Ursin von Baer ist der Name eines erloschenen preußischen Adelsgeschlechts.

Wappen der
Ursin von Baer

Geschichte Bearbeiten

 
Zacharias Ursinus (1534–1583)

Das Geschlecht entstammt einer reformierten Predigerfamilie. Der gegen Ende des 15. Jahrhunderts im schlesischen Schweidnitz lebende Stammvater war arm aber ehrbar.[1] Söhne waren Conrad Beer, der in der Wiener Neustadt lebte, der 1493 geborene kaiserliche Orator Caspar Ursinus Velius (ursprünglich Kaspar Bernhard genannt)[2][3][4] und Balthasar Bernhard, der Pfarrer in Schweidnitz war.[5][6]

Conrads Sohn Caspar Beer († 1555), der wie sein Onkel auch seinen Familiennamen in Ursinus latinisierte, kam nach dem Studium in Wien 1528 nach Breslau, wo er bald als Diakon die Verwaltung des 1525 gegründeten städtischen Almosenamtes übernahm und 1533 die Breslauer Bürgertochter Anna Rothe († vor 1553) heiratete.[4] Sein Sohn Zacharias Ursinus[7] wurde am 18. Juli 1534 in Breslau geboren, studierte in Wittenberg und war ein Schüler Philipp Melanchthons, und nachmals Professor der Theologie in Heidelberg. Er starb am 6. März 1583 in Neustadt an der Haardt. Sein Nachkomme[8] David Ursinus (* 1588; † 1664) war Pfarrer in Gollmitz und Koadjutor in Lissa, beide in Großpolen, sowie nachmaliger Hofprediger zu Schloss Carolath. Sein Sohn Benjamin Ursinus († 1657), anfangs noch Konrektor in Lissa, wurde 1648 Pfarrer zu St. Petri in Danzig. Von dessen fünf Söhnen, setzte Benjamin Ursinus den Stamm fort.

 
Benjamin Ursinus von Baer (1705)

Benjamin Ursinus (* 1646; † 1720), schlug wie sein Vater und Großvater die geistliche Laufbahn ein,[9] studierte 1663 in Heidelberg Theologie, wurde 1667 Prediger der reformierten Gemeinde in Köln, 1670 Hof- und Domprediger in Berlin sowie 1700 schließlich Oberhofprediger ebd. Selben Jahres wurde er mit dem Prädikat Wohlwürden zum Bischof ernannt und salbte 1701 Friedrich III. zum König in Preußen.[10] Infolgedessen wurde er 1705 als Ursinus von Baer in den erblichen preußischen Adelsstand gehoben und damit zum Stifter des Adelsgeschlechts von Bär.[11]

Die Familie trat durchgängig unter sehr variablen Schreibweisen des Familiennamens wie etwa Bär, Bähr, Baer, Ursinus, Ursinus von Baehr und ähnlich auf.

 
Rittergut Bornzin 1860, Sammlung Alexander Duncker

Obwohl die beiden Ehen des Bischofs mit 18 Kinder zu je neun Söhne und Töchter gesegnet war, konnte lediglich Johann Casimir von Bär (* 1702; † 1777) den Stamm nachhaltig fortsetzen. Er wurde Stifter der pommerschen Linie Bornzin. Seine älteren Brüder standen, bis auf David Benjamin (* 1675, † nach 1714), der in der preußischen Armee bis zum Leutnant avancierte, jedoch 1714 auf der Festung Peitz arrestiert wurde und um Ausreise nach Niederländisch-Indien ersuchte, im zivilen Staatsdienst. Benjamin (* 1673; † 1734) war königlich preußischer Tribunalsrat und erwarb in Preußen einigen Gutsbesitz, den er teilweise seinem Neffen Benjamin Friedrich (* 1714; † vor 1800) vererbte. Mit jenem sind die von Bär ebd. bereits wieder erloschen.[12]

Aus der Linie Bornzin dienten alle Söhne in der preußischen Armee. Mit den Kindern des königlich preußischen Oberstleutnant der Leibhusaren Heinrich Oskar Odoardo (* 1819; † 1882) ist die Familie erloschen. Friedrich Karl (* 1854; † 1887), Seemann in holländischen Diensten hat den Mannesstamm beschlossen, seine Schwester Elisabeth, vermählte Dr. Ippen (* 1868; † 1944) war die letzte ihres Geschlechts.

Historischer Güterbesitz Bearbeiten

Wappen Bearbeiten

Das Wappen (1705) zeigt im Schild eine aufsteigende goldene Spitze, darin auf grünem Boden einen nach rechts aufgerichteten schwarzen Bären mit silbernen Waffen, die Spitze wird rechts in Silber vom gekrönten preußischen schwarzen Adler mit Zepter und Reichsapfel, links in Silber von einer smaragd-grünen Chrisambüchse begleitet. Auf dem Helm mit links schwarz-silbernen und rechts schwarz-goldenen Decken, zwischen einem offenen schwarzen Flug, je mit einem silbernen Balken belegt, der Bär wachsend. Während der Bestandteil mit dem Bären bezüglich des Namens als redendes Wappen gilt, sind die Teile mit dem königlich preußischen Adler und dem Salbölgefäß zusammen als Reminiszenz daran zu sehen, dass der Adelserwerber 1701 den Hohenzollern Friedrich zum ersten preußischen König gesalbt hatte.[17]

Eine Version des Kupferstich-Porträts des Benjamin Ursinus von Baer, gestochen von Jacob Wilhelm Heckenauer (* 1696; † 1738), datiert 1705, zeigt noch das Stammwappen der Familie Ursinus: ein Bär, aufgerichtet sich gegen einen schrägen Baumstamm am vorderen Schildrand stemmend; eine andre Version zeigt in der Kartusche unter dem Hüftbild das adlige Familienwappen von 1705.[18]

Angehörige Bearbeiten

  • Benjamin Ursinus von Baer (* 1646; † 1720), kurbrandenburgischer Oberhofprediger und nachmaliger Bischof der reformierten Kirche in Preußen
    • Friedrich Heinrich von Bär (* 1672; † 1739), kurbrandenburgischer, später königlich preußischer Hofrat, Geheimer Sekretär und Bibliothekar, Protonotar sowie Professor der Philosophie in Frankfurt/Oder, schließlich Geheimer Tribunalsrat in Berlin
    • Johann Wilhelm von Bär (* 1681; † 1750), königlich preußischer Stallmeister und Direktor der Ritterakademien in Berlin und Frankfurt
    • Christian Ludwig von Baer (* 1699; † nach 1748), Kriminalrat, dann Geheimer Justizrat in Berlin und Rat am Oberappellationsgericht[19]

Literatur Bearbeiten

  • Johannes Gallandi: Altpreußisches Adelslexikon. Lfg. 3. In: Altertumsgeschichte Prussia. Königsberg i. Pr. 1928, S. 255
  • Lars A. Severin: Beiträge zu einer Nachfahrenliste des Oberhofpredigers Benjamin Ursin(us) von Bär. In: Der Herold, Vierteljahrsschrift für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, Neue Folge, Band 18, Jahrgang 56, Heft 1–2, Berlin 2013, S. 446–456

Archivbestände Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gustav Bauch, Caspar Ursinus Velius, der Hofhistoriograph Ferdinands I. und Erzieher Maximilian II. Budapest 1886, S. 7 (Digitalisat)
  2. The Correspondence of Erasmus: Letters 1252 to 1355. Toronto 1989, S. 76
  3. Gustav Bauch: Ursinus, Kaspar Velius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 367–369.
  4. a b Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Band 34. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2002, S. 445
  5. Johann Jacob von Füldner: Bio et bibliographica Silesica das ist Schlesische Bibliothec und Bücher. Lauban 1731, S. 453 bzw. 457
  6. Gustav Bauch: Caspar Ursinus Velius, der Hofhistoriograph Ferdinands I. und Erzieher Maximilian II. Budapest 1886, S. 6
  7. Lutz von Padberg: Von Tertullian bis Bonhoeffer: was Theologen lesen sollten. Gießen 2004, S. 69
  8. Ursin von Baer. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 10: Thies–Zymalkowski. De Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-096381-6, S. 203–204 (books.google.de).
  9. Bei Daniel Heinrich Hering: Neue Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-Reformirten Kirche in den Preußisch-Brandenburgischen Ländern. Teil 1. Berlin 1786, S. 99, findet sich laut Alfred Nicolovius: Die bischöfliche Würde in Preußens evangelischer Kirche. Ein Beitrag zur Geschichte des evangelischen Kirchenrechts. Königsberg 1834, S. 93. die Angabe, dass Benjamin Ursinus von kurländischem Adel abstamme, sein Vater Hanns von Baer schwedischer Oberstleutnant gewesen, die Mutter Tochter eines Oberst von Blankenheim gewesen sei und der Vater ihn nach polnisch Lissa zu einem Prediger in Pension gegeben, bald darauf aber verstorben sei, ohne ihm etwas zu hinterlassen. Der Prediger habe Benjamin von Baer geraten, sich der Theologie zu widmen und nachdem Benjamin von Baer dem Rat gefolgt sei, habe er auch seinen Namen in Ursinus geändert.
  10. Lothar Noack, Jürgen Splett: Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Berlin-Cölln 1688–1713. Berlin 2000, S. 483–492
  11. Maximilian Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenakte von 1600–1873. Berlin 1874, S. 14
  12. George Adalbert von Mülverstedt, Adolf Matthias Hildebrandt: Der abgestorbene Adel der Provinz Preußen. In: J. Siebmachers‘s großes Wappenbuch, Band 6, Abt. 4. Nürnberg 1874, S. 102
  13. Gütergotz. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 14. Duncker, Berlin 1875, Blatt 793 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
  14. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2. Stettin 1784, S. 944, Nr. 7; Textarchiv – Internet Archive.
  15. Bornzin. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 8. Duncker, Berlin 1865, Blatt 465 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
  16. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Band 3, Berlin 1858, S. 188
  17. Ludwig Herrig (Hrsg.): Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, XXXII. Jahrgang, 59. Band, Braunschweig 1878, S. 3; archive.org.
  18. Digitaler Portraitindex: Digitalisat 1 bzw. Digitalisat 2
  19. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S. 35 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).