Viktor Müller (Unternehmer)

deutscher Spielautomatenerfinder

Viktor Müller (* 8. September 1913 in Jusowka (heute Donezk in der Ukraine); † 10. November 1967) war ein deutscher Unternehmer und Spielautomatenerfinder.

Viktor Müller (1962)
Viktor Müller im Alter von 19 Jahren

Leben Bearbeiten

Müller stammte aus einer alten deutschen Familie, die sich Generationen zuvor (vor circa 200 Jahren) als Deutsche im reichen „Kornkammerland“ Ukraine angesiedelt hatte und die deutsche Staatsbürgerschaft beibehielt. Sein Vater besaß vom 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine Stellmacherei und baute sogar Kutschen für russische Adelsfamilien bis hin zu den Romanows. Diese Begabungen und handwerkliches Geschick übernahm Müller von seinem Vater. Später erlernte er noch verschiedenste Handwerksberufe wie Kfz-Mechaniker, Polsterer, Dreher und Uhrmacher.

Müller entwickelte früh bedingt durch Talente seine Neigung, gerne mit allen möglichen Materialien zu tüfteln und zu experimentieren und wurde so nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erfinder von Spielgeräten, die zur damaligen Zeit ihre Verwendung auf Jahrmärkten fanden. Als Beispiel erfand er mit dem „Picardo“ den ersten durch Seitenscheiben betriebene Glücksspielautomaten in Deutschland.

 
Firmenlogo von Fa. Viktor Müller Solingen Apparatebau von 1958 bis 1967

Im Zweiten Weltkrieg kam er früh in sowjetische Gefangenschaft und erst Ende 1949 wieder zurück nach Deutschland. Nach einigen Zwischenstationen in Berlin und Hamburg kam Müller nach Solingen. Hier baute er im Ortsteil Ohligs die Firma Viktor Müller Solingen Apparatebau auf, die von 1958 bis 1967 existierte. Seine Produkte wurden in der Bundesrepublik Deutschland verkauft. Mit dem Herstellen von Plexiglaskomponenten stellte er für Schilderproduktionen selber parallel her. Schilderproduktionen in Form beleuchteter Transparente z. B. Einwurf 10 Pfennig oder für Autoscooter-Geschäfte das beleuchte Transparentschild „Fahrchips an der Kasse“ lösen.

Das letzte noch existierende Gerät befindet sich heute im Deutschen Automatenmuseum in Espelkamp auf Schloss Benkhausen. Dieses Gerät ist ein Original-Zulassungsgerät der PTB in Berlin und wurde dort aufgefunden.

Familie Bearbeiten

 
Soja Prokopowitsch

Viktor lernte seine spätere Frau Soja Prokopowitsch (Prokopowa), geboren am 11. März 1915 in Nowomoskowsk, mit 19 Jahren kennen. Die gebürtige Ukrainerin erhielt durch die Heirat die deutsche Staatsbürgerschaft. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Lydia, Renate, Nina und Reminald Müller. Reminald Müller war zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters erst 13 Jahre als und somit nicht in der Lage, das Erbe seines Vaters weiterzuführen. Somit verschwand in der Blütezeit eine Firma, die im Begriff war, in Deutschland die ersten Spielotheken aufzubauen, denn dieses Ziel strebte der Erfinder und Tüftler Viktor Müller an.

Erfindungen Bearbeiten

 
Glücksspielautomat „Picardo“
  • Oktober 1957 Fliegende Kugel
  • November 1961 Renaldi mit 1. Patent
  • Januar 1963 Picardo
  • Februar 1963 Roll Roll
  • März 1963 5-Kartenblinker
  • April 1963 6-er Kartenblinker
  • Juni 1964 Mai 1965 Picardo super
  • Januar 1966 / 1967 Rolko
  • Juni 1967 Glücksdrehrad aus Aluminium

Weitere Geräte Bearbeiten

  • Remitolo
  • Picardo junior
  • Kartolett
  • Ballkugel mit Sternfächern (Startknopf mit Pistolengriff) und ein mechanisches Gerät, geeignet für Kirmes-Schießbuden.

Das letzte verbliebene Gerät (Picardo super) von Viktor Müller befindet sich heute auf Schloss Benkhausen in Espelkamp im Deutschen Automatenmuseum und gehört jetzt zu der großen internationalen Gauselmann-Automaten-Sammlung (Merkur Automaten). Ein Glücksdrehrad befindet sich noch im Besitz eines seiner Kinder.

Patente Bearbeiten

  • Münzspielgerät Renaldi
  • Münzspielgerät für Gaststättenbetriebe
  • Münzspielgerät Roloretteo
  • alle Patentunterlagen und Original-Zulassungsscheine befinden sich im Deutschen Automatenmuseum auf Schloss Benkhausen in Espelkamp