Verwaltungsgliederung der Slowakei

Die Verwaltungsgliederung der Slowakei unterlag während der Geschichte einem intensiven Wandel. Die Slowakei ist administrativ seit 1996 in acht Landesbezirke mit 79 Landeskreisen unterteilt.

Begriffe Bearbeiten

Zum besseren Verständnis der slowakischen Fachbegriffe nachfolgend einige kurze Erläuterungen und Übersetzungshilfen:

  • krajina – Land (Slowakei)
  • oblasť – Gebiet / Region (spielt nur in der NUTS-Gliederung eine Rolle)
  • kraj – wird mit „Landesbezirk, Bezirk, Kreis,[1] Gau, Gebiet, Land, Landschaft, Landschaftsverband, Region“ übersetzt
  • samosprávny kraj – Selbstverwaltungslandesbezirk (die größte administrative Einheit der slowakischen Volksvertretung; räumlich identisch mit dem Gebiet des Landesbezirkes)
  • obvod – Stadtbezirk (Stadtbezirksamt (slowakisch: Obvodný úrad))
  • okres – Bezirk oder Kreis[1] (entspricht faktisch und historisch dem im 19. Jahrhundert errichteten österreichischen politischen Bezirk; die ungefähre Entsprechung in Deutschland sind die Landkreise)
  • mestoStadt
  • obecGemeinde

Graphische Darstellung Bearbeiten

 Okres MalackyOkres PezinokOkres SenecOkres Dunajská StredaOkres GalantaOkres TrnavaOkres PiešťanyOkres SenicaOkres SkalicaOkres HlohovecOkres KomárnoOkres Nové ZámkyOkres ŠaľaOkres NitraOkres LeviceOkres Zlaté MoravceOkres TopoľčanyOkres MyjavaOkres Nové Mesto nad VáhomOkres TrenčínOkres Bánovce nad BebravouOkres IlavaOkres PrievidzaOkres PartizánskeOkres PúchovOkres Považská BystricaBratislavaOkres BytčaOkres ŽilinaOkres ČadcaOkres Kysucké Nové MestoOkres MartinOkres Turčianske TepliceOkres RužomberokOkres Dolný KubínOkres Liptovský MikulášOkres TvrdošínOkres NámestovoOkres ŽarnovicaOkres Žiar nad HronomOkres Banská ŠtiavnicaOkres KrupinaOkres ZvolenOkres Banská BystricaOkres DetvaOkres PoltárOkres Veľký KrtíšOkres LučenecOkres BreznoOkres Rimavská SobotaOkres RevúcaOkres PopradOkres KežmarokOkres Stará ĽubovňaOkres LevočaOkres SabinovOkres PrešovOkres Vranov nad Topľou ZOkres BardejovOkres SvidníkOkres StropkovOkres HumennéOkres MedzilaborceOkres SninaOkres RožňavaOkres Spišská Nová VesOkres GelnicaOkres Košice-okolieOkres Košice-okolieKošiceOkres TrebišovOkres MichalovceOkres SobranceOkres Bratislava IVOkres Bratislava IIOkres Bratislava IIIOkres Bratislava IOkres Bratislava VOkres Košice IOkres Košice IIOkres Košice IIIOkres Košice IV

Einteilung Bearbeiten

Die Slowakei ist nach drei Einteilungsprinzipien in folgende kleinere Einheiten unterteilt.

Gebietsgliederung Bearbeiten

Es gibt folgende Ebenen der Gebietsgliederung:

  • Landesbezirk (slowakisch: kraj): 8
  • Landkreis (slowakisch: okres): 79
  • Stadt (slowakisch: mesto): 138
  • Gemeinde (slowakisch: obec): 2883

Staatliche Verwaltung Bearbeiten

Seit Oktober 2013 gibt es folgende Ebenen der staatlichen Verwaltung:

  • Regierung, Ministerien und weitere Organe
  • Landkreisamt (slowakisch: okresný úrad) ist zuständig für einen Landkreis (Okres). In einer großen Verwaltungsreform wurden zum 1. Oktober 2013 72 Landkreisämter erneut eingeführt; sie hatten als solche schon im Zeitraum 1990–2003 bestanden.[2]

Sie ersetzten 248 Stadtbezirksämter (obvodné úrady), die für die Stadtbezirke zuständig waren.

Selbstverwaltung durch Volksvertretung Bearbeiten

Bezirke Bearbeiten

Der Selbstverwaltungslandesbezirk (slowakisch: samosprávny kraj), in der Verfassung Höhere Gebietseinheit (vyšší územný celok) und inoffiziell bzw. umgangssprachlich auch Gespanschaft (župa) genannt, wurde zum 1. Januar 2002 eingeführt. Die Begriffe župa und župan werden von der Bevölkerung (noch) gemieden, weil sie zum einen veraltet klingen (Gespanschaften gab es bis 1927 und dann 1940–1945) und/oder weil man irrtümlich annimmt, dass es sich um ungarische Begriffe handelt (genaueres siehe unter Gespanschaft), zum anderen weil das slowakische Wort župa an das slowakische žumpa (deutsch: Jauchegrube) erinnert und das slowakische Wort župan auch die Bedeutung „Bademantel“ hat.

Ein Selbstverwaltungslandesbezirk ist die durch Bürger gewählte Volksvertretung (slowakisch: zastupiteľstvo) mit einem direkt gewählten Vorsitzenden (predseda). Dieser kann abgekürzt auch als „Gespan“ (župan) bezeichnet werden. Die Landesbezirke sind laut Gesetz von 1996 vom Gebiet her mit den Selbstverwaltungslandesbezirken identisch.

Gemeinden und Städte Bearbeiten

Die Selbstverwaltungsform der Gemeinde (obec) erfolgte bereits 1990. Eine Gemeinde hat ebenfalls eine Vertretung und einen direkt gewählten Bürgermeister (starosta). Gemeinden, die Städte sind, haben einen Oberbürgermeister (primátor). Dem Bürgermeister sind das Gemeindeamt sowie die Gemeindepolizei direkt unterstellt. Nur die Gemeinden Bratislava und Košice haben zwei Ebenen der Gemeindeselbstverwaltung: für die Stadt (die so genannte Magistratsverwaltung) und die Stadtteile. Sie haben dementsprechend auch einen Oberbürgermeister und mehrere Bürgermeister in den einzelnen Stadtteilen. Die Aufteilung der Kompetenzen in beiden Städten wird durch besondere Gesetze geregelt.

Liste der Landesbezirke der Slowakei Bearbeiten

Die Namen der acht Landesbezirke werden von den Namen ihrer Hauptstädte abgeleitet:

Kennziffer ISO 3166-2 Name Verwaltungssitz Fläche
in km²
Einwohner Dichte
Einw./km²
Unterteilung
01 SK-BL Bratislavský kraj Bratislava 2.053 728.370 355 08 Landkreise
02 SK-TA Trnavský kraj Trnava 4.158 565.573 136 07 Landkreise
03 SK-TC Trenčiansky kraj Trenčín 4.502 570.675 127 09 Landkreise
04 SK-NI Nitriansky kraj Nitra 6.344 670.696 106 07 Landkreise
05 SK-ZI Žilinský kraj Žilina 6.809 688.106 101 11 Landkreise
06 SK-BC Banskobystrický kraj Banská Bystrica 9.454 617.777 065 13 Landkreise
07 SK-PV Prešovský kraj Prešov 8.974 808.090 090 13 Landkreise
08 SK-KI Košický kraj Košice 6.755 779.505 115 11 Landkreise
SK 49.049 5.434.712 111 79 Landkreise

Liste der Regionen Bearbeiten

 
NUTS-2 Gliederung der Slowakei

Die Regionen entsprechen den NUTS-2 Gliederungen. Es existieren vier Regionen:

Geschichte Bearbeiten

Landkreise gibt es in der Slowakei schon seit dem 19. Jahrhundert (siehe Okres), allerdings mit sehr oft wechselnden Kompetenzen, Grenzen und Anzahl (zum Beispiel 1949 – 1960: 89, 1960 – 1968: 33, 1968 – 1996: 37, später 38).

Zum 1. Januar 1949 wurden in der Slowakei zum ersten Mal die Landesbezirke eingeführt – damals sechs: Bratislavský kraj, Nitriansky kraj, Žilinský kraj, Banskobystrický kraj, Prešovský kraj und Košický kraj. Sie hatten aber jeweils völlig andere Grenzen und Kompetenzen als ihre heutigen Nachfolger. 1960 wurde ihre Anzahl auf drei reduziert; es entstanden so der Východoslovenský kraj (Ostslowakischer Landesbezirk), der Stredoslovenský kraj (Mittelslowakischer Landesbezirk) und der Západoslovenský kraj (Westslowakischer Landesbezirk).

Am 1. Januar 1969 erhielt Bratislava als „Hauptstadt der Slowakischen Sozialistischen Republik“ einen Sonderstatus. Zum 1. Juli 1969 wurden die Landesbezirke in der Slowakei (im Gegensatz zu Tschechien) vorübergehend abgeschafft, sie mussten aber im Zuge des Normalisierungsregimes nach dem gescheiterten Prager Frühling ab 1970 wieder eingeführt werden. Bratislava blieb dabei eine Art vierter Landesbezirk. Diese Verwaltungsgliederung hielt bis zum Ende des Kommunismus in der Slowakei (Samtene Revolution von 1989). Bratislava war in dieser Zeit in sogenannte Stadtbezirke unterteilt (1960 – 1971: zwölf, 1971 – 1985: vier, 1985 – 1990/1996(?): fünf). Diese mit den heutigen fünf Landkreisen auf dem Gebiet der Stadt Bratislava identischen Stadtbezirke fungierten zwar seit den 1970er Jahren (auch) als Landkreise, sonst galt aber Bratislava als ein einziger Landkreis.

Im September 1990 wurden zum einen die vier Landesbezirke abgeschafft, zum anderen wurden auch Gemeinden nach langer Zeit wieder als Selbstverwaltungseinheiten definiert.

Im Juli 1996 wurden schließlich die jetzigen acht Landesbezirke eingeführt, die sich aus 79 Landkreisen zusammensetzen. Im Dezember 2001 wurden die Selbstverwaltungslandesbezirke eingeführt. Zum 1. Januar 2004 wurden schließlich die Landkreise als Teil der öffentlichen Verwaltung (das heißt die Landkreisämter) abgeschafft und dafür die Stadtbezirksämter als Verwaltungseinheiten eingeführt. Gleichzeitig werden seit 2001 die Kompetenzen der beiden Selbstverwaltungsebenen ständig erweitert, zuletzt durch ein Gesetz, durch das sie ab 2005 weitreichende Kompetenzen bei Steuern und Finanzen erhielten.

Am 1. Oktober 2013 wurden die Landkreisämter wieder eingeführt und die Stadtbezirksämter bzw. auch die Bezirksämter der höheren Gebietseinheit abgeschafft.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b In Deutschland und Österreich sind auch historisch bedingt die Ausdrücke Kreis und Bezirk jeweils gegensätzlich besetzt, in Deutschland ist der Regierungsbezirk über dem Landkreis angesiedelt, in Österreich der historische Kreis der Monarchiezeit über dem politischen Bezirk.
  2. Štátna správa už v štruktúre 72 okresných úradov (slowakisch), Ministerium des Innern der Slowakischen Republik, abgerufen am 10. Oktober 2013

Weblinks Bearbeiten