Vinkovce, lateinisch Cibalae, deutsch Winkowitz) ist eine Stadt im Osten Kroatiens (35.312 Einwohner, 2011) unweit der Grenze zu Serbien. Die Kroaten stellen mit 92,35 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung. Unter den Minderheiten stellen Serben die größte Gruppe (7 Prozent) dar.[1]
Vinkovci | ||
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Basisdaten | ||
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Staat: | ![]() | |
Koordinaten: | 45° 17′ N, 18° 48′ O | |
Gespanschaft: | ![]() | |
Höhe: | 78 m. i. J. | |
Fläche: | 97 km² | |
Einwohner: | 47.508 (2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 490 Einwohner je km² | |
Telefonvorwahl: | (+385) 032 | |
Postleitzahl: | 32 100 | |
Kfz-Kennzeichen: | VK | |
Struktur und Verwaltung (Stand: 2017) | ||
Gemeindeart: | Stadt | |
Bürgermeister: | Ivan Bosančić (HDZ) | |
Website: |
Vinkovci ist Kreisstadt und liegt in der Gespanschaft (Županija) Vukovar-Syrmien in einem uralten Siedlungsgebiet. Das Stadtbild wird durch barocke Architektur geprägt. Vinkovci ist ein wichtiger Verkehrs- und vor allem Eisenbahnknotenpunkt, dessen Rangierbahnhof jedoch bereits stillgelegt ist. Die Stadt wird auch das „Tor Kroatiens“ genannt.
GeschichteBearbeiten
Vinkovci war schon in neolithischer Zeit (vor 7000 Jahren) besiedelt. Während der Bronzezeit konnte sich eine eigenständige Kultur entwickeln, die sog. Sopot Kultur. Später siedelten hier vor allem illyrische Stämme, die dann von Kelten verdrängt wurden. Nach der Eroberung Pannoniens durch die Römer entstand hier die römische Siedlung Cibalae, die wohl seit der Zeit Hadrians ein Municipium und seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. die Colonia Aurelia Cibalae war. Die Stadt, die durch eine sie umgebende Mauer geschützt wurde und sich über eine Fläche von etwa 860 × 650 m erstreckte, war auch ein wichtiger Straßenknotenpunkt. Konstantin der Große errang in der Schlacht bei Cibalae am 8. Oktober 316 einen Sieg über Licinius. Im 4. Jahrhundert brachte die Stadt zwei römische Kaiser hervor: Valentinian I. und Valens. Ein wichtiger archäologischer Fund ist der im Jahr 2012 geborgene spätantike Schatz von Vinkovci. Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging auch Cibalae unter. 378 zerstörten die Westgoten die Stadt. Weitere Zerstörungen richteten die Hunnen, Gepiden, Ostgoten sowie Awaren an.
Der historische Stadtkern des heutigen Ortes liegt innerhalb der Mauer der römischen Siedlung von Colonia Aurelia Cibalae. Seit dem dritten Jahrhundert war die Stadt der Sitz einer frühchristlichen Diözese. Die zwei örtlichen Heiligen, Eusebius von Cibalae und Pollio von Cibalae, gehören in dieser Periode.
Um 800 ließen sich um die Ruinen der Stadt die slawischen Kroaten nieder. Sie gründeten das Dorf Sv. Ilija neben den Ruinen Cibalaes, das seit dem 11. Jahrhundert in ungarischen Chroniken erwähnt wird. Nach der Zerstörung durch den Mongolensturm von 1242 wurde das Dorf erstmals unter dem kroatischen Namen Vinko bzw. Vinkovci erwähnt. 1527 wurde die Siedlung von den Osmanen erobert und zerstört.
Nach der Vertreibung der Osmanen 1699 durch die Habsburger wurden die Bewohner der umliegenden Dörfer nach Vinkovci umgesiedelt. Dadurch entwickelte sich das Dorf wieder zu einer Stadt. In der Zeit der Habsburgermonarchie wurden in der Stadt und ihrem Umland verschiedene Bevölkerungsgruppen angesiedelt, aber vor allem Kroaten. Die verkehrsgünstige Lage kam der Entwicklung der Stadt auch in der österreichisch-ungarischen Monarchie zugute.
Während der Habsburgermonarchie ist die Stadt zum Militärzentrum geworden und hat ihre barocke Erscheinung bekommen.
In den turbulenten Zeiten des 20. Jahrhunderts wechselte die Stadt mehrmals den Herrn. Die letzten und größten Zerstörungen erlitt sie während des kroatischen Heimatkrieges 1990/91, als Vinkovci zentraler Kriegsschauplatz wurde und von der jugoslawischen Armee bombardiert wurde. Dabei wurde mehr als die Hälfte der Stadt zerstört, viele Menschen mussten fliehen.
BevölkerungBearbeiten
Laut Volkszählung im Jahre 2011 leben in Vinkovci:[2]
KulturBearbeiten
In der Stadt findet neben der Comicstrip-Ausstellung noch jährlich ein Volksfest statt. „Vinkovačke jeseni“ ist ein Herbstfest, auf dem die Kultur und Gebräuche Kroatiens ausgestellt sind.
Jedes Jahr im Mai findet das Symposium "Schauspieler Festspiel" statt.
IndustrieBearbeiten
Die wichtigsten Industriezweige sind die Baustoffindustrie (Ziegelei, Kies-/Betonwerke) und die Nahrungsmittelindustrie. Die Stadt hat auch eine entwickelte Holzindustrie, die trotz des Krieges erhalten blieb. Nach dem Krieg entwickelte sich die Textilindustrie stark.
Freundeskreis und StädtepartnerschaftBearbeiten
Als Vinkovci und Kroatien während des Kroatischen Unabhängigkeitskriegs Hilfe brauchten, halfen u. a. Bürger der Stadt Kenzingen und das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Emmendingen. Sie entschlossen sich, Kinder aus Vinkovci nach Kenzingen zu bringen, damit diese den Krieg nicht miterleben müssen. Durch diesen humanitären Einsatz entstand nicht nur eine Freundschaft zwischen den Kindern und ihren Gastfamilien, sondern auch zwischen den Städten Vinkovci und Kenzingen. Am 2. Mai 2002 reiste eine Delegation aus Kenzingen nach Vinkovci, um eine Städtepartnerschaft zu vereinbaren. Es wurde beschlossen, die Zusammenarbeit auf Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport zu erweitern. Es gab weitere gemeinsamen Projekte, Spenden und einen Schüleraustausch. Am 8. Juli 2007 wurde die Urkunde zur Begründung der Städtepartnerschaft von Oberbürgermeister Mladen Karlić und Bürgermeister Matthias Guderjan in Kenzingen unterzeichnet.
PersönlichkeitenBearbeiten
- Matija Antun Reljković (1732–1798), Aufklärer und Schriftsteller
- Josif Runjanin (1821–1878), Offizier und Komponist der kroatischen Staatshymne
- Wilhelm Heger (1904–?), Unternehmer
- Hans Freistadt (1945–2019), deutscher Boxer, Europameister 1965 im Fliegengewicht
- Goran Hadžić (1958–2016), Politiker
- Davor Škrlec (* 1963), Ingenieurwissenschaftler und Politiker
- Snježana Petika (* 1967), Handballspielerin und -trainerin
- Vesna Tominac Matačić (* 1968), Schauspielerin
- Mirko Filipović (alias Crocop; * 1974), Kampfsportler und PRIDE-Weltmeister 2006 im Schwergewicht
- Danijel Ljuboja (* 1978), serbisch-französischer Fußballspieler
- Dalibor Bartulović (alias Shorty; * 1980), Hip-Hop-Künstler
- Domagoj Duspara (* 1987), Fußballspieler
- Renato Kelić (* 1991), Fußballspieler
- Antonio Vidović (* 1996), Fußballspieler
WeblinksBearbeiten
- Offizielle Website von Vinkovci
- Touristische Gemeinschaft der Stadt Vinkovci (deutschsprachig)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Grad Vinkovci - Nacionalne manjine - vinkovci.hr. Abgerufen am 2. Dezember 2017.
- ↑ 2. POPULATION BY ETHNICITY, BY TOWNS/MUNICIPALITIES, 2011 CENSUS, dzs.hr, abgerufen am 18. August 2019.