Tour de France Femmes

französisches Straßenradrennen für Frauen

Die Tour de France Femmes ist ein französisches Etappenrennen im Frauenradrennsport. Es findet seit 2022 statt, jeweils im Anschluss an die Tour de France, des weltweit bedeutendsten Etappenrennens für Männer.

Die niederländische Siegerin 2023 Demi Vollering

Geschichte Bearbeiten

Vorgänger-Wettbewerbe Bearbeiten

Ein erstes Tour de France féminin genanntes Etappenrennen fand 1955 statt. Das Rennen ging über fünf Tage und 400 Kilometer, es nahmen 41 Fahrerinnen daran teil. Dieses Rennen wurde nicht von der Société du Tour de France veranstaltet, welche die Tour de France der Männer organisierte, sondern durch Jean Leulliot, der seinerzeit auch für Paris–Nizza zuständig war und die kurzlebige Tour d’Europe ins Leben rief. Auch die Tour de France féminin hielt sich nicht und verschwand nach einer Ausgabe wieder.[1][2][3]

1984 rief die Sociéte du Tour de France (heute: ASO) unter der Leitung von Félix Lévitan wiederum eine Tour de France féminin ins Leben. Dieses Etappenrennen fand zeitgleich mit der Tour der Männer statt; die Frauen starteten vor der Werbekarawane und bestritten in der Regel die letzten 60 bis 80 Kilometer des Männer-Rennens. Das Rennen hatte in dieser Form bis 1989 Bestand, umfasste jeweils 11 bis 18 Etappen und war geprägt von den Duellen zwischen Jeannie Longo und Maria Canins.[4][5][6] Nach der Ablösung Félix Lévitans als Tour-Direktor wurde die Frauen-Tour aus wirtschaftlichen Gründen[7] mit der Tour de l’Avenir zusammengelegt, welche in jenen Jahren unter dem Namen Tour de la CEE lief und neben Frankreich auch andere Länder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft durchquerte. Die Tour de la CEE féminin dauerte von 1990 bis 1993 und wurde dann eingestellt.[8]

Als Alternative kreierte der Veranstalter Pierre Boué 1992 zusammen mit Jeannie Longo ein unabhängiges Rennen unter dem Namen Tour Cycliste féminin.[7][5] Dessen Konzept orientierte sich wiederum an dem der vormaligen Tour de France féminin, war auf Frankreich zentriert und dauerte in der Regel zwei Wochen. Da die ASO die Rechte an dem Begriff Tour beanspruchte, änderte das Rennen seinen Namen ab 1999 in Grande Boucle Féminine.[9] In den 2000ern geriet auch dieses Rennen in wirtschaftliche Schwierigkeiten, unter anderem infolge der Festina-Affäre. 2004 musste es ausfallen, 2005 kam es in reduzierter Form zurück, konnte aber nicht mehr zu seiner vorigen Bedeutung zurückfinden und stellte nach 2009 seine Existenz ein.[10] Ihren Platz nahm die Route de France Féminine ein, die von 2006 bis 2016 abgehalten wurde und jeweils sechs bis neun Tage dauerte. Sie war in dieser Zeit das bedeutendste Etappenrennen für Frauen in Frankreich, schaffte aber nicht die Aufnahme in die 2016 geschaffene UCI Women’s WorldTour und stellte dann ebenfalls den Betrieb ein.

In der Zwischenzeit hatte die ASO nach einer Petition mit über 90.000 Unterschriften[7][5] wieder Interesse am Frauen-Radsport gezeigt und 2014 ein Rennen namens La Course by Le Tour de France ins Leben gerufen. Dieses fand (mit einer Ausnahme) als Eintagesrennen statt und wurde jeweils am selben Tag und auf ähnlicher Strecke wie eine prestigeträchtige Tour-de-France-Etappe abgehalten.

Tour de France Femmes Bearbeiten

Im Mai 2021 kündigte die Amaury Sport Organisation an, ab 2022 die Tour de France Femmes zu veranstalten.[11] Renndirektorin ist seither Marion Rousse.

Die erste Austragung der Tour de France Femmes wurde für die Zeit vom 24. bis 31. Juli 2022 unter dem offiziellen Namen Tour de France Femmes avec Zwift in den Kalender der UCI Women’s WorldTour aufgenommen, wobei die erste Etappe auf einem Rundkurs auf den Champs Élysées vor der Zielankunft der Tour de France 2022 der Männer ausgetragen wurde. Das Rennen endete nach acht Etappen mit einer Bergankunft auf der Planche des Belles Filles.[12]

2023 fand das Rennen zwischen dem 23. Juli und 30. Juli statt. Es enthielt erstmals eine Hochgebirgsetappe mit dem Col d’Aspin und dem Col du Tourmalet. Für 2024 ist der Start im niederländischen Rotterdam geplant. Die dritte Ausgabe wird erstmals die Alpen aufsuchen, als Ziel ist Alpe d’Huez vorgesehen.[13]

Palmarès Bearbeiten

 JahrSiegerinZweiteDritte
2022  Annemiek van Vleuten  Demi Vollering  Katarzyna Niewiadoma
2023  Demi Vollering  Lotte Kopecky  Katarzyna Niewiadoma
2024

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dominique Turgis: Le Tour féminin 1955. 4. Oktober 2005; (französisch).
  2. 1955 : Le Tour de France féminin. INA, abgerufen am 20. Juli 2023 (französisch).
  3. Tour de France féminin 1955. Mémoire du cyclisme, 2. Februar 2013; (französisch).
  4. Dominique Turgis: Le Tour féminin 1984 vu par Corinne Le Gal. Abgerufen am 20. Juli 2023 (französisch).
  5. a b c L’histoire du Tour de France féminin en 5 dates. Cyclofix.com, 11. März 2022; (französisch).
  6. Tour de France féminin. Mémoire du cyclisme, abgerufen am 20. Juli 2023 (französisch).
  7. a b c Tour de France femmes : 70 ans de lutte pour la féminisation du cyclisme. France Inter, 24. Juli 2022; (französisch).
  8. Tour de la CEE féminin. ProCyclingStats, abgerufen am 20. Juli 2023 (englisch).
  9. Grande Boucle féminine. Mémoire du cyclisme, abgerufen am 20. Juli 2023 (französisch).
  10. The Breakaway, by Nicole Cooke (Part 1). Podium Café, 2. September 2014; (englisch).
  11. Prudhomme bestätigt: Tour de France für Frauen kehrt 2022 zurück. In: radsport-news.com. 12. Mai 2021, abgerufen am 16. März 2022.
  12. Tour de France Femmes von Paris zur Planche des Belles Filles. In: radsport-news.com. 14. Oktober 2021, abgerufen am 16. März 2022.
  13. Tour de France Femmes 2024 fünf Tage im Ausland - Finale in Alpe d'Huez. Bund Deutscher Radfahrer, 25. Oktober 2023;.