Umfelde ist ein Ortsteil der Gemeinde Wallstawe der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Umfelde
Gemeinde Wallstawe
Koordinaten: 52° 46′ N, 11° 0′ OKoordinaten: 52° 46′ 22″ N, 10° 59′ 35″ O
Höhe: 41 m ü. NHN
Fläche: 7,25 km²[1]
Einwohner: 56 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 8 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Gieseritz
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 039033
Umfelde (Sachsen-Anhalt)
Umfelde (Sachsen-Anhalt)

Lage von Umfelde in Sachsen-Anhalt

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Das Dorf Umfelde liegt etwa drei Kilometer südwestlich von Wallstawe und 14 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Nordwestlich liegt der etwa 49 Meter hohe Strohberg, westlich der etwa 66 Meter hohe Johannisberg. Im Norden fließt der Molmker Bach.[3]

Nachbarorte sind Hilmsen im Westen, Ellenberg im Nordwesten, Wallstawe im Nordosten und Gieseritz im Osten.

Gliederung Bearbeiten

Zum Ortsteil Umfelde gehört neben dem Dorf Umfelde auch der zwei Kilometer südwestlich liegende Wohnplatz Risk.[3]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Im Jahre 1112 wurde In curti Humenuel de Bruchdorp[4][5] und 1178 Hummenvelde[5] urkundlich erwähnt. Walter Zöllner ordnet diese Urkunden im Register der Urkundensammlung des Stifts Hamersleben Umfelde (Ortsteil von Gieseritz) zu.[6] In der Urkunde aus dem Jahr 1178, überliefert von Johann Georg Leuckfeld, heißt es: in Hummenvelde X, et otco mansos cum ecclesia, der Ort umfasste also 18 Hufen und eine Kirche.[7]

Eine spätere Erwähnung von Umfelde als vmuelde stammt aus dem Jahre 1344, als Markgraf Ludwig dem Kloster Dambeck Hebungen aus mehreren Dörfern überlässt.[8] Im Jahre wird 1356 Mathyas de Ummenfelde in Salzwedel genannt.[9] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird Umbfelde mit einer Mühle aufgeführt. Das Kloster Dambeck und die von Bartensleben hatte hier Einnahmen.[10] Im Jahre 1492 wird das Dorf erwähnt, wohl bald danach war es wüst. Nach dem Jahre 1801 kaufte ein Schernebeck die wüste Feldmark und erbaute eine Gutssiedlung, das spätere Gut Umfelde.[1]

Im Jahr 2012 feierten die Umfelder an ihrem Dorfgemeinschaftshaus das 900-jährige Bestehen des Dorfes. 1978 hatte man „wegen damals anderer Urkundenkenntnisse“ das 800-jährige Bestehen gefeiert.[11]

Umstrittene Ersterwähnung Bearbeiten

Der Historiker Peter Rohrlach[1] schließt sich der Meinung von Wilhelm Zahn[12] an, dass sich die Erwähnungen von 1112 und 1178 wahrscheinlich nicht auf dieses Umfelde beziehen. Andere Autoren folgen dem nicht.[13][14]

Alte Dorfstelle Bearbeiten

Etwa 700 Meter nordwestlich des Dorfes, am Westabhang des Strohbergs und auf der Südseite des Molmker Baches liegt „die Dorfstelle“, auf der das alte Dorf gelegen hat.[13][12] Sie wird im Dambecker Erbregister von 1573 „die Dorfstede“ genannt.[1]

Sage vom Glockensoll Bearbeiten

Franz Bohnstedt überlieferte 1930 eine Sage über den „Glockensoll“, der an „die Dorfstelle“ grenzt und der mit den Glocken einer Kirche in Zusammenhang steht. In einem nun zugewachsenen Wasserloch ist vor vielen Jahrhunderten eine Glocke aus dem benachbarten Hilmsen versunken, wohin Umfelde eingepfarrt ist. Die Glocke soll sich beim Läuten vom Glockenstuhl gelöst haben und bis zum Glockensoll geflogen sein, wo sie versank, weil sie bei der Taufe keinen Namen erhalten hatte.[13]

Archäologie Bearbeiten

Um 1930 wurde an der alten Dorfstelle am Pastorweg ein Bronzekruzifix geborgen, das möglicherweise zu einem Altarkreuz oder Prozessionskreuz gehört hat. Es wurde dem Danneil-Museum in Salzwedel übergeben und ist auf das 12. Jahrhundert datiert worden. Bei der Fundstelle wurden in Reihen liegende Skelette aufgedeckt und in der Nähe befanden sich Scherben frühmittelalterliche Tonware.[14][13]

Eingemeindungen Bearbeiten

Umfelde gehörte ursprünglich zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Beetzendorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam es 1816 in den Kreis Salzwedel, den späteren Landkreis Salzwedel im Regierungsbezirk Magdeburg in der Provinz Sachsen in Preußen.[1]

Am 4. Mai 1903 wurde der Gutsbezirk Umfelde im in eine Landgemeinde umgewandelt.[15]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Risk mit der Landgemeinde Umfelde vereinigt.[16] Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Umfelde aus dem Landkreis Salzwedel in die Gemeinde Gieseritz eingemeindet.[17]

Durch den Zusammenschluss der Gemeinde Gieseritz mit anderen Gemeinden zur neuen Wallstawe am 1. Juli 2009 kam der Ortsteil Umfelde zu Wallstawe.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1818 20
1840 56
1864 81
1871 83
1885 55
1892 [00]61[18]
1895 73
Jahr Einwohner
1900 [00]070[18]
1905 080
1910 [00]086[18]
1925 089
1939 089
1946 116
2015 [00]058[19]
Jahr Einwohner
2018 [00]57[19]
2020 [00]57[20]
2021 [00]57[20]
2022 [00]57[21]
2023 [0]56[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946[1]

Religion Bearbeiten

Die evangelischen Christen aus Umfelde gehörten früher zur Pfarrei Hilmsen.[22] 1928 waren sie nach Gieseritz umgepfarrt.[1] Heute gehört die Kirchengemeinde Gieseritz zum Pfarrbereich Diesdorf im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[23]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Der Taubenturm in Umfelde steht unter Denkmalschutz. Er wurde nach der Wende restauriert. Die Rotsteinflächen des Fachwerks wurden neu ausgemauert und der Turm erhielt eine Dachrinne.[24]
  • Der Friedhof liegt nordwestlich des Dorfes im Wald.

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2276–2278, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 156 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 348, 163. Umfelde (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2276–2278, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 348, 163. Umfelde (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 393 (Digitalisat).
  6. Walter Zöllner: Die Urkunden und Besitzaufzeichnungen des Stifts Hamersleben (1108–1462). In: Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte. Band 17. St.-Benno-Verlag, Leipzig 1979, S. 338.
  7. Johann Georg Leuckfeld: Antiquitates Michaelsteinenses et Amelunxbornenses... Wolfenbüttel 1710, S. 35 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11064452~SZ%3D00050~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 29 (Digitalisat).
  9. Joachim Stephan: Die Vogtei Salzwedel. Land und Leute vom Landesausbau bis zur Zeit der Wirren. (= Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 17). Peter Lang, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-631-54808-7, S. 498.
  10. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 405 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
  11. Alexander Walter: Ganz schön viel los für so einen kleinen Ort. In: Volksstimme Magdeburg. 20. August 2012 (volksstimme.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  12. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 225–227, Nr. 233 Umfelde (uni-jena.de).
  13. a b c d Franz Bohnstedt: Museumsbericht. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 12. Jahresbericht, 1930, S. 103–114, 1. Das romanische Kruzifix von der wüsten Dorfstelle bei Umfelde, Kr. Salzwedel (altmark-geschichte.de [PDF]).
  14. a b Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 540–542.
  15. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1903, ZDB-ID 3766-7, S. 321.
  16. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 216.
  17. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  18. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 156 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  19. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  20. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  21. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 98 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Diesdorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 3. Juni 2023.
  24. Arbeitsgemeinschaft Tierschutz - Rassegeflügel: Taubenheime - Taubenkunst. (tierschutz-rassegefluegel-vielfalt-bewahren.de (Memento vom 18. März 2016 im Internet Archive)).