Tschirland

Fraktion der Gemeinde Naturns in Südtirol, Italien

Tschirland (italienisch Cirlano) ist eine Fraktion der Gemeinde Naturns in Südtirol (Italien) mit etwa 400 Einwohnern.

Tschirland
Italienische Bezeichnung: Cirlano
Tschirland von NNO
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Südtirol (BZ)
Gemeinde Naturns
Koordinaten 46° 39′ N, 10° 59′ OKoordinaten: 46° 38′ 37″ N, 10° 59′ 22″ O
Höhe 578 m s.l.m.
Einwohner 414 ()
Patron Oswald
Kirchtag 5. August
Telefonvorwahl 0473 CAP 39025

Lage Bearbeiten

Tschirland befindet sich im Vinschgau auf der orographisch rechten Seite des Etschtals. Das Dorf liegt auf einer Abflachung des Tablander Schwemmkegels, rund 1 km südwestlich von Naturns auf einer Meereshöhe von etwa 578 m s.l.m.. Zur nördlich vorbeifließenden Etsch sind es 200 m und zur Staatsstraße 38 ebenfalls im Norden etwa 400 m.

Geschichte Bearbeiten

1143 wurde Tschirland erstmals als "Sirna" in einer päpstlichen Besitzbestätigung des hier begüterten Klosters Weingarten urkundlich erwähnt.[1] Es wird vermutet, dass sich bereits im 1. oder 2. Jh. n. Chr. sich an der Stelle des heutigen Tschirlands ein keltischer Gutsbesitzer namens Cernius ansiedelte, wovon sich auch der Name „Tschirland“ („Cernius → Cerniacum“) herleitete.[2] Er trieb dort wahrscheinlich Handel über die nördlich von Tschirland verlaufenden Via Claudia Augusta. Ein Indiz dafür könnten die Ruinen der Laurentiuskirche und der dazugehörigen Herberge zwischen Tschirland und Staben sein.[3]

Weitere Namensnennungen und -entwicklung: 1155 Schirnon, 1278 Schirnun, 1297 Schirnan, 1317 Tschyrnan de valle Uenusta[4], 1369 Tschirnan, 1437 Schirnaw, 1445 Schirnach, 1638 Tschürle, 1687 Tschyrlon, 1722 Tschirland.[2]

Zu den größten Grundbesitzern in Mittelalter und Früher Neuzeit gehörte Kloster Weingarten, das hier auch kolonisatorisch tätig wurde.[5]

Sehenswertes Bearbeiten

 
St. Oswald

Die dem Heiligen Oswald geweihte Kirche wird erstmals 1278 erwähnt; die ursprüngliche Kapelle wurde 1433 durch einen spätgotischen Neubau ersetzt.[6] Im 17. Jahrhundert kam es zu einer Umgestaltung der mit einem eleganten Spitzturm ausgestatteten Kirche mit neuen Rundbogen- und Halbkreisfenstern. Die Wandmalereien von 1749 (Kreuz mit musizierenden Engeln und König David) und die Seitenaltarbilder (Maria mit Christkind, Hl. Valentin mit Kosmas und Damian) stammen vom Naturnser Künstler Simon Ybertracher (1694–1772).[7] Der Hochaltar von 1668 (mit dem Hl. Oswald an der Predella) wurde von Oswald Krad aus Bozen gestaltet.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tschirland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der Schlern, Ausgaben 7-12, Athesia-Verlag, 2006, S. 16
  2. a b Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Bozen: Athesia 1991. ISBN 88-7014-634-0, S. 482.
  3. Heinrich Koch: 800 Jahre St.-Oswald-Kirche Tschirland. Hrsg.: Komitee für die Belange der Bürger von Tschirland. Band 1. Tappeiner Verlag, Bozen 1988, S. 79.
  4. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 192, Nr. 295.
  5. Günther Kaufmann: Siedlungsgenese von Tschirland, in: Der Schlern 80, 2006, H. 11, S. 16–27.
  6. Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 1: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. 7. Auflage. Bozen-Innsbruck-Wien, Athesia-Tyrolia 1998. ISBN 88-7014-642-1, S. 724.
  7. http://www.burggrafenamt.com/de/land-leute/meraner-land/naturns/tschirland.html