Der Universitätsprediger ist ein von der jeweiligen Universität beauftragter Professor der (evangelischen) Theologie, der neben seinen Verpflichtungen in Lehre und Forschung die Gestaltung von Gottesdiensten übernimmt oder beaufsichtigt. Diese Universitätsgottesdienste finden zumeist in regelmäßigen Abständen, häufig in als Universitätskirchen bezeichneten Sakralräumen statt. Dabei stehen die Universitätsgottesdienste innerhalb eines Semesters häufig unter einem Thema. Die Universitätspredigten werden von Dozenten der unterschiedlichen universitären Fächer übernommen.

Daneben gibt es die Aufgabe des Universitätspredigers auch für Professoren, die im Auftrag der römisch-katholischen Kirche Theologie unterrichten.[1]

Geschichte Bearbeiten

Beim Amt des Universitätspredigers handelt es sich um eine preußische Erfindung. An den alten Universitäten Preußens zuerst, später an den Universitäten in den Ländern, die von Preußen erobert wurden oder sich mit ihm zusammenschlossen, entstanden an den Universitäten diese Predigtämter. Ziel war es, unabhängig von der örtlich vorherrschenden Konfession, eine dem preußischen Staat gelegene Verkündigung an der Universität sicherzustellen.

Universitätskirchen und Universitätsgottesdienste fanden örtlich schon seit dem Hochmittelalter an theologischen Fakultäten statt. Mit der Reformation wurden ursprüngliche Ordenskirchen, wie in Leipzig,[2] zu Universitätskirchen umgeweiht. Ursprünglich leiteten wohl die Professores der Fakultät die Gottesdienste im Wechsel. Erst zu späterer Zeit entwickelte sich aus der reinen Beauftragung ein eigenes Amt, dessen Besetzung und Ausübung nicht selten universitäts- und landespolitische Motive hatte.

Unter sowjetischer Besatzung und in der DDR durften an den Universitäten keine Universitätsprediger wirken. Diese wurden recht bald nach der politischen Wende wieder eingeführt.

Wichtige Universitätsprediger Bearbeiten

Gegenwart Bearbeiten

Heute sehen die Universitätsprediger ihre Aufgabe darin, in ihren Gottesdiensten auf hohem Niveau die Wissenschaftlichkeit des akademischen Studiums mit der christlichen Tradition der Universität und dem christlichen Glauben ins Gespräch zu bringen.[3]

Heutige Beispiele Bearbeiten

Universität Entstehung Unterbrechung Amtsinhaber
Universität Rostock 1841 SBZ, DDR Martin Kumlehn
Universität Leipzig ca. 1830 SBZ, DDR Peter Zimmerling und Alexander Deeg
Christian-Albrechts-Universität Kiel Andreas Müller
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Kristian Fechtner
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald SBZ, DDR, seit WS 1990/1991 Michael Herbst
Philipps-Universität Marburg 1667 u. a. 1933–1957 Gerhard Marcel Martin
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg SBZ, DDR Jörg Ulrich
Humboldt-Universität zu Berlin SBZ, DDR Notger Slenczka
Ludwig-Maximilians-Universität München 1845 1939–1949 Christoph Levin (ev.), Marc-Aeilko Aris (r.k.)
Georg-August-Universität Göttingen Florian Wilk
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1838 Helmut Schwier
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Martin Nicol
Universität Hamburg Kristin Merle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster Traugott Roser
Friedrich-Schiller-Universität Jena Corinna Dahlgrün

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Konrad Hammann: Universitätsgottesdienst und Aufklärungspredigt. Die Göttinger Universitätskirche im 18. Jahrhundert und ihr Ort in der Geschichte des Universitätsgottesdienstes im deutschen Protestantismus (= Beiträge zur historischen Theologie, Bd. 116). Mohr Siebeck, Tübingen 2000, ISBN 3-16-147240-3.
  • Kristian Fechtner, Stefan Goldschmidt, Helmut Schwier (Hrsg.): Liturgie und Kultur. Zeitschrift der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kultur, Jg. 2013, Heft 2: Themenheft Universitätsgottesdienste.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Aktuelles bei uni-muenchen.de, abgerufen am 2. April 2016.
  2. Geschichte – uni-leipzig.de, abgerufen am 12. März 2012.
  3. Theologie bei uni-rostock.de, abgerufen am 12. März 2012.