Tragulus

Gattung der Familie Hirschferkel

Tragulus ist eine Gattung von Paarhufern in der Familie der Hirschferkel mit sechs Arten, die in Südostasien vorkommen. Sie stellen die kleinsten derzeit lebenden Paarhufer dar. Bis in die 1990er Jahre wurde nur zwischen zwei Arten unterschieden, Großkantschil und Kleinkantschil. Die Beschreibung in diesem Artikel beruht hauptsächlich auf Daten, die zu diesen beiden Arten gesammelt wurden.

Tragulus

Kleinkantschil (Tragulus kanchil)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirschferkel (Tragulidae)
Gattung: Tragulus
Wissenschaftlicher Name
Tragulus
Brisson, 1762

Merkmale Bearbeiten

Die Arten erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 40 bis 75 cm, eine Schulterhöhe von 20 bis 35 cm, eine Schwanzlänge von 2,5 bis 12,5 cm sowie ein Gewicht von 0,7 bis 0,8 kg. Das kurze Fell ist oberseits braun mit variierenden hellen und dunklen Schattierungen gefärbt. Es steht im Kontrast zum weißen Fell der Bauchregion. Zusätzlich können auf der Kehle und auf der Brust helle oder weiße Streifen bzw. Flecken vorkommen. Die Vertreter der Gattung besitzen weder ein Geweih noch andere Stirnwaffen. Dagegen kommen, wie bei den nur entfernt verwandten Moschustieren, Eckzähne im Unter- und Oberkiefer vor. Die oberen Eckzähne sind bei Männchen zu Hauern verlängert und auch bei Weibchen größer als die unteren Eckzähne.

Arten und Verbreitung Bearbeiten

Mammal Species of the World und IUCN listen sechs Arten der Gattung, nach Colin Peter Groves und Peter Grubb gliedern sie sich folgendermaßen:

  • Tragulus napu-Gruppe
  • Der Großkantschil (Tragulus napu) lebt auf der Malaiischen Halbinsel, auf Borneo, Sumatra und auf einer Reihe kleinerer Inseln.
  • Der Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans) ist nur von den westphilippinischen Inseln Balabac, Bugsuk und Ramos bekannt.
  • Tragulus javanicus-Gruppe
  • Tragulus versicolor-Gruppe

Lebensweise Bearbeiten

Diese Hirschferkel sind nachtaktiv, sie halten sich meist im dichten Unterholz von Wäldern im Flach- oder Hochland auf. Dort bewegen sie sich auf Pfaden vorwärts, die an Tunnel erinnern. Als Ruheplätze dienen Felsspalten, ausgehöhlte Bäume oder das dichte Blattwerk. Die Arten fressen Gras, Blätter, Beeren und Früchte, die auf dem Boden liegen.

Abhängig von Art und Population leben Männchen und Weibchen außerhalb der Paarungszeit allein oder in monogamen Paaren. Territorial sind vor allem Männchen, die ihr Revier mit dem Sekret einer Drüse am Unterkiefer markieren. Während der Brunst kann es zwischen Männchen Kämpfe um das Paarungsrecht geben, bei denen sie ihre langen Hauer einsetzen. Bei manchen Populationen kann es das ganze Jahr über zu Paarungen kommen, wogegen andere Populationen feste Paarungszeiten besitzen. Weibchen sind 140 bis 177 Tage trächtig und werfen üblicherweise ein Jungtier, selten Zwillinge. Schon innerhalb der folgenden zwei Tage paart sich das Weibchen erneut. Bei der Geburt hat das Jungtier ein Gewicht von etwa 375 g. Es ist wie bei vielen Paarhufern Nestflüchter und kann schon nach etwa 30 Minuten laufen. Nach ungefähr 5 Monaten sind die Tiere ausgewachsen und geschlechtsreif. In Gefangenschaft gehaltene Individuen können ein Alter von 16 Jahren und wenigen Monaten erreichen.

Status Bearbeiten

Die IUCN listet Tragulus nigricans als „stark gefährdet“ (Endangered) sowie Tragulus javanicus, Tragulus versicolor und Tragulus williamsoni mit „zu wenig Daten vorhanden“ (Data Deficient). Großkantschil und Kleinkantschil gelten als „nicht gefährdet“ (Least Concern).

Quellen Bearbeiten

  • Colin Groves und Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. 56–58)
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Band 2. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, S. 1082–1084, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Wilson & Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4 (englisch, Tragulus).
  • Tragulus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2015. Abgerufen am 30. Januar 2016.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Erik Meijaard, Marcus A. H. Chua und J. W. Duckworth: Is the northern chevrotain, Tragulus williamsoni Kloss, 1916, a synonym or one of the least-documented mammal species in Asia? Raffles Bulletin of Zoology 65, 2017, S. 506–514

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tragulus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien