Tuma (Geographie)

Tumas (Plural feminin, sursilvan für «Hügel», Schreibweise auch Tumma; früher Toma) bezeichnen die markanten, bewaldeten Hügel mit Felskernen aus zerrüttetem Bergsturzkalk im Gebiet von Domat/Ems im Churer Rheintal im Kanton Graubünden.

Hervorgegangen sind die insgesamt zwölf Tumas mit grosser Wahrscheinlichkeit aus den Sturzenergien des Flimser und Taminser Bergsturzes, wobei vom letzteren ganze Trümmerpakete verfrachtet wurden. Dass die Tumas keine Erosionsformen des Rheins sind, ist daran zu erkennen, dass Kegel keine fluviale Erosionsform sind und vor allem weil die Gruppe wie ein Riegel rechtwinklig zur Fliessrichtung steht.

Die Tumas im Dorfkern von Domat/Ems, in Felsberg und in Chur sind von einer Sturzflut verfrachtete Bergsturztrümmer des Taminser Bergsturzes. Die quer zum Tal verlaufenden längsförmigen Hügel beim Emser Golfplatz und nahe der EMS-Chemie sind die ursprünglichen Bergsturzablagerungen des Taminser Bergsturzes analog der Absturzmasse Ils Aults.

Zudem erklärt Erosion nicht die Verfrachtung des vorderrheinischen Materials nach Rhäzüns (Sogn Gieri, Schloss Rhäzüns), Pardisla und der Fels bei der Hinterrheinbrücke Rodels im Domleschg, also dem Hinterrhein entlang flussaufwärts.^[1] Diese Bergsturztrümmer wurden durch die gleiche Flutwelle flussaufwärts transportiert.

Der Grossteil der Tumas von Domat/Ems mit Umgebung (Fläche 112 ha) ist seit 1983 als Tomalandschaft bei Domat/Ems im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN).^[2] Seit 2019 besteht ein Sonderwaldreservat von 31,28 ha um die meisten Tumas.^[3] Diese sind mehrheitlich Eigentum der Bürgergemeinde Domat/Ems.^[3]

Ausserhalb dieser Region wird bei Erhebungen dieser Art von Tomahügeln oder auch von Tumas gesprochen.

Liste Bearbeiten

Liste der Tumas bei Domat/Ems^[4]^[5]^[6]^{[r 1]}
Name	Höhe ü. M.	BLN^[2]	Waldreservat ^[3]	Anmerkungen	Bild		⊙
Tum'Arsa	653 m	BLN	5,0 ha	beim Golfplatz	BW	Wikidata zu Tum'Arsa	46.82479.4404
Tuma Calchera (oder Toma Catehera)^[7]	619 m		2,4 ha	beim Werk der Ems-Chemie; im Vogelsang	Bild gesucht Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom Ort mit diesen Koordinaten46.82289.4332. Motiv: Tuma Calchera von oben Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht. BW	Wikidata zu Tuma Calchera	46.82289.4332
Tuma Carpusa	621 m	BLN	1,0 ha		BW	Wikidata zu Tuma Carpusa	46.830949.43804
Tuma Casti (oder Tuma Casté)	638 m	BLN	2,0 ha	mit Caplutta Sogn Antoni, am Fuss östlich Kirche Sogn Pieder	BW	Wikidata zu Tuma Casti	46.835399.44773
Tuma Falveng (auch Tuma Falweng)	623 m	BLN	2,1 ha		BW	Wikidata zu Tuma Falveng	46.83129.4536
Tuma Lunga	622 m	BLN	4,3 ha	beim Werk der Ems-Chemie	BW	Wikidata zu Tuma Lunga	46.8249.4368
Tuma Tschelli (oder Tuma Tschelle, Toma Gilli)	655 m	BLN	6,3 ha	höchste Tuma im Sonderreservat. Teile des Hügels im Inventar der Trockenwiesen und -weide als von regionaler Bedeutung eingestuft.		Wikidata zu Tuma Tschelli	46.832139.4482
Tuma Turera (oder Tuma Turrera, Toma San Gion)	610 m	BLN	0,3 ha	mit Kirche Sogn Gion		Wikidata zu Tuma Turera	46.837339.45064
Tuma Marchesa	605 m	BLN	1,1 ha		BW	Wikidata zu Tuma Marchesa	46.82969.4483
Tuma Padrusa (oder Patrusa)	631 m	BLN	5,1 ha	bei der Tuma Platta	Bild gesucht Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom Ort mit diesen Koordinaten46.833849.43951. Motiv: Tuma Padrusa, Ansicht aus der Ferne oder von oben Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht. BW	Wikidata zu Tuma Padrusa	46.833849.43951
Tuma Platta	607 m	BLN	1,8 ha			Wikidata zu Tuma Platta	46.834259.44274
Tuma Varsera	607 m	BLN	0,4 ha	beim Golfplatz	Bild gesucht Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom Ort mit diesen Koordinaten46.823669.44389. Motiv: Tuma Varsera, Ansicht seitlich oder von oben Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht. BW	Wikidata zu Tuma Varsera	46.823669.44389
Tuma da Simanles (früher Brückbühl oder Hitzbühl)				1961 abgetragen,^[8] bei Felsberg, 10 m hoch^{[r 2]}
Schlossbühl (oder Schulhaushügel)				?, bei Felsberg, 10 bis 12 m hoch^{[r 2]}
Tuma Gion Gioder	588 m			^{[r 3]}		Wikidata zu Tuma Gion Gioder	46.8359.4675

Literatur Bearbeiten

Im Hintergrund, v.l.n.r Tuma Varsera, Tum'Arsa, Tuma Lunga (links des Gebäudes), Tuma Calchera (rechts des Gebäudes). Bild 2022

Jörger, Kaspar: Domat/Ems. Eine geographische und kulturhistorische Studie, herausgegeben von Hendri Spescha, Domat/Ems 1962
Emil Kirchen: Wenn der Berg stürzt: das Bergsturzgebiet zwischen Chur und Ilanz . - Chur [etc.]: Terra Grischuna, cop. 1993. ISBN 3-7298-1087-1
Adrian Pfiffner: Die Bergstürze von Tamins und Flims, Senioren Universität Bern, 1. Dez. 2020
Tibor Remenyik: Geologische Untersuchung der Bergsturzlandschaft zwischen Chur und Rodels (Graubünden). In: Eclogae Geologicae Helvetiae. Band 52, Nr. 1, 1959, S. 177–235.

↑ Die Tomalandschaft von Ems, S. 217–220, S. 235 Fig. 30
↑ ^a ^b Die beiden Toma von Felsberg, S. 220, S. 235 Fig. 30
↑ Toma Gion-Gioder, S. 220, S. 235 Fig. 30

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tuma – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

Tuma Tschelli (Vordergrund), Tuma Casté (links), im Hintergrund die Tuma Turera mit der Kirche Sogn Gion. Aufnahme von Walter Mittelholzer, 1925

↑ Andreas von Poschinger: Weitere Erkenntnisse und weitere Fragen zum Flimser Bergsturz. In: Bulletin für angewandte Geologie. Band 11, Nr. 2, Dezember 2006, S. 35–43, Kapitel 5 (über Bonaduzer Kiese sowie Tumas von Ems und dem zugehörigen Tuma von Pardisla (Domleschg)). Archivierte Kopie (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 515 kB)
↑ ^a ^b BLN 1911 Tomalandschaft bei Domat/Ems
↑ ^a ^b ^c Amt für Wald und Naturgefahren Kanton Graubünden: Sonderwaldreservat Tumalandschaft. 24. Mai 2019 (Version 1).
↑ Geo Admin. In: map.geo.admin.ch. Abgerufen am 29. März 2019.
↑ Geo Admin. In: map.geo.admin.ch. Abgerufen am 29. März 2019.
↑ Domat/Ems. In: beta.hls-dhs-dss.ch. Abgerufen am 29. März 2019 (französisch).
↑ Walther Staub: Die Tomalandschaften im Rheintal von Reichenau bis Chur. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 22, 1908, S. 1–28, Tafel I-IV, S. 3-4.
↑ Domat/Ems, Tuma Semanlè 1961 - nossa istorgia. In: www.nossaistorgia.ch. Abgerufen am 29. März 2019.

[7] Die Tomalandschaft von Ems, S. 217–220, S. 235 Fig. 30

[Remenyik1959FB-10] Die beiden Toma von Felsberg, S. 220, S. 235 Fig. 30

[11] Toma Gion-Gioder, S. 220, S. 235 Fig. 30

[Poschinger2006-1] Andreas von Poschinger: Weitere Erkenntnisse und weitere Fragen zum Flimser Bergsturz. In: Bulletin für angewandte Geologie. Band 11, Nr. 2, Dezember 2006, S. 35–43, Kapitel 5 (über Bonaduzer Kiese sowie Tumas von Ems und dem zugehörigen Tuma von Pardisla (Domleschg)). Archivierte Kopie (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 515 kB)

[BLN-2] BLN 1911 Tomalandschaft bei Domat/Ems

[AWN2019-3] Amt für Wald und Naturgefahren Kanton Graubünden: Sonderwaldreservat Tumalandschaft. 24. Mai 2019 (Version 1).

[4] Geo Admin. In: map.geo.admin.ch. Abgerufen am 29. März 2019.

[5] Geo Admin. In: map.geo.admin.ch. Abgerufen am 29. März 2019.

[6] Domat/Ems. In: beta.hls-dhs-dss.ch. Abgerufen am 29. März 2019 (französisch).

[8] Walther Staub: Die Tomalandschaften im Rheintal von Reichenau bis Chur. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 22, 1908, S. 1–28, Tafel I-IV, S. 3-4.

[9] Domat/Ems, Tuma Semanlè 1961 - nossa istorgia. In: www.nossaistorgia.ch. Abgerufen am 29. März 2019.

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