Victor II. Amadeus von Ratibor

preußischer Politiker und Standesherr

Victor II. Amadeus Herzog von Ratibor, Fürst Corvey, Prinz von Hohenlohe (* 6. September 1847 in Rauden; † 9. August 1923 in Corvey) war ein deutscher Standesherr und preußischer Politiker.[1]

Viktor II. Amadeus Herzog von Ratibor und Corvey (Gemälde von Philip Alexius de László)

Leben Bearbeiten

Victor Amadeus entstammte dem Hause Hohenlohe-Schillingsfürst. Sein Vater war Victor I. Herzog von Ratibor (1818–1893), Fürst von Corvey. Seine Mutter war Prinzessin Amelie zu Fürstenberg (1821–1899), eine Tochter des Fürsten Karl Egon II. von Fürstenberg (1796–1854).

Ratibor besuchte das Gymnasium in Neisse[2] und studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Bonn und Göttingen.[3] Er war Corpsschleifenträger der Borussia Bonn (1867) und Saxonia Göttingen (1890).[4] Bei Saxonia wurde Viktor zur selben Zeit aufgenommen wie seine vier Brüder Max, Karl Egon, Franz (Oberst à la suite) und Egon (Hofmarschall).[5]

Nach der Promotion zum Dr. iur. trat er in das Potsdamer Leib-Garde-Husaren-Regiment ein, mit dem er 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg kämpfte. Zwischen 1873 und 1876 arbeitete er an der deutschen Botschaft in Wien.

1893 übernahm er die Herrschaften Kieferstädtel und Zembowitz in Oberschlesien und galt somit als bestens situierter Grundbesitzer mit Eintrag im Adressbuch der Millionäre.[6]

Von 1897 bis 1921 war er Vorsitzender des Schlesischen beziehungsweise Oberschlesischen Provinziallandtages. Als Mitglied der Freikonservativen Partei kandidierte er 1885 und 1888 für das Preußische Abgeordnetenhaus. Seit 1893 war er Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Von 1896 bis 1904 war er Vorsitzender der Neuen Fraktion.

 
Frau Herzog Viktor – Herzogin Marie von Ratibor, geb. Gräfin Breunner-Enkevoirth, 1899

Familie Bearbeiten

Ab 1877 war er mit Marie, geborene Gräfin von Breunner-Enckevoirth verheiratet. Mit ihr hatte er vier Kinder:

⚭ 1910 Elisabeth Prinzessin zu Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg (1886–1976)
  • Agathe Prinzessin von Ratibor und Corvey, Prinzessin zu Hohenlohe-Schillingsfürst (* 24. Juli 1888; † 12. Dezember 1960)
⚭ 1910 Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (1880–1925)
  • Margarete Prinzessin von Ratibor und Corvey, Prinzessin zu Hohenlohe-Schillingsfürst (* 3. März 1894; † 23. Mai 1973)
  • Johann Prinz von Ratibor und Corvey, Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst (* 8. März 1882; † 5. Januar 1948)
⚭ 1918 Marie Gabriele Prinzessin von Windisch-Graetz (1898–1992).

Ehrenämter Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf, 1902 (Digitalisat).
  • Braunbeck’s Sport-Lexikon. Automobilismus, Motorbootwesen, Luftschiffahrt. Ausgabe 1912/13. Hrsg. Gustav Braunbeck, Berlin 1913, S. 334.
  • G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Selbstverlag, Druck Wailandt AG, Aschaffenburg 1928 (Digitalisat).
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser, Band IV, I. Abt. (ehem. reg. Häuser), Band 14 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1956, ISSN 0435-2408, S. 232–235.
  • Günter Tiggesbäumker:
    • Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey. Deutsche Fürstenhäuser, Heft 5. Mehrere Auflagen ab 2001, Börde-Verlag, Werl 2008.
    • Die Familie Hohenlohe-Schillingsfürst in Höxter und Corvey. Zur Geschichte des Herzoglichen Hauses Ratibor und Corvey. In: Frankenland 60 (1) 2008, S. 26–34.
    • Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey. 7. erweiterte Auflage. Börde-Verlag, Werl 2012.
  • Christoph Maria Merki: Der holprige Siegeszug des Automobils 1895–1930. Zur Motorisierung des Straßenverkehrs in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2002, ISBN 978-3-205-99479-4, S. 217–218.
  • Hans-Peter Schmidt: Schlesien und Preußen. Schlesiens Bedeutung unter Preußen in den Befreiungskriegen gegen Napoleon 1806–1815 und historische Ereignisse nach dem Wiener Kongress. 5. Auflage, Schweitzerhaus Verlag, Erkrath 2010, ISBN 978-3-939475-96-5, S. 117.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser (Hofkalender) 1942. In: Gothaischer Hofkalender. 179. Auflage. II. Abt. Hohenlohe, 1. Hzgl. Haus: Ratibor und Corvey. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 220–221 (google.de [abgerufen am 15. Oktober 2022]).
  2. Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf, 1902, S. 171.
  3. G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Aschaffenburg 1928, S. 244.
  4. Kösener Korps-Listen 1910, 19, 442; 85, 433
  5. Wolfgang von der Groeben: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen 1844 bis 2006 sowie der Landsmannschaft Saxonia zu Göttingen 1840 bis 1844. Stand vom 31. Mai 2006. Eigenverlag, Düsseldorf 2006.
  6. Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch. von Ratibor, Herzog Viktor, Schles. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 153 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. Oktober 2022]).