Ulli Sima

österreichische Politikerin

Ulrike „Ulli“ Sima (* 3. August 1968 in Klagenfurt) ist eine österreichische Politikerin (SPÖ). Sie ist seit 2004 Stadträtin in der Wiener Landesregierung.

Ulli Sima, 2012

Sima war von 1995 bis 1999 führende Mitarbeiterin der Umweltschutzorganisation Global 2000 und von 1999 bis 2004 Abgeordnete zum Nationalrat. Seit Mitte 2004 ist sie als Umweltstadträtin Mitglied der Wiener Landesregierung und des Stadtsenates von Wien. Seit Herbst 2020 ist sie Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität.

Herkunft Bearbeiten

Ulli Sima entstammt einer prominenten sozialdemokratischen Politikerfamilie. Ihr Großvater Hans Sima fungierte bei der Errichtung der Zweiten Republik 1945 als Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ) Kärntens und war von 1965 bis 1974 Kärntner Landeshauptmann.

Leben Bearbeiten

Ihre Schullaufbahn begann Sima 1974 an der katholischen Privatschule der Ursulinen in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt. Im Herbst 1975 wechselte sie – aufgrund der Berufstätigkeit ihres Vaters – an eine Grundschule in Luxemburg, im Frühjahr 1976 weiter an eine Grundschule im englischen Guildford und im Herbst des Jahres zurück nach Klagenfurt. Ab 1978 war sie Schülerin des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Gymnasiums.

Im Herbst 1982 übersiedelte Sima zum zweiten Mal nach Luxemburg, wo sie die Europäische Schule besuchte und 1986 ihre Matura ablegte. Danach nahm sie ein Studium der Biochemie an der Universität Wien in Angriff, trat 1988 ins Studium irregulare der Molekularbiologie über und schloss dieses 1994 mit dem Magistergrad ab. Von 1987 bis 1993 engagierte sich Sima in der Österreichischen Hochschülerschaft und kandidierte bei der ÖH-Wahl 1993 als Spitzenkandidatin der Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS)[1].

Nach Abschluss ihres Studiums wurde sie Mitarbeiterin der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000, wo sie anfangs als Regenwaldreferentin, ab 1995 als Gentechnikexpertin und Leiterin der gegen die landwirtschaftliche Nutzung von Gentechnologie gerichteten Gentechnikkampagne des Vereins arbeitete. In dieser Funktion erarbeitete sie sich gute Beziehungen zur Kronen Zeitung, Österreichs führendem Boulevardblatt, das regelmäßig Tier- und Umweltschutzinitiativen mitträgt und neben der Global-Kampagne gegen das Kraftwerk Lambach auch die Kampagne gegen Gentechnologie publizistisch begleitete.

Politikerin Bearbeiten

Während ihrer Studienzeit begann Simas politische Karriere bei den Grünen.[2] Im Vorfeld der Nationalratswahl 1999 wechselte Sima, die noch 1995 bei den Grünen kandidiert hatte, zur SPÖ[3]. 1999 wurde Sima zur Abgeordneten zum Nationalrat. Im Frühjahr 2000 wurde sie Umweltsprecherin der SPÖ, im Sommer 2002 stellvertretende Vorsitzende der Naturfreunde Österreichs.

Am 1. Juli 2004 wechselte Sima auf Einladung von Bürgermeister Michael Häupl aus der Bundespolitik in den Wiener Stadtsenat und die Wiener Landesregierung, wo sie bis Herbst 2020 als amtsführende Stadträtin für Umwelt tätig war. Ihre Agenden als Umweltsprecherin der SPÖ übergab sie am gleichen Tag an Kai Jan Krainer, einige Wochen später beendete sie auch ihre Tätigkeit für die Naturfreunde.

Seit 2005 engagierte sich Stadträtin Sima bundespolitisch im Kompetenzteam Umwelt der SPÖ. Für den Fall eines durchschlagenden SPÖ-Erfolgs bei den Nationalratswahlen 2006 hielten sie Medien für die nächste Umweltministerin; in der tatsächlich entstandenen SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierung verblieben aber die Umweltagenden bei ÖVP-Landwirtschaftsminister Josef Pröll, Sima blieb im Wiener Stadtsenat.

Sima veranlasste, dass der, bis dahin als Naturdenkmal geschützte, Sternwartepark öffentlich zugänglich wurde; hierfür mussten aus Wegsicherungsgründen 50 Bäume gerodet werden.[4]

Mit der Neuauflage der rotgrünen Koalition 2015 führt Sima ein Ressort für technische Infrastruktur/Daseinsvorsorge. Das bedeutet neben den bisherigen Agenden (Wasserwerke, Müllabfuhr, Abwasser) die Wiener Stadtwerke.[5]

Auch Häupls Nachfolger Michael Ludwig im Amt des Wiener Bürgermeisters übernahm sie im Mai 2018 in sein Regierungsteam als Stadträtin.[6][7] Seit der Wiener Gemeinderatswahl im Herbst 2020 ist Sima Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität.

Familie Bearbeiten

Ulli Sima ist Mutter zweier Kinder, ihr Sohn wurde 1994, ihre Tochter 2003 geboren. Sima war bis Anfang 2008 mit dem Wiener SPÖ-Klubobmann Christian Oxonitsch verheiratet.[8][9]

Themen Bearbeiten

Umweltpolitik Bearbeiten

In der Umweltpolitik vertritt Sima Wiens Anspruch, eine Umweltmusterstadt[10] zu sein, zuletzt 2006–2008 mit Aktionen gegen das Wegwerfen von Abfall auf der Straße[11] (mit Kehrforce und Waste Watcher-Truppe) und gegen das Liegenlassen von Hundeexkrementen auf Gehsteigen, in Parkanlagen und auf Kinderspielplätzen (Nimm ein Sackerl für mein Gackerl).[12] Dieser Aktion ging eine größere Hundstrümmerlpetition einer Bürgerinitiative voraus, die der Stadtverwaltung vorwarf, nichts gegen den Hundekot zu unternehmen, obwohl es einschlägige Vorschriften für Hundehalter gebe.[13]

Wiens Umweltpolitik hält in Sachen Wasserreinheit, Abwasserklärung, Mülltrennung, Müllbeseitigung,[14] energiesparendes Bauen, Naturschutz, Dichte des öffentlichen Verkehrsnetzes, Radrouten usw. im internationalen Vergleich sehr gutes Niveau. (Stand 2007)

Bei der wünschenswerten wesentlichen Reduktion des Individualverkehrs und der durch ihn verursachten Feinstaubbelastung kritisierte Greenpeace[15], die Stadtverwaltung tue zu wenig, um diese Emissionen zu verringern. Die ÖVP vermisst Maßnahmen zur Energieeffizienz.[16] Den Versuch Simas, Tempo 50 auch dort vorzusehen, wo bis dahin im Stadtgebiet schneller gefahren werden durfte, kritisierten ÖVP und FPÖ, die teilweise Rücknahme der Regelung die Grünen.[17]

Im Dezember 2021 wurde Sima von NGOs wie Amnesty International und Greenpeace kritisiert, aufgrund der Aussendung von Klageandrohungen an verschiedene Personen im Zusammenhang mit dem Bau der Wiener Stadtstraße. Sie selbst bezeichnete das Vorgehen der Stadt als „zurückhaltende Maßnahme“, während Amnesty International die Strategie vergleichbar mit der Vorgehensweise im Sudan oder Kosovo nannte.[18]

Tierschutz Bearbeiten

Neben ihrem Engagement gegen Gentechnologie und Kernenergie dokumentieren Simas Presseaussendungen und Debattenbeiträge vor allem Interesse an Klimaschutz und Tierschutz[19] sowie Sympathie für die Tierrechtsbewegung. Sie vertritt nach eigenen Angaben eine „von ethischen und moralischen Grundsätzen“ bestimmte Tierschutzpolitik[20] und war maßgebliche Befürworterin des 2004 beschlossenen Bundestierschutzgesetzes[21].

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ulli Sima – Sammlung von Bildern

Fußnoten Bearbeiten

  1. ÖH-Wahl: Die Hochschülerschaft als Kaderschmiede? In: Die Presse. 6. Mai 2009.
  2. Bettina Fernsebner-Kokert & Andrea Heigl: Von der Wackelkandidatin zur Rot-Grün-Verbinderin. In: Der Standard. 5. Mai 2011.
  3. Werner Grotte: Porträt – Ulli Sima. In: Wiener Zeitung. 26. Juni 2007. Abgerufen am 14. November 2013.
  4. Sternwartepark in Wien: Parköffnung fielen 50 Bäume zum Opfer, Der Standard, 22. April 2013.
  5. Wiens Stadtregierung, Die Presse, 14. November 2015.
  6. Vier neue SPÖ-Stadträte in Wien: Team des künftigen Stadtchefs Michael Ludwig steht - derStandard.at. 14. Mai 2018, abgerufen am 14. Mai 2019.
  7. Oona Kroisleitner, Rosa Winkler-Hermaden: Wie Michael Ludwig Wien verändert: Das erste Jahr im Bürgermeistersessel - derStandard.at. 14. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
  8. Neue Stadtregierung steht fest. In: ORF. 22. Jänner 2007.
  9. Beziehungs-Aus bei Bures und Sima. In: Österreich. 11. Oktober 2008.
  10. Programm Umweltmanagement des Magistrats.@1@2Vorlage:Toter Link/www.wien.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. @1@2Vorlage:Toter Link/www.baukeinenmist.atBau keinen Mist (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)
  12. Stadt Wien: Neue Aktion gegen Hundekot. (Memento vom 31. Mai 2009 im Internet Archive)
  13. Website der Bürgerinitiative.
  14. IBAL (Irish Business Against Litter), publiziert 24. Oktober 2007: Wien unter zehn europäischen Hauptstädten zweitsauberste hinter Riga. [1]
  15. Greenpeace: Feinstaub-Kampagne von Sima wirkungslos. APA-Meldung vom 15. Jänner 2007, abgerufen am 18. November 2015.
  16. VP-Walter ad Ökostrom.
  17. Kritik an Rückzieher der Stadt. In: ORF. 16. Jänner 2006.
  18. Wiener Zeitung Online: Stadtstraße - Drohungen "wie im Sudan". Abgerufen am 16. Dezember 2021.
  19. Tierschutz-Helpline des Magistrats (Memento des Originals vom 17. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at
  20. Sima zum Bundestierschutzgesetz (Memento des Originals vom 12. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ullisima.at
  21. Tierschutzombudsstelle Wien (Memento des Originals vom 22. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at