Translativ

Kasus für das Ergebnis einer Veränderung

Der Translativ ist ein Kasus, der in den meisten finno-ugrischen Sprachen vorkommt, beispielsweise in Ungarisch, Finnisch und Estnisch, aber auch im wolgafinnischen Zweig der Sprachfamilie, z. B. im Mordwinischen.
Er bezeichnet einen Zustand oder eine Eigenschaft als Ergebnis eines vorangegangenen Vorgangs oder einer Veränderung bzw. oft auch eine Zeitangabe. Deutsche Entsprechungen stehen oft im Dativ bzw. sind adverbiale Ergänzungen und benötigen dann eine Präposition (meist zu).

Beispiele Bearbeiten

Finnisch Bearbeiten

(1) Hän tuli isä-ksi
Er wurde Vater-Translativ
„Er wurde (wörtl.: zu einem) Vater.“
(2) Joulu-ksi lähdimme kotiin
„Zu Weihnachten fuhren wir nach Hause.“

Estnisch Bearbeiten

(2) Ma jään kaheks nädalaks
„Ich bleibe zwei Wochen.“

Ungarisch Bearbeiten

(aus der Grammatik von J. Tompa, siehe Literatur)

(3) Ezt a csikót az- nevelem, ami apja volt: híres versenyló-
„Dieses Fohlen erziehe ich dazu, was sein Vater war: zu einem berühmten Rennpferd.“

Literatur Bearbeiten

  • Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
  • Irja Grönholm: Kauderwelsch Band 55, Estnisch Wort für Wort, 3. Auflage, Bielefeld 2002, ISBN 3-89416-245-7.
  • József Tompa: Kleine Ungarische Grammatik. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1972.