Ungerthal

Weiler in Mittelfranken, Ortsteil von Büchenbach

Ungerthal (fränkisch: Ungadohl[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Büchenbach im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3]

Ungerthal
Gemeinde Büchenbach
Koordinaten: 49° 17′ N, 11° 1′ OKoordinaten: 49° 17′ 16″ N, 11° 0′ 47″ O
Höhe: 371 m ü. NHN
Einwohner: 12 (1. Okt. 2019)[1]
Postleitzahl: 91186
Vorwahl: 09171
Baudenkmal in Ungerthal
Baudenkmal in Ungerthal
Steinkreuz bei Ungerthal, um 1400
Bauernhaus in Ungerthal

Geographische Lage Bearbeiten

Der Weiler liegt fünf Kilometer südlich von Schwabach inmitten des gemeindefreien Gebietes des Heidenberges (463 m ü. NHN) in einem markanten Taleinschnitt. Südlich des Ortes verläuft einer der nur temporär wasserführenden Quelläste des Otterbachs. Zahlreiche Quellen speisen etwa ein Dutzend fischwirtschaftlich genutzte Weiher westlich und östlich des Ortes, der ansonsten von dichten Wälder umgeben ist. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Ottersdorf zur Staatsstraße 2224 (1,7 km nordöstlich).[4]

Die gesamte Gegend ist ein ausgedehntes Wasser- und Landschaftsschutzgebiet.[5]

Geschichte Bearbeiten

Das Gebiet um Ungerthal war bereits in der Steinzeit von Menschen besiedelt, wie einzelne Funde anlässlich einer Grabung von 1998 an dem 700 Meter südlich liegenden Burgstall Osterwiese belegen. Eine Siedlung der Bronzezeit befand sich 600 Meter nördlich von Ungerthal am Erlberg.[6] Zur Zeitenwende war das Gebiet der südlichste Ausläufer des Siedlungsgebietes der Narisker.

Zu römischer Zeit wurde die Besiedlung aufgegeben, denn der Limes war nur einen Tagesmarsch nach Süden entfernt und die Zeiten wurden zu unruhig. Aus der Zeit der Völkerwanderung fehlen ebenfalls jegliche Befunde und setzen erst mit der karolingischen Zeit sporadisch wieder ein.

Der Ort wurde 1340 als „Ungertal“ erstmals urkundlich erwähnt.[7] Zu dieser Zeit bestand der Ort aus zwei Höfen, die dem Kloster Ebrach zehntpflichtig waren. Der Ortsname Ungerthal leitet sich vom gleichnamigen Flurnamen ab, das seinen Namen von den Ungarn bekam, die im Jahr 950 in dieses Tal geflüchtet waren. An die Ungarnzeit erinnert auch das Herzog-Ernst-Kreuz unweit nördlich von Ungerthal. Westlich von Ungerthal verlief die sogenannte „Italerstraße“. In der Folgezeit kam der Ort an die Nürnberger Patrizier Küdorfer, dann an die Schwabacher Familie Linck und schließlich an das Markgraftum Ansbach. Laut dem Salbuch des markgräflichen Amtes Schwabach von 1434 unterstanden die Höfe dem Spital Schwabach. Zu dieser Zeit wurde im „Ungarngraben“ westlich von Ungerthal mit der Anlage der ersten Weiher begonnen.[8]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Ungerthal zwei Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die beiden Ganzhöfe hatten das Kastenamt Schwabach und das Spital Schwabach als Grundherrn.[9] Im Jahre 1802 gab es im Ort eine Untertansfamilie.[10] Im bayerischen Urkataster von 1808 ist für den Ort der Name „Ungernthal“ eingetragen.[11]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Ungerthal dem Steuerdistrikt Büchenbach (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Ottersdorf zugeordnet. Am 1. Januar 1972 wurde Ungerthal im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Büchenbach eingegliedert.[12]

Ungerthal ist auch heute noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt.

Baudenkmäler Bearbeiten

  • Haus Nr. 1: Bauernhaus
  • Haus Nr. 2a: Bauernhaus
  • Martersäule

Südöstlich befinden sich das historische Steinkreuz bei Ungerthal und das Herzog-Ernst-Kreuz bei Ottersdorf.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002014 002019
Einwohner 9 16 19 18 17 15 22 29 21 16 17 9 12
Häuser[13] 2 3 4 2 4 3 4 5
Quelle [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [1] [1]

Religion Bearbeiten

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich in die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin (Schwabach) gepfarrt, seit 1671 ist die Pfarrei St. Georg (Kammerstein) zuständig.[8][9] Die Katholiken sind nach St. Sebald (Schwabach) gepfarrt.[22][25]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ungerthal (Büchenbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b c Gemeinde Büchenbach – Büchenbach im Detail. In: Webseite Gemeinde Büchenbach. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. September 2021; abgerufen am 9. September 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buechenbach.de
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 79. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „uŋɒdōl“.
  3. Gemeinde Büchenbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. August 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Landschaftsschutzgebiet
  6. Denkmalliste BayLfD, Seiten 3 bis 5
  7. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 81 = F. Eigler: Schwabach, S. 296.
  8. a b W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 399.
  9. a b F. Eigler: Schwabach, S. 425.
  10. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 5, Sp. 612.
  11. Ungernthal im Bayernatlas (Bayerische Uraufnahme)
  12. F. Eigler: Schwabach, S. 478.
  13. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 93 (Digitalisat).
  15. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 237 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1253, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1188 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1260 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1298 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 825 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 347 (Digitalisat).
  25. Katholische Pfarrei St. Sebald, Schwabach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 29. Mai 2023.