Uhu (Zeitschrift)

Monatszeitschrift im Ullstein Verlag (1924-1934)

Der Uhu (im Logo UHU geschrieben) war eine von Oktober 1924 bis September 1934 im Berliner Ullstein Verlag erschienene Monatszeitschrift. Sie gilt rückblickend als wegweisende Publikation der Weimarer Zeit.

Zeitschrift Uhu, Heft 9/1926. Das Logo änderte sich von Heft zu Heft; oft war es handgezeichnet, wie hier.
Uhu, Heft 2, 1924, Illustration von Walter Trier
Uhu, Heft 3, 1926, Illustration von Charles Girod
Uhu, Heft 1/1928, Illustration von Edward Dalton Stevens[1]

Geschichte Bearbeiten

Der Uhu pflegte einen hohen journalistischen Standard. Das Blatt zeigte lange vor anderen Publikationen Trends in Kultur und Wissenschaft auf, die später manifest wurden, etwa die Bedeutung des Rundfunks und Fernsehens. Schriftstellerische Talente wie der später mit seinen Visualisierungen von Körperfunktionen berühmt gewordene Fritz Kahn oder der Futurist Ludwig Kapeller fanden in der Zeitschrift ihre wichtigste Veröffentlichungsplattform. Die Artikel wurden mit hohem Aufwand illustriert. Als Zeichner arbeiteten u. a. Ferdinand Barlog, Fritz Biermann, Olaf Gulbransson, Thomas Theodor Heine, George G. Kobbe, Otto Linnekogel, Horst von Möllendorff, Steffie Schäfer-Nathan, Walter Trier und Alfred Will. Im Uhu wurden Fotografien u. a. von Erich Salomon gedruckt, einem der ersten, einem größeren Publikum namentlich bekannten Fotografen. Außerdem beschäftigte die Redaktion um Peter Pfeffer (Pseudonym für Kurt Szafranski) und Friedrich Kroner (welcher ab März 1926 Chefredakteur war) Fotografen wie László Moholy-Nagy, Lili Baruch und Sasha Stone. Im Uhu schrieben der Philosoph Walter Benjamin, die Schriftsteller Bertolt Brecht und Hermann Hesse sowie der Physiker Albert Einstein. Zeitweilige Mitarbeiter waren unter anderen der spätere Verlagsgründer Peter Suhrkamp und Kurt Tucholsky, meist unter seinem Pseudonym Theobald Tiger.

Die Zeitschrift bezog in politischer Hinsicht frühzeitig Position gegen die Nationalsozialisten, was sich vor allem in Form von Karikaturen wie „Hitler erhält den Friedensnobelpreis 1932“[2] oder das satirische Reichstags-Rommé niederschlug. Ihre gesellschaftliche Zielrichtung war jedoch gelegentlich konservativ, tief im Zeitgeist verhaftet. So kommt der Gynäkologe Hugo Sellheim in einem Artikel über Frauen und Sport zu dem Schluss, dass Frauen Niederlagen im Wettkampf persönlich nähmen, wodurch sich ihre Mimik unfraulich verzerre; und der Leistungssport beeinträchtige die Fruchtbarkeit. Sellheim riet Frauen also vom Leistungssport ab.[3]

Der Verlag startete den Uhu unter anderem wegen des Erfolgs der Kinderzeitschrift Der heitere Fridolin. Auf Bitte seines früheren Freundes Kurt Szafranski hatte Tucholsky 1924 fünf Wochen an der Konzeption der Zeitschrift mitgewirkt. Unter den Nationalsozialisten überlebte das Magazin noch ein Jahr und wurde ohne Angabe von Gründen eingestellt.[4]

Es erschienen 120 Ausgaben von der 1. Ausgabe im Band 1 1924/25 bis zur 9. Ausgabe im Band 10 1934. Bis auf Band 9 (15 Ausgaben) und Band 10 (9 Ausgaben), hatten alle Bände jeweils 12 Ausgaben. Sie sind online nachzulesen beim Digitalisierungsportal Illustrierte Presse der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden zusammen mit der Universität Erfurt.

Eine weit weniger bekannte Zeitschrift gleichen Titels brachte Johann Christoph Glücklich als „humoristisch-satyrische Zeitschrift UHU“ ab 1872, später als Beilage der Wiesbadener Montags-Zeitung und Wiesbadener Nachrichten heraus. Der Wiesbadener Uhu wurde 1889 eingestellt.[5]

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. US-amerikanischer Grafiker, 1878–1939
  2. Oktober 1931, Karikatur von Fritz Eichenberg
  3. Hugo Sellheim: Macht der Sport die Frau glücklich? Oktober 1931, S. 18 ff
  4. Börsenverein des Deutschen Buchhandels / Historische Kommission, Georg Jäger: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd.1/1, Das Kaiserreich 1870–1918, 2001, S. 103f. ISBN 978-3-7657-2351-3
  5. Alfred Estermann: Die deutschen Literatur-Zeitschriften 1850–1880, De Gruyter Saur Berlin 1987, S. 142ff. ISBN 978-3-598-10708-5