Vancouveria

Gattung der Familie Berberitzengewächse

Vancouveria ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Die drei Arten gedeihen nur in den gemäßigten Gebieten der westlichen Staaten der USA.[1][2] Der englische Trivialname „inside-out flowers“ bezieht sich darauf, dass der Blütenstiel wirkt als ob er von innerhalb der Blüte ausgeht, also vom oberen Ende statt von der Basis.[2]

Vancouveria

Vancouveria hexandra

Systematik
Reich: Pflanzen (Plantae)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae)
Gattung: Vancouveria
Wissenschaftlicher Name
Vancouveria
C.Morren & Decne.

Beschreibung Bearbeiten

 
Dreiteilig zusammengesetzte Laubblätter von Vancouveria hexandra
 
Ausschnitt einer Blütenstandes von Vancouveria hexandra mit langen Blütenstielen
 
Blüte von Vancouveria hexandra im Detail

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Vancouveria-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen[2] und erreichen Wuchshöhen von 10 bis 50 Zentimetern.[1] Sie sind je nach Art sommer- (nur bei Vancouveria hexandra) oder immergrün. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl, drüsig flaumig behaart oder spärlich behaart.[1] Als Überdauerungsorgane werden ausgedehnte, kriechende, knotige Rhizome gebildet, die braune Schuppen besitzen.[1][2] An den Rhizomen werden jedes Jahr drei oder mehr Laubblätter und blütenbildende Sprossachsen gebildet. Vegetative Stängel oberhalb des Erdboden werden nicht gebildet.[1][2]

Die wechselständig angeordneten Grundblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der schlanke Blattstiel ist relativ lang.[1][2] Die zusammengesetzte Blattspreite ist im Umriss dreieckförmig und zwei- bis dreizählig gefiedert; oder selten nur bei Vancouveria chrysantha sind drei bis fünf Blättchen vorhanden. Die Blättchen sind rhomboid oder gerundet fünfeckig (pentagonal), eiförmig bis länglich oder ± herzförmig und etwas dreilappig.[1][2] Der Rand der Blättchen ist ganz und teils gebuchtet. Die Nervatur ist handförmig.[1]

Generative Merkmale Bearbeiten

Es ist ein langer Blütenstandsschaft vorhanden.[2] In endständigen, traubigen oder rispigen Blütenständen sind die Blüten locker angeordnet.[1][2] Es sind sechs bis neun Deckblätter vorhanden.[1][2] Die gestielten Blüten sind ausgebreitet oder hängend.[2]

Die zwittrigen Blüten sind bei einem Durchmesser von 6 bis 14 Millimetern radiärsymmetrisch und dreizählig.[1][3] Es sind zwei Kreise mit je drei Kelchblättern vorhanden.[1] Die sechs weißen bis gelben[1] Kelchblätter sind 8 bis 9 Millimeter lang[2]. Es sind zwei Kreise mit je drei Kronblättern vorhanden. Die sechs weißen bis gelben Kronblätter sind kapuzenartig mit einem zurückgekrümmten oder flachen oberen Ende, das Nektar enthält.[1] Es sind zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden;[1] sie befinden sich eng am Fruchtblatt[2]. Die Staubbeutel öffnen sich oft mit zwei schwenkbaren Klappen.[1] Die Exine des Pollens ist gestreift.[1] Die zwei bis zehn[2] anatropen, bitegmischen[4] Samenanlagen sind ellipsoid und die Plazentation marginal.[1] In jeder Blüte gibt es nur ein oberständiges Fruchtblatt. Der einfache Griffel befindet sich seitlich am Fruchtblatt.[1] Die Narbe ist becherförmig.[2]

Auf der Balgfrucht ist noch der haltbare Griffel vorhanden und bildet einen Schnabel.[2] Die bei Reife grüne bis grünlich-braunen Balgfrüchte sind asymmetrisch und elliptisch. Die dünnwandigen Balgfrüchte öffnen sich mit zwei Fruchtklappen vom Griffel aus Richtung ihrer Basis, dabei krümmen sich die Fruchtklappen zurück und legen die nur vier bis sieben Samen nach unten zeigend frei. Bei Vancouveria hexandra öffnen sich die Balgfrüchte, bevor die Samen reif sind, die grünen Samen wachsen weiter und reifen in der offenen Balgfrucht.[1]

Die schwarzen bis rötlich-braunen Samen sind zur Hälfte bis zwei Drittel mit einem weißlichen „Arillus“ bedeckt. Bei diesen als Anhängsel oder Arillus bezeichneten Strukturen an den Samen handelt es bei Vancouveria-Arten um echte Elaiosome.[1]

Chromosomensätze Bearbeiten

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 6.[1] Bei allen drei Arten liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 12 vor.[5]

Ökologie Bearbeiten

Ameisen tragen die Diasporen (Samen mit dem Elaiosom) in ihre Nester und ernten die Elaiosome als Futterquelle (Myrmekochorie); an den Samen sind die Ameisen nicht interessiert.[1][2][4]

 
Vancouveria planipetala

Systematik und Verbreitung Bearbeiten

Die Gattung Vancouveria wurde 1834 durch Charles François Antoine Morren und Joseph Decaisne in Observations sur la Flore du Japon suivies de la monographie du genre Epimedium. in Annales des Sciences Naturelles, Botanique, Séries 2, Volume 2, Seite 351[6] aufgestellt.[7][8] Der Gattungsname Vancouveria ehrt den britischen Seefahrer und Entdecker George Vancouver (1757–1798).[1][2] Typusart ist Vancouveria hexandra (Hook.) C.Morren & Decne.

Die Gattung Vancouveria gehört zum Subtribus Epimediinae aus der Tribus Berberideae in der Unterfamilie Berberidoideae innerhalb der Familie Berberidaceae.[7]

In der Gattung Vancouveria gibt etwa drei Arten:[1][9][7]

Nutzung Bearbeiten

Die drei Vancouveria-Arten, besonders Rüsselsternchen (Vancouveria hexandra),[10] werden in gemäßigten Gebieten in Parks und Gärten als Zierpflanzen verwendet.[11] Sie werden besonders an schattigen Standorten verwendet und sind frostempfindlich.[11][10]

Vancouveria-Arten wurden in den Heimatgebieten von den indigenen Völkern Nordamerikas genutzt.[12]

Quellen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • William Thomas Stearn, Julian Shaw: The genus Epimedium and other herbaceous Berberidaceae. In: Peter Shaw Green, Brian Mathew (Hrsg.): Botanical magazine monograph, Timber Press, 2002, ISBN 978-0-88192-543-2.
  • R. David Whetstone, T. A. Atkinson, Daniel D. Spaulding: Berberidaceae Jussieu.: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 3: Magnoliidae and Hamamelidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 17. Juli 1997, ISBN 0-19-511246-6. Vancouveria C.Morren & Decaisne. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Ming-Li Zhang, Christian H. Uhink, Joachim W. Kadereit: Phylogeny and Biogeography of Epimedium/Vancouveria (Berberidaceae): Western North American - East Asian Disjunctions, the Origin of European Mountain Plant Taxa, and East Asian Species Diversity. In: Systematic Botany, Volume 32, Issue 1, 2007, S. 81–92. doi:10.2307/25064230 JSTOR:25064230 online.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab R. David Whetstone, T. A. Atkinson, Daniel D. Spaulding: Berberidaceae Jussieu.: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 3: Magnoliidae and Hamamelidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 17. Juli 1997, ISBN 0-19-511246-6. Vancouveria C.Morren & Decaisne. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Michael P. Williams, 2012: Vancouveria - INSIDE-OUT-FLOWER. In: Jepson Flora Project (Hrsg.): Jepson eFlora, letzter Zugriff am 9. September 2020.
  3. Ming-Li Zhang, Christian H. Uhink, Joachim W. Kadereit: Phylogeny and Biogeography of Epimedium/Vancouveria (Berberidaceae): Western North American - East Asian Disjunctions, the Origin of European Mountain Plant Taxa, and East Asian Species Diversity. In: Systematic Botany, Volume 32, Issue 1, 2007, S. 81–92. doi:10.2307/25064230 JSTOR:25064230 online.
  4. a b Rolf Y. Berg: Dispersal Ecology of Vancouveria (Berberidaceae). In: American Journal of Botany, Volume 59, Issue 2, 1972, S. 109–122. JSTOR:2441389
  5. Vancouveria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 8. September 2020.
  6. Charles François Antoine Morren, Joseph Decaisne: Observations sur la Flore du Japon suivies de la monographie du genre Epimedium. In: Annales des Sciences Naturelles, Botanique, Séries 2, Volume 2, 1834, S. 351. eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  7. a b c d e f Vancouveria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. September 2020.
  8. Vancouveria bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  9. a b c d Vancouveria, county distribution map. In: BONAP's North American Plant Atlas. Biota of North America Program, 2014, abgerufen am 8. September 2020.
  10. a b Datenblatt bei The Royal Horticultural Society = RHS.
  11. a b Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S. 912.
  12. Datenblatt bei Native American Ethnobotany - A Database of Foods, Drugs, Dyes and Fibers of Native American Peoples, Derived from Plants.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Vancouveria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien