Villa Knauer

Schloss in Deutschland

Villa Knauer ist der Name eines Anwesens im zur Gemeinde Kabelsketal gehörenden Ortsteil Schwoitsch der ehemaligen Gemeinde Gröbers in Sachsen-Anhalt. Die vorhandenen Gebäude werden umgangssprachlich auch als Schloss Gröbers oder Herrenhaus Gröbers bezeichnet. Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist das aus zwei Gebäuden bestehende Ensemble unter der Erfassungsnummer 094 55132 als Baudenkmal verzeichnet.[1]

Ehemaliges Pfarrtöchterheim 2008
Leerstehende Villa 2021
Saniertes ehemaliges Pfarrtöchterheim 2023

Die Villa Knauer befindet sich westlich der Ortslage von Schwoitsch, auf der Ostseite der von Gröbers in Richtung Osmünde führenden Lindenstraße an der Adresse Lindenstraße 8.[2]

Geschichte

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Die beiden Gebäude entstanden ab 1857 im Stil der Neogotik für den als Rübenzuckerfabrikanten tätigen Ferdinand Knauer, nach dem sie auch benannt wurden.

Nachdem Ferdinand Knauer verstorben war, wurde Teile des Anwesens und des Gartens unter anderem vom Kunst- und Handelsgärtner Otto Heinert genutzt.[3]

Im Jahr 1900 wurde das Anwesen -„zwei Villen („Villa Knauer“) mit 22 heizbaren Zimmern in einem fünf Morgen großen Park und Garten“- im Rahmen einer Erbteilung für 36.000 Mark vom Provinzialpfarrerverein erworben, um dort das Pfarrtöchterheim der Provinz Sachsen einzurichten.[4] Das Pfarrtöchterheim wurde am 24. Mai 1901 eröffnet und zu diesem Zeitpunkt von sechs älteren alleinstehenden Pfarrtöchtern bewohnt.[5] Bis 1903 wurden weitere 6000 Mark investiert, um in den beiden Gebäuden Einzelwohnungen einzurichten.[6]

Bei einer Teilsanierung im Jahr 1999 wurde das Innere der Gebäude entkernt. Dies standen bis 2021 seit über zehn Jahren leer und waren von Verfall gekennzeichnet. Der Park war stark verwildert.[2][7] Ab 2022 wurden erneut Sanierungsarbeiten vorgenommen. Ein privater Investor ließ in den zwei historischen Gebäuden Wohnungen bauen.[8]

Beschreibung

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Oberhalb des Hintereingangs des denkmalgeschützten ehemaligen Pfarrtöchterheims befindet sich ein Medaillon, in welchem eine Zuckerrübe sowie die Inschrift Dir verdankt dieß Haus sein Entstehen abgebildet ist. Das Anwesen ist von einem Park umgeben. Im Park befindet sich das ehemalige Laboratorium. Bemerkenswert ist der zum Bau genutzte Werkstoff verkieseltes fossiles Holz, das aus der Braunkohlengrube Gröbers stammt und dort als Abfallprodukt anfiel.[2] Das Anwesen verfügt über zwei Türme: Am der Straße zugewandten Gebäude einen Turm mit quadratischem Grundriss, der ursprünglich eine gusseiserne Wendeltreppe im inneren besaß und im hinteren Gebäude einen achteckigen Turm mit gotischem Gewölbe.

Literatur

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  • Sabine Meinel, Birthe Rüdiger (Bearb.): Saalkreis. (= Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 5.) Fliegenkopf Verlag, Halle (Saale) 1997, ISBN 3-910147-64-X, S. 50 f.
  • Ute Bednarz, Folkhard Cremer, (Bearb.): Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt II, Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4, S. 228.
  • Julia Kruse: Geld aus Zuckerrüben - die Villa Knauer in Gröbers und die Imperial-Zuckerrübe in Geldgeschichten aus Sachsen-Anhalt, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte 2015, S. 174 f.
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Commons: Villa Knauer (Kabelsketal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. 03. 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. (PDF) Landtag von Sachsen-Anhalt, abgerufen am 15. Oktober 2019.
  2. a b c Hans und Doris Maresch: Sachsen-Anhalts Schlösser, Burgen & Herrensitze. Husum, 2015, ISBN 978-3-89876-776-7, S. 92.
  3. General-Anzeiger für Halle und den Saalkreis, Jahrgang 8, Nr. 269, 1. Beilage, 14. November 1896
  4. Hallesche Zeitung, Jahrgang 193, Nr. 548, 2. Beilage, 23. November 1900
  5. Hallesche Zeitung, Jahrgang 194, Nr. 242
  6. Hallesche Zeitung, Jahrgang 196, Nr. 265
  7. Villa Knauer. rottenplaces, abgerufen am 15. Oktober 2019.
  8. Claudia Crodel: Ein Haus aus 14 Steinen, Mitteldeutsche Zeitung vom 17. Oktober 2022. S. 11.

Koordinaten: 51° 26′ 14,5″ N, 12° 7′ 5,4″ O