Schüler Union Deutschlands

CDU- und CSU-nahe Schülerorganisation in Deutschland
(Weitergeleitet von Verband Kritischer Schüler)

Die Schüler Union Deutschlands (kurz: SU, früher: Schüler-Union) ist eine bundesweite christdemokratische und konservative Schülerorganisation in Deutschland. Sie ist als Arbeitsgemeinschaft der Jungen Union, der gemeinsamen Jugendorganisation von CDU und CSU, organisiert.

Schüler Union Deutschlands
(SU)
Logo
Rechtsform Arbeitsgemeinschaft der Jungen Union
Gründung 2. Juli 1972 in Bad Godesberg
Sitz Berlin
Vorläufer Arbeitskreis Kritischer Schüler
Motto Wir machen Schule. Seit 1972.
Zweck Politische Schülerorganisation
Vorsitz Feodora Lüdemann
Vorsitzende
Geschäftsführung Manuel T. Schmid
Bundesgeschäftsführer
Website schueler-union.de

Inhaltliches Profil Bearbeiten

Allgemeinpolitische Standpunkte Bearbeiten

Die Organisation beschreibt sich nach eigenen Angaben als „christlich-soziale, liberale und konservative Interessenvertretung aller Schülerinnen und Schüler in Deutschland“. Das Hauptengagement soll dabei auf der Vertretung der Meinungen der Schüler-Generation im politischen Alltag liegen.

Die Organisation bekennt sich nach eigenen Angaben zur Demokratie und möchte im Sinne eines christlichen Menschenbildes handeln, das von der „Verantwortung für andere, Nächstenliebe und Gemeinschaft als Sinnbild für Miteinander statt Gegeneinander“ geprägt ist.

Bildungspolitik Bearbeiten

Die bildungspolitischen Standpunkte wurden zuletzt am 10. April 2021 im Grundsatzprogramm der Schüler Union Deutschlands auf der 50. Bundesschülertagung in Frankfurt am Main beschlossen.

Gender-Mainstreaming in Schulen lehnt die Schüler Union Deutschlands ab und fordert ein Gender-Verbot in deutschen Schulen.[1]

Coronapolitik Bearbeiten

Während der Covid-19-Pandemie sprach sich die Schüler Union Deutschlands sowie einzelne Landesverbände für schnellstmögliche Schulöffnungen sowie gegen die Aussetzung der Abschlussprüfungen während der Pandemie aus.[2][3][4] Darüber hinaus forderte die SU, Lehrer zu Mehrarbeit zu verpflichten und kritisierte die fehlende Leistungsbereitschaft einzelner Lehrkräfte trotz Verbeamtung und Fortzahlung der Gehälter. Die Forderung nach zusätzlichen Geldern für die schulpsychologische Arbeit und Schwerpunktsetzung auf psychische Gesundheit von Schülern, um die Folgen der Schulschließungen und Lockdowns abzufedern, wurde im Bundestagswahlprogramm der CDU für die Bundestagswahl 2021 verankert.[5]

Geschichte Bearbeiten

Die Schüler-Union ging am 2. Juli 1972 auf Bundesebene aus dem Verband Kritischer Schüler hervor und ist damit die älteste der parteinahen Schülerorganisationen.[6] Ihre Gründung ist im direkten Zusammenhang mit der Studentenbewegung der späten 1960er Jahre zu sehen, die schließlich auch die Schulen erreichte: Die SU trat offen in Opposition zu den „68ern“ in Schülerschaft[7] und Lehrerkollegium. 1973 hatte die SU in 11 Landesverbänden 20.000 Mitglieder,[7] 2008 nach eigenen Angaben ungefähr 10.000 Mitglieder.[6]

Im Jahr 2006 wurden Matthias Helferich, dem damaligen Vorsitzenden der Schüler Union NRW, nach eigener Aussage innerhalb von Junger Union und CDU rechtsradikale Tendenzen vorgeworfen.[8] Zudem soll er laut der Tageszeitung taz den damaligen JU-Landesvorsitzenden Hendrik Wüst auf einer Geburtstagsparty antisemitisch beleidigt haben.[9] Helferich stritt diese Beleidigungen ab. Die CDU NRW wollte sich zu den Vorwürfen und möglichen, rechtsradikalen Tendenzen laut Artikel nicht äußern. Seit 2016 ist Helferich Mitglied der Jungen Alternative für Deutschland.[10]

Bundesvorsitzende/-sprecher Bearbeiten

  • 1972–1973 Hans Reckers (Landesverband (LV) Niedersachsen)
  • 1973–1974 Klaus Walther (LV Hessen)
  • 1974–1976 Christoph von Bülow (LV Niedersachsen)
  • 1977–1978 Wolfgang Kühl (LV Hamburg)
  • 1978–1980 Christian Wulff (LV Niedersachsen)
  • 1980–1981 Peter Pott (LV Rheinland)
  • 1982–1984 Peter Stefan Herbst (LV Rheinland)
  • 1984–1985 Volker Streu (LV Hamburg)
  • 1985–1986 Michael Schottenhamel (LV Bayern)
  • 1986–1988 Dirk Bettels (LV Niedersachsen)
  • 1988–1989 Johannes Kram (LV Rheinland-Pfalz)
  • 1989–1990 Harald Größmann (LV Nordrhein-Westfalen)
  • 1990–1992 Frank Schuster (LV Rheinland-Pfalz)
  • 1992–1994 Marcus Ostermann (LV Schleswig-Holstein)
  • 1994–1995 Michael Güntner (LV Hessen)
  • 1995–1996 Christian Burkiczak (LV Nordrhein-Westfalen)
  • 1996–1997 Florian Schuck (LV Rheinland-Pfalz)
  • 1997–1998 Christian Jung (LV Baden-Württemberg)
  • 1998–2000 Philipp Mißfelder (LV Nordrhein-Westfalen)
  • 2000–2001 Sebastian Warken (LV Saarland)
  • 2001–2004 Mark Blue (LV Schleswig-Holstein)
  • 2004–2005 Karolina Swiderski (LV Nordrhein-Westfalen)
  • 2005–2006 Veit Albert (LV Niedersachsen)
  • 2006–2008 Lukas Krieger (LV Berlin)
  • 2008–2010 Younes Ouaqasse (LV Baden-Württemberg)
  • 2010–2011 David Winands (LV Nordrhein-Westfalen)
  • 2011–2012 Lutz Kiesewetter (LV Baden-Württemberg)
  • 2012–2013 Leopold Born (LV Hessen)
  • 2013–2014 Lars von Borstel (LV Hessen)
  • 2014–2015 Niklas Uhl (LV Saarland)
  • 2015–2016 Tizian Wollweber (LV Hessen)
  • 2016–2017 Julius K. Gröhler (LV Berlin)
  • 2017–2021 Finn C. Wandhoff (LV Schleswig-Holstein)
  • 2021–2022 Adrian Klant (LV Baden-Württemberg)
  • 2022–2023 Cedric Finian Röhrich (LV Nordrhein-Westfalen)
  • ab 2023: Feodora Lüdemann (LV Berlin)

Organisation Bearbeiten

Mitgliedschaft Bearbeiten

Mitglied kann werden, wer sein 12. Lebensjahr vollendet hat und Schüler einer allgemein- oder berufsbildenden Schule ist oder eine Ausbildung absolviert. Nach Verlassen der Schule bzw. bei Beenden der Ausbildung erlischt die Mitgliedschaft in manchen Landesverbänden automatisch, in einigen Landesverbänden ist ein Höchstalter festgesetzt worden. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.

Gliederungen Bearbeiten

Die Organisation ist in Landesverbänden organisiert, die von der Größe her an die Bundesländer gekoppelt sind. Bedingt durch den Bildungsföderalismus der Bundesrepublik kommt den Landesverbänden eine verhältnismäßig starke Bedeutung gegenüber dem Bundesverband zu. Letzterer ist eine Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände und dient deren Koordination sowie Repräsentation auf Bundesebene.

Die einzelnen Landesverbände sind unterschiedlich in Rechtsform, innerer Struktur und politischer Arbeit aufgebaut (s. unten) und sind in Bezirks-, Kreis- und Stadtverbände sowie in Schulgruppen unterteilt, die sich aus Arbeitsgruppen der Jungen Union oder aus parteiunabhängigen Gruppierungen zusammensetzen. Der Großteil der Landesverbände ist eigenständig. Der Landesverband Niedersachsen ist nach dem Austritt aus dem Bundesverband, kein anerkannter Mitgliedsverband der Schüler Union Deutschlands mehr, und damit unabhängig.[11]

Auf Bundesebene kann der Bundesvorstand zudem Arbeitskreise zu einzelnen Themenbereichen oder Aufgabenfeldern wie Programmatik oder Digitales einsetzen.

Landesverbände Bearbeiten

Landesverband Vorsitzender
Nordrhein-Westfalen David Hietsch[12]
Bayern Nevio Zuber[13]
Hessen Finn-Luca Möller[14]
Baden-Württemberg Manuel Stroh[15]
Niedersachsen1) Leon Derks[16]
Rheinland-Pfalz Isabell Biersack[17]
Saarland Ruwen Lorenz
Schleswig-Holstein Lasse Jensen[18]
Berlin Moritz Rohland[19]
Sachsen Julius Reuschel[20]
Hamburg Levin Roppel[21]
Sachsen-Anhalt Karl Frederik Hustedt[22]
Brandenburg Kevin Gutsche[23]
Bremen Jakob Hornhues[24]
Thüringen Tim Levin Beck[25]

Stand April 2024 besitzt Mecklenburg-Vorpommern keinen Landesverband.[26]

1) Der Landesverband Niedersachsen ist kein anerkannter Mitgliedsverband (siehe Gliederungen).

Organe des Bundesverbandes Bearbeiten

Der Bundesverband, der als Zusammenschluss der Landesverbände und als Arbeitsgemeinschaft der Jungen Union Deutschlands arbeitet, besitzt drei Organe: Die Bundesschülertagung (BST), den Bundeskoordinationsausschuss (BKA) und den Bundesvorstand.[27]

Bundesschülertagung Bearbeiten

Höchstes Gremium ist die Bundesschülertagung (BST), die Delegiertenversammlung aus allen Landesverbänden. Jeder der Landesverbände entsendet neben dem Landesvorsitzenden mindestens sieben weitere Grunddelegierte und gegebenenfalls zusätzliche Delegierte, deren Anzahl sich anhand eines Berechnungsschlüssels an der Mitgliederzahl des jeweiligen Landesverbandes orientiert. Die Bundesschülertagung fasst schul- und bildungspolitische Beschlüsse und wählt den Bundesvorstand der Schüler Union Deutschlands. Nur auf einer BST können Änderungen der Satzung und des Grundsatzprogramms beschlossen werden.

Bundeskoordinationsausschuss Bearbeiten

Ferner tagt zwischen den (in der Regel jährlich abgehaltenen) Bundesschülertagungen der Bundeskoordinationsausschuss (BKA) mindestens viermal im Jahr, der sich aus dem Bundesvorstand und einem stimmberechtigten Vertreter je Landesverband, in der Regel dem jeweiligen Landesvorsitzenden, zusammensetzt. Der BKA koordiniert die politische Zusammenarbeit der Landesverbände und hat Maßnahmen im schul- und bildungspolitischen Bereich vorzubereiten, durchzuführen und zu beschließen. Zwischen den Bundesschülertagungen ist der BKA das höchste beschlussfassende Gremium der Schüler Union Deutschlands. Der BKA entscheidet auch über die Aufnahme neuer Landesverbände in den Bundesverband der Schüler Union Deutschlands und besetzt im Fall des Ausscheidens gewählter Mitglieder des Bundesvorstandes diese Positionen bis zur nächsten BST in geheimer Wahl nach. Ebenfalls zuständig ist der BKA für die politische Vorbereitung der Bundesschülertagung und Positionierungen der Schüler Union in Junger Union und CDU.

Bundesvorstand Bearbeiten

Die Delegierten der Bundesschülertagung wählen den Bundesvorstand, der aus einem Bundesvorsitzenden, drei Stellvertretern sowie drei Beisitzern besteht. Der Bundesvorstand wählt einen Bundesgeschäftsführer und gegebenenfalls einen stellvertretenden Bundesgeschäftsführer sowie weitere Referenten oder Beauftragte für einzelne Arbeitsbereiche. Der Bundesvorstand ist in der Regel für ein Jahr gewählt und für eine kontinuierliche Arbeit der Schüler Union Deutschlands verantwortlich.

Literatur Bearbeiten

  • Linde Apel: Gefühle in Bewegung: Autobiographisches Sprechen über die Jugend. In: Knud Andresen, Linde Apel, Kirsten Heinsohn (Hrsg.): Es gilt das gesprochene Wort. Wallstein Verlag, 2015, ISBN 978-3-8353-1629-4, S. 59–77.
  • Linde Apel: Die Opposition der Opposition: Politische Mobilisierung an Oberschulen jenseits der Protestgeneration. In: Massimiliano Livi, Daniel Schmidt, Michael Sturm (Hrsg.): Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt. Politisierung und Mobilisierung zwischen christlicher Demokratie und extremer Rechter. Campus, Frankfurt am Main / New York 2010, S. 57–72, ISBN 978-3-593-39296-7.
  • Christoph von Bülow (Hrsg.): Die Schüler-Union: Tendenzwende an den Schulen? NBV, Bonn 1975 (Forum Politik), ISBN 3-8097-0011-8.
  • Joseph Stenger: La Schüler-Union: Etude d’un mouvement de jeunes lycéens en République Fédérale allemande de 1972 à 1980. Verlag Peter D. Lang (Europäische Hochschulschriften Band 30), Frankfurt am Main / Bern 1982, ISBN 3-8204-5894-8.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schüler Union Deutschlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Beschlüsse der 48. Bundesschülertagung. In: Übersicht über die Beschlüsse der Schüler Union Deutschlands. Schüler Union Deutschlands, vertreten durch den Bundesvorsitzenden Adrian Klant, abgerufen am 23. Februar 2022.
  2. Schüler Union Deutschlands lehnt Durchschnittsabitur ab. In: Schüler Union Deutschlands. Schüler Union Deutschlands, 24. März 2020, abgerufen am 5. März 2022.
  3. Schüler melden sich per Petition zu Wort. In: Teckbote. DER TECKBOTE GO Verlag GmbH & Co. KG Alleenstraße 158, 73230 Kirchheim unter Teck Deutschland, 25. März 2020, abgerufen am 5. März 2022.
  4. Klares "Nein!" zum #SchulboykottNRW. In: Schüler Union NRW. Schüler Union Nordrhein-Westfalen, 14. Juni 2020, abgerufen am 5. März 2022.
  5. Ein guter Plan für Deutschland. Regierungsprogramm 2021. (PDF) Aufstieg durch Bildung / Nach Corona durchstarten. In: Ein guter Plan für Deutschland - Regierungsprogramm 2021. CDU Deutschlands, vertreten durch den Bundesvorsitzenden Friedrich Merz, 21. Juni 2021, S. 81, abgerufen am 5. März 2022.
  6. a b Gerd F. Hepp: Bildungspolitik in Deutschland: Eine Einführung. Springer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-531-93122-7 (S. 73 in der Google-Buchsuche [abgerufen am 13. Juli 2020]).
  7. a b Geschichte der CDU. Schüler Union (SU). In: kas.de. Konrad-Adenauer-Stiftung, abgerufen am 13. Juli 2020.
  8. K. JANSEN / M. TEIGELER: Konservative werfen mit Dreck. In: Die Tageszeitung: taz. 18. November 2006, ISSN 0931-9085, S. 2 (taz.de [abgerufen am 26. Januar 2024]).
  9. K. JANSEN / M. TEIGELER: Konservative werfen mit Dreck. In: Die Tageszeitung: taz. 18. November 2006, ISSN 0931-9085, S. 2 (taz.de [abgerufen am 26. Januar 2024]).
  10. Julia Rathcke: Streit um AfD-Abgeordneten Helferich: Provokation als Programm. 1. Oktober 2021, abgerufen am 17. Oktober 2021.
  11. Landesverbände. Abgerufen am 21. August 2023.
  12. Der Landesvorstand. Abgerufen am 9. November 2023.
  13. Über uns: :: Landesverband. Abgerufen am 13. März 2023.
  14. Finn-Luca Möller zum Landesvorsitzenden gewählt. 29. März 2023, abgerufen am 29. April 2023 (deutsch).
  15. Schüler Union Baden-Württemberg: Schüler Union Baden-Württemberg. Abgerufen am 13. März 2023.
  16. Vorstand. Abgerufen am 13. März 2023.
  17. Aktueller Landesvorstand | Schüler Union Rheinland-Pfalz. In: SU-Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 13. März 2023 (deutsch).
  18. Landesvorstand. Abgerufen am 13. März 2023.
  19. Moritz Rohland. Abgerufen am 25. März 2024.
  20. Schülerunion gründet eigenen Landesverband. Abgerufen am 13. März 2023.
  21. Über Uns. Abgerufen am 12. März 2024.
  22. Landesvorstand der SU Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 20. Januar 2024.
  23. CDU-Landesverband Brandenburg: CDU-Landesverband Brandenburg. Abgerufen am 19. Dezember 2023.
  24. Schüler Union Deutschlands (SU) | CDU Bremen. Abgerufen am 8. Juni 2023.
  25. Der Landesvorsitzende. Abgerufen am 29. März 2023.
  26. SCHÜLER UNION. Abgerufen am 13. März 2023.
  27. Über uns: Die Satzung. In der Fassung vom 28. April 2019. In: schueler-union.de. Abgerufen am 13. Juli 2020.