Untersee (Bodensee)

kleinerer der beiden Seen des Bodensees

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Untersee
Blick aus einem Flugzeug oberhalb von Rickenbach (CH) zum Untersee mit Insel Reichenau (D) und dahinter liegendem Überlinger See (D), dem Nordwestteil des Obersees (D/CH/A)
Geographische Lage – Land Baden-Württemberg (Deutschland)
– Kantone Thurgau und Schaffhausen (Schweiz)
Zuflüsse Seerhein, Radolfzeller Aach und kleinere Bäche
Abfluss Hochrhein
Inseln Reichenau, Werd-Inseln
Orte am Ufer Radolfzell am Bodensee
Daten
Koordinaten 47° 42′ N, 9° 1′ OKoordinaten: 47° 42′ N, 9° 1′ O
Untersee (Bodensee) (Baden-Württemberg)
Untersee (Bodensee) (Baden-Württemberg)
Höhe über Meeresspiegel 395,11 m ü. NHN[1]
Fläche 62 km²[1]
Volumen 800.000.000 m³ [1]
Umfang 87 km[1]
Maximale Tiefe 45 m[2]
Mittlere Tiefe 13 m[1]
Der Untersee mit seinen Untergewässern
Blick von der Burg Hohenklingen südostwärts auf den Untersee mit Öhningen (D; links), Stein am Rhein (CH; rechts unten), Eschenz (CH; mittig rechts) und Mammern (CH; mittig, jenseits des Sees); am Horizont rechts in Bewölkung der Säntis (Appenzeller Alpen)
Westende des Untersees am Ausfluss des Hochrheins an der Rheinbrücke Stein am Rhein; Blick stromabwärts; rechts die Burg Hohenklingen auf einem bewaldeten Sporn des Schiener Bergs

Der Untersee ist mit rund 62 km² Fläche der kleinere der beiden Seen des Bodensees. Davon gehören 47 km² zu Deutschland (Baden-Württemberg), und die restlichen 13 km² zu den Schweizer Kantonen Thurgau und Schaffhausen.

Es gibt drei ineinander übergehende Seeteile: Gnadensee mit seinem Markelfinger Winkel im Nordwesten, Zeller See im Westen (alle in Deutschland) und Rheinsee im Süden (in Deutschland und in der Schweiz). Sein Hauptzufluss ist der Seerhein und einziger Abfluss der Hochrhein.

Name Bearbeiten

Von den Römern wurde er Lacus Acronius genannt. Im Mittelalter setzte sich die Bezeichnung Lacus Bodamicus (Bodensee) für den Obersee durch. Unter diese Bezeichnung fiel mit der Zeit auch der Untersee, weswegen der eigentliche Bodensee die Bezeichnung „Obersee“ erhielt.

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Der Untersee liegt auf der Grenze von Deutschland mit dem Bundesland Baden-Württemberg im Norden und der Schweiz mit den Ostschweizer Kantonen Thurgau und Schaffhausen im Süden. Zwischen beiden Anrainerstaaten existiert im Untersee im Gegensatz zum Obersee eine festgelegte Grenzziehung; der weitaus größere Seeteil gehört zu Deutschland. Badische Anrainergemeinden sind Öhningen, Gaienhofen, Moos, Radolfzell, Reichenau, Allensbach und Konstanz, ostschweizerische Gottlieben, Ermatingen, Salenstein, Berlingen, Steckborn, Mammern, Eschenz und Stein am Rhein.

Der Untersee und seine Umgebung sind landschaftlich sehr gegliedert. Im See liegen die Inseln Reichenau (4,28 km²; max. 438,7 m ü. NHN) und Werd (ca. 1,6 ha; 398 m ü. M.). Die Rheinbrücke Stein am Rhein markiert den Grenzpunkt zwischen dem Untersee bzw. Rheinsee und Hochrhein.[3] Im Nordosten liegt die Halbinsel Bodanrück (693,4 m ü. NHN), im Nordwesten das Hegau-Tiefland mit der Halbinsel Mettnau (ca. 405 m ü. NHN), die sich beide in Deutschland befinden, im Westen die Halbinsel Höri mit dem überwiegend deutschen Höhenzug Schiener Berg (715,6 m ü. NHN) und im Süden der schweizerische Höhenzug Seerücken (721 m ü. M.). Wichtigste Zuflüsse des Untersees sind der Seerhein und die Radolfzeller Aach, der einzige Abfluss ist der Hochrhein.

Daten Bearbeiten

Der Untersee ist 62 km² groß und liegt mit 395,11 m ü. NHN 22 cm tiefer als der 472 km² große Obersee (395,33 m). Er ist maximal 45 m und im Mittel 13 m tief. Sein Wasserinhalt beträgt 0,8 km³ und seine Ufer sind 87 km lang.[1]

Seeteile Bearbeiten

Der Untersee gliedert sich in vier Seebereiche, die eigene Namen haben: der Gnadensee im Nordosten, der Markelfinger Winkel im Norden, der Zeller See im Nordwesten (alle in Deutschland) und der Rheinsee (in Deutschland und in der Schweiz) im Osten, Süden und Westsüdwesten:

Gnadensee Bearbeiten

Der Gnadensee erstreckt sich zwischen Allensbach am Ufer des Bodanrück im Norden und der Insel Reichenau im Süden, von der Spitze der Mettnau im Westen und dem Reichenaudamm mit seiner Pappelallee im Osten.

Der Legende nach kommt der Name des Gnadensees aus der Zeit, als die Gerichtsbarkeit auf der Insel Reichenau angesiedelt war. Wurde ein Angeklagter zum Tode verurteilt, so konnte die Vollstreckung des Urteils nicht auf der Insel ausgeführt werden, sondern nur am Festland, da die ganze Insel „heiliger Boden“ war. Deshalb wurde der Verurteilte mit einem Boot zum Festland in Richtung Allensbach gebracht, damit das Urteil dort vollstreckt werden konnte. Wenn nun der Abt den Verurteilten doch noch begnadigen wollte, so ließ er eine Glocke läuten, bevor der Verurteilte am anderen Ufer ankam. Damit wurde dem Henker am Festland signalisiert, dass der Verurteilte Gnade erfahren hatte.

Die obige Legende ist eine so genannte Namensage. Der Name Gnadensee erklärt sich besser mit der gnädigen Mutter Maria, der „Gnadenfrau“, nämlich als Ellipse der Gnaden[frau]see, da das am Gnadensee liegende Münster des Klosters Reichenau in Mittelzell eine Marienkirche war.[4] Ähnlich lässt sich der Ortsname Frauenfeld im benachbarten Thurgau erklären.

Hegner Bucht Bearbeiten

Der östlichste Teil des Gnadensees ist die Hegner Bucht. Sie wird durch den Reichenauer Damm vom Ermatinger Becken (Rheinsee) abgegrenzt.

Markelfinger Winkel Bearbeiten

Der Markelfinger Winkel ist das westliche Ende des Gnadensees, zwischen Markelfingen im Nordosten, Radolfzell im Nordwesten und der Mettnau im Südwesten.[5] Seine südöstliche Abgrenzung liegt zwischen der Mettnauspitze und dem Bodanrück. Der Markelfinger Winkel ist mit einer maximalen Wassertiefe von 16 m der flachste Seeteil des Untersees. Zufluss ist der Mühlbach, der den auf dem Bodanrück liegenden Mindelsee entwässert.

Zeller See Bearbeiten

Der Zeller See liegt zwischen der Halbinsel Mettnau im Norden, der Halbinsel Höri im Süden und der Insel Reichenau im Osten. Im Westen liegt das Mündungsgebiet der Radolfzeller Aach.

Untersee im engeren Sinne Bearbeiten

Als Untersee im engeren Sinne wird der Seeteil bezeichnet, der im Norden von der Insel Reichenau, im Osten vom Südostteil des Bodanrück, im Süden vom schweizerischen Ufer des Seerückens und im Westen vom südlichen Ufer der überwiegend deutschen Halbinsel Höri mit dem Schiener Berg begrenzt wird. Er folgt damit ungefähr der im Untersee geltenden Grenzziehung zwischen Deutschland und der Schweiz. Dieser Seeteil wird selten als Rheinsee bezeichnet.[6][7]

Ermatinger Becken Bearbeiten

Der östlichste Bereich des Rheinsees ist das Ermatinger Becken. Es wird im Norden durch den Reichenauer Damm von der Hegner Bucht (Gnadensee) abgegrenzt.

Schutzgebiete Bearbeiten

 
Blick vom Gemeindegebiet Salensteins auf dem Seerücken (CH) zur Untersee-Insel Reichenau (Schutzgebiet) mit Allensbach (D) auf der Halbinsel Bodanrück im Hintergrund

Auf deutscher Seite sind folgende, teils zusammenhängende Schutzgebiete ausgewiesen:

Seegfrörnen Bearbeiten

Im Januar 1940 fror der Untersee zu. Flüchtlinge und Militär hätten so den See von Deutschland nach der Schweiz überqueren können. Dreihundert Meter vom Schweizer Ufer seeeinwärts wurde eine ca. fünf Meter breite Rinne von Mammern bis Berlingen in das Eis gesägt. Otto Dix stellte 1940 in seinem Bild Aufbrechendes Eis den See nach einem Föhnsturm dar.[8]

Die letzte Seegfrörne des Untersees war im Februar 1987.

Schiffländen Bearbeiten

Orte mit Schifflände der Personenschifffahrt, von Osten nach Westen:

f1  Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländen: OSM

Schifflände am Untersee
Name Lage Land Kt. Bild
Ermatingen (See) Ermatingen CH TG !509.0854005547.6752115   
Reichenau (See) Reichenau D !509.0542755547.6897425   
Mannenbach (See) Mannenbach CH TG !509.0484925547.6745755   
Berlingen (See) Berlingen CH TG !509.0177025547.6753325   
Horn (D) (See) Horn, Gaienhofen D !509.0011915547.6899405   
Gaienhofen (See) Gaienhofen D !508.9823735547.6794695   
Steckborn (See) Steckborn CH TG !508.9814905547.6686745   
Radolfzell (Bodensee) Radolfzell am Bodensee D !508.9701525547.7352205   
Hemmenhofen (See) Hemmenhofen D !508.9687925547.6719465   
Wangen (See) Wangen D !508.9303275547.6588275   
Mammern (See) Mammern CH TG !508.9167185547.6483905   
Öhningen (See) Öhningen D !508.8946525547.6521235   

Literatur Bearbeiten

  • Patrick Brauns, Wolfgang Pfrommer: Naturwanderführer Untersee. Natur-Wanderführer zu den einzigartigen Kulturlandschaften am westlichen Bodensee. (Wandern, Radfahren, Inline-Skating, Kanu-Touren, Schiffstouren). Naturerbe-Verlag Resch, Überlingen 1999, ISBN 3-931173-14-3.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Untersee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Gestalt und Funktionen des Bodensees und seines Einzugsgebietes (Memento vom 14. Mai 2012 im Internet Archive). In: Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (Hrsg.): Der Bodensee: Zustand – Fakten – Perspektiven. 1. Auflage. Bregenz 2004, ISBN 3-902290-04-8, S. 8–11 (PDF; 1,1 MB)
  2. Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee: Bodensee-Untersee (Zustandsbeschreibung), in Limnologischer Zustand des Bodensees, Bericht Nr. 40, auf igkb.org, S. 43 (PDF; 7,6 MB)
  3. Max Auerbach und Gisela Rottengatter: Untersuchungen über den Wasseraustausch der einzelnen Becken des Untersees (Bodensee), Schweizerische Zeitschrift für Hydrologie, Volume 22, Issue 1, 1960. S. 49: „Das Ende des Untersees und damit des gesamten Bodensees liegt unter der Rheinbrücke bei Stein.“
  4. Eugen Nyffenegger und Martin Graf: Thurgauer Namenbuch, Band 3.1., Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-7193-1458-3, S. 602
  5. Markelfinger Winkel (Memento vom 20. Juli 2011 im Internet Archive), Untersuchungsgebietsbeschreibung des LUBW, auf lubw.baden-wuerttemberg.de
  6. ikgb Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee: Limnologischer Zustand des Bodensees, Bericht Nr. 40, S. 43
  7. Der Bodensee: drei Teile, ein See, in Seespiegel, Ausgabe 20, 12/2004, auf seespiegel.de (PDF; 1,16 MB)
  8. Helmut Fidler: Aufbrechendes Eis – Die Seegfrörne von 1940 im Spiegel der Kunst. In: Hegau-Geschichtsverein e.V. (Hrsg.): Jahrbuch. Band 73/2016. Singen (Hohentwiel), S. 191–204.