Umbit

Mineral aus der Gruppe der Inosilikate

Umbit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung K2Zr[Si3O9]·H2O[3] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium-Zirconium-Silikat.

Umbit
Umbit aus den Chibinen, Oblast Murmansk, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1982-006[1]

IMA-Symbol

Umb[2]

Chemische Formel K2Zr[Si3O9]·H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.20
VIII/F.20-010

9.DG.25
59.02.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222[4]
Raumgruppe P212121 (Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19[3]
Gitterparameter a = 10,21 Å; b = 13,24 Å; c = 7,17 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {010}, {101}, {110}, {001}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5[5][6]
Dichte (g/cm3) gemessen und berechnet: 2,79[5]
Spaltbarkeit vollkommen und glimmerartig nach {010}; unvollkommen nach {100}[5]
Farbe farblos, gelblichweiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,596[7]
nβ = 1,619[7]
nγ = 1,630[7]
Doppelbrechung δ = 0,034[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 80° (gemessen); 68° (berechnet)[7]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in 10%iger Salzsäure[8]
Besondere Merkmale schwach gelbliche Fluoreszenz[5]

Umbit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form von millimetergroßen, vorwiegend tafeligen, senkrecht zur b-Achse abgeflachten Kristallen entdeckt werden, die auf der Oberfläche einen glasähnlichen Glanz zeigen. In reiner Form ist Umbit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche Farbe annehmen.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Umbit in einem Bohrkern aus dem Flusstal des Wuonnemjok im östlichen Teil der Chibinen und etwa 20 km westlich vom See Umbosero („Umba-See“) auf der Halbinsel Kola in Russland. Beschrieben wurde das Mineral 1983 durch A. P. Khomyakov, A. A. Voronkov, Yu. S. Kobyashev und L. I. Polezhaeva, die es nach dem nahe der Typlokalität liegenden See benannten.

Typmaterial des Minerals wird im Geologischen Museum des Wissenschaftszentrums der Russischen Akademie der Wissenschaften in Apatity auf der Halbinsel Kola; im Mineralogischen Museum der Universität Sankt Petersburg unter der Katalog-Nr. 17072; im Bergbau-Museum der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg in Sankt Petersburg unter der Katalog-Nr. 1631/1; im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter den Katalog-Nr. 82758 sowie im Natural History Museum in London unter der Katalog-Nr. 1994,35 aufbewahrt.[5]

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Umbit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Paraumbit die unbenannte Gruppe VIII/F.20 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Umbit ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ketten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Paraumbit die unbenannte Gruppe 9.DG.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Umbit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Ringsilikate: Dreierringe“ ein. Hier ist er zusammen mit Paraumbit und Kostylevit in der Gruppe „Umbit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 59.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Wasserhaltige Dreierringe“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Umbit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 10,21 Å; b = 13,24 Å; c = 7,17 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften Bearbeiten

Unter UV-Licht zeigen manche Umbite eine schwach gelbliche Fluoreszenz,[5] ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Umbit ist leicht löslich in kalter, 10%iger Salzsäure.[8]

Modifikationen und Varietäten Bearbeiten

Die Verbindung K2Zr[Si3O9]·H2O ist dimorph und kommt neben dem orthorhombisch kristallisierenden Umbit noch als monoklin kristallisierender Kostylevit vor.[5]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Umbit bildet sich in pegmatitischen Äderchen, die Nephelin-Syenit durchdrungen haben. Dort findet es sich in den Zwischenräumen von grobkristallinem Kalifeldspat in Paragenese mit Aegirin, Arctit, umgewandelten Eudialyt, Kostylevit, Natrolith, Pektolith und anderen Begleitmineralen.

Neben seiner Typlokalität im Flusstal des Wuonnemjok konnte das Mineral noch an weiteren Orten in den Chibinen gefunden werden wie beispielsweise in der Grube Koaschwa am gleichnamigen Berg, in einem Wadeitvorkommen am Eweslogtschorr, am Kukiswumtschorr, am Ristschorr und am Yukspor. Daneben wurde Umbit bisher nur noch am Alluaiw im Lowosero-Tundra-Massiv entdeckt (Stand 2017).[9]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • A. P. Khomyakov, A. A. Voronkov, Yu. S. Kobyashev, L. I. Polezhaeva: Umbite and paraumbite, new zirconosilicates of potassium from the Khibina alkalic massif. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 112, 1983, S. 461–469 (englisch).
  • Pete J. Dunn, Michael Fleischer, Carl A. Francis, Richard H. Langley, Stephen A. Kissin, James E. Shigley, David A. Vanko, Janet A. Zilczer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 810–815 (minsocam.org [PDF; 742 kB; abgerufen am 30. November 2017]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Umbite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 638.
  4. Webmineral – Umbite (englisch)
  5. a b c d e f g h Umbite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 75 kB; abgerufen am 30. November 2017]).
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  7. a b c d e Mindat – Umbite (englisch)
  8. a b Pete J. Dunn, Michael Fleischer, Carl A. Francis, Richard H. Langley, Stephen A. Kissin, James E. Shigley, David A. Vanko, Janet A. Zilczer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 810–815 (minsocam.org [PDF; 742 kB; abgerufen am 30. November 2017]).
  9. Fundortliste für Umbit beim Mineralienatlas und bei Mindat