Verterae war ein römisches Fort im heutigen Dorf Brough in der englischen Grafschaft Cumbria. Das von 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. belegte Fort schützte eine wichtige römische Straße im Norden von England. Im 11. Jahrhundert wurde Brough Castle von den Normannen auf einem Teil des Anwesens gebaut. Archäologen untersuchten die Überreste der römischen Festung im 20. Jahrhundert. Sie stehen heute unter Denkmalschutz.

Teil der römischen Erdwerke, die in die mittelalterliche Burg integriert wurden

Römische Zeit Bearbeiten

Verterae ließ vermutlich der römische Gouverneur Gnaeus Iulius Agricola in den Jahren 79 und 80 n. Chr. als Teil einer Kampagne zur Eroberung des Nordens von Britannien bauen. Der lateinische Name bedeutet im Deutschen Die Festungen. Die Anlage diente als Wegpunkt am nördlichen Ast der Watling Street, die die römischen Städte Luguvalium und Eboracum – heute die Städte Carlisle und York – sowie weiter südlich gelegene Ziele verband. Verterae war eines in einer ganzen Reihe von Forts, die in 19–22 km Abstand an der Straße lagen, und schützte den Stainmore Pass, der sich vom Tal des Eden über die Pennines erstreckte.[1][2]

Das rechteckige Fort war 1,2 Hektar groß und wurde auf dem Gebirgskamm über dem Swindale Beck gebaut.[3][4] Die Größe des Forts ist wegen späterer Arbeiten auf dem Gelände nicht sicher, aber es könnte eine Fläche von 100 Meter × 110 Meter bedeckt haben und mit einem 15 Meter breiten Graben versehen gewesen sein, der stellenweise 6 Meter tief war.[4] Eine Siedlung namens Vicus und ein Friedhof entstanden an der Ostseite des Forts.[4] In Vicus gab es sowohl Steingebäude als auch solche aus Flechtwerk.[4]

Etwa Ende des 4. Jahrhunderts oder Anfang des 5. Jahrhunderts wurde eine Hilfstruppe namens Numerus Directorum, etwa 300–400 Mann stark, im Fort stationiert.[4]

Das Gelände liegt nicht weit vom Maiden Castle entfernt.[5] Alte Ortslexika geben an, das diese Burg dem Maiden Way, der alten Römerstraße vom nahegelegenen Bravonicum (Kirkby Thore) nach Magnae Carvetiorum (Carvoran) am Hadrianswall ihren Namen gegeben hätte.[6][7]

Nachrömische Zeit Bearbeiten

 
Steininschriften von Verterae in der St Michael's Church in Brough

Das Fort war für eine gewisse Zeit nach dem Rückzug der Römer aus Britannien um das Jahr 410 belegt, wurde dann aber aufgegeben.[3] Im 11. Jahrhundert entstand eine normannische Burg in den Ruinen von Verterae. Im 16. Jahrhundert entdeckte der Altertumsforscher William Camden die Verbindung zwischen diesem Gelände und der römischen Besetzung Britanniens wieder und postulierte, dass dieses Anwesen, damals Brough Castle genannt, das alte römische Fort Verterae wäre.

Abfall aus römischer Zeit wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände entdeckt und die Regierung ließ 1923 dort archäologische Grabungen vornehmen.[4] Weitere Ausgrabungen folgten 1954, sowie in den 1970er- und 1990er-Jahren. 1996 wurde das gesamte Anwesen vermessen.[4] Das Gelände des Forts, das sich über das mittelalterliche Brough Castle, die Brough Castle Farm und die umgebenden Ländereien erstreckt, steht als Scheduled Monument unter Schutz.[4]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Helen Noakes: An Archaeological Field Evaluation at Brough Castle, Church Brough, Cumbria. North Pennines Archaeology, Alston 2008. S. 4. Abgerufen am 21. Juli 2015.
  2. Adrian Pettifer: English Castles: A Guide by Counties. Boydell & Brewer, Woodbridge 2002, ISBN 0-85115-782-3, S. 266 (englisch, 384 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  3. a b Nicola Gaskill, Helen Noakes, Frances Woods: An Archaeological Watching Brief and Investigation at Brough Castle, Church Brough, Cumbria. North Pennines Archaeology, Alston 2009. S. 4. Abgerufen am 21. Juli 2015.
  4. a b c d e f g h List Entry. English Heritage, abgerufen am 21. Juli 2015.
  5. Maiden Castle Roman Fortlet. Abgerufen am 21. Juli 2015.
  6. Martin Norgate: Old Cumbria Gazetteer: Maiden Way. Portsmouth University, 2014, abgerufen am 21. Juli 2015.
  7. The Topographical, Statistical, and Historical Gazetteer of Scotland. Band II. A. Fullarton & Co., Edinburgh 1853, Roxburghshire, S. 624 (google.co.uk [abgerufen am 21. Juli 2015]).

Koordinaten: 54° 31′ 17″ N, 2° 19′ 26″ W