Torre della Cisterna

Burgruine in der Basilikata, Italien

Torre della Cisterna ist eine abgegangene Niederungsburg auf der hügeligen Hochebene gleichen Namens, die eine größte Seehöhe von 668 Metern erreicht und zum Gemeindegebiet von Melfi in der italienischen Region Basilikata gehört. Das Gelände gehört zum Einzugsgebiet des Flusses Ofanto und ist reich an archäologischen Überresten verschiedener Epochen.

Torre della Cisterna
Staat Italien
Ort Melfi, ehem. Siedlung Cisterna
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Burgstall
Bauweise Bruchstein
Geographische Lage 41° 1′ N, 15° 36′ OKoordinaten: 41° 1′ 3,4″ N, 15° 35′ 37,4″ O
Höhenlage 519 m s.l.m.
Torre della Cisterna (Basilikata)
Torre della Cisterna (Basilikata)

Geschichte und Archäologie Bearbeiten

Auf dem Territorium wurden verschiedene archäologische Überreste von Gebäuden und Nekropolen aus Epochen zwischen dem 1. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. identifiziert;[1] zahlreiche Funde bezeugen die Bedeutung und den Reichtum der Gegend, insbesondere solche aus der römischen Kaiserzeit.[2] Zwischen 1010 und 1020, während der Militärkampagne des Katepans Basilio Baioannes, war die Gegend von wichtigen Verteidigungsaktionen der Byzantiner betroffen. Die Byzantiner befestigten die Grenze zum Herzogtum Benevent mit einer doppelten Verteidigungslinie, die aus neuen, befestigten Städten, wie Torre della Cisterna, oder bereits existierenden bestand.[3] Die Siedlung von Cisterna ist sicher für das Jahr 1025 bezeugt, als sie Bischofssitz und Stadt war, geschützt durch eine Mauer. Der Bischofssitz existierte bis 1089, dem Jahr, als in der Gegend zwei weitere Bischofssitze von normannischem Ursprung bestätigt sind: Rapolla und Melfi.[3] Tatsächlich wurde die Gegend schon 1074 von den Normannen von Robert Guiskard geplündert und zerstört: Bischof Farnolfo hatte sogar das Bistum verlassen und sich einem Leben als Einsiedler verschrieben.[2] Torre della Cisterna, das Mitte des 12. Jahrhunderts wiederbefestigt wurde,[4] war das Lehen von Ricardo di Balvano aus einer alten normannischen Familie,[5] aber gering besiedelt: Die Mönche gaben die wenigen Zellen auf, die Wilhelm von Vercelli in der Nähe der Kirche hatte bauen lassen, weil dieser Ort weder gesund noch sicher war.[6] Cisterna kann nicht stark bevölkert gewesen sein, als die „Statutum de Reparatione Castrorum“ ausgearbeitet wurden (zwischen 1230 und 1240): Es war das benachbarte Rapolla, das für die Aufrechterhaltung seiner Verteidigungsstruktur sorgen musste.[7][6] Das bewohnte Siedlungszentrum verschwand vermutlich nach dem Tod von Kaiser Friedrich II. während der Schlachten der verschiedenen Fraktionen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.[4] Am Ende desselben Jahrhunderts wurde das Territorium von Cisterna an die De Vaudemonts verlehnt und später der königlichen Liegenschaftsverwaltung einverleibt. König Karl I. von Neapel ermächtigte sie, die damals verlassene Siedlung wieder zu bevölkern.[8] Es gibt von dort jedoch nach 1280 keine Steuern: Dies zeigt, dass die Siedlung wenig bevölkert war oder dass es einen Erlass von Steuern gab. Die Siedlung war noch Ende des 15. Jahrhunderts bewohnt,[4] im 17. Jahrhundert aber verlassen,[9] obwohl die dichten Wälder ein beachtliches Einkommen garantierten.[9][2] Die Karten aus dem 18. Jahrhundert zeigen Ruinen, wie die Mühle von Cisterna des Herrn von Melfi, Doria, was das Vorhandensein stabiler Siedlungen bezeugt.[10]

Beschreibung Bearbeiten

Zurzeit ist das Gelände vollständig von Pflanzen überwuchert und schwer zugänglich; dennoch sind archäologische Spuren (Mauern, Überreste, Straßen) sichtbar, was eine kürzliche Studie des Istituto per i Beni Archeologici e Monumentali (IBAM) des Consiglio Nazionale delle Ricerche mit Sitz in Potenza validiert hat. In dieser Studie wurden dank der LIDAR-Technologie neue Daten erhoben und man schloss aus diesen auf das Vorhandensein einer bedeutenden Verteidigungsanlage und analysierte ihre Struktur. Nach dieser Studie muss die Burg aus einem Turm mit quadratischem Grundriss bestanden haben, der von einer ebenfalls quadratischen Einfriedung umgeben war,[11] eine Art von Festungsarchitektur, wie sie in ganz Süditalien zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert verbreitet war und „Pyramidenturm“ genannt wurde, sehr ähnlich der anderer, benachbarter Burgen, wie z. B. dem Castello di Monte Serico, ebenfalls in der Basilikata,[12] in der Nachbarschaft von Cisterna, das in normannischer Zeit (12. Jahrhundert) erbaut und später, im 13. Jahrhundert auf Befehl Kaiser Friedrichs II. restauriert und erweitert wurde.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. G. Volpe: La Daunia nell’età della romanizzazione. Paesaggio agrario, produzione, scambi. Edipuglia, 1990. ISBN 978-88-7228-061-4
  2. a b c A. Liaci Marcianese: Melfi nella storia e nell’economia, Band II, S. 189–202, in La Zagaglia: rassegna di scienze, lettere ed arti. A. X, Nr. 38 (Juni 1968).
  3. a b B. Salvemini, A. Massafra: Storia della Puglia. Band 1: Dalle origini al Seicento. Laterza, 2005.
  4. a b c T. Pedio: Centri scomparsi in Basilicata. Osanna, Venosa 1990.
  5. Evelin Jamison (Herausgeberin): Catalogus Baronum, a cura di Evelin Jamison, Fonti per la Storia d’Italia. Nr. 101. Rom 1972.
  6. a b T. Pedio: Cartulario della Basilicata (476–1443). Appia 2, Venosa 1998.
  7. E. Sthamer: Die Verwaltung der Kastelle im Königreich Sizilien unter Kaiser Friedrich II. und Karl I. von Anjou. Leipzig 1914.
  8. G. Fortunato, T. Pedio (Herausgeber): Badie, feudi e baroni della Valle di Vitalba. Bände I und II. Lacaita, Manduria 1968. Mit Bemerkungen von T. Pedio an Fortunato: Per la Storia del Mezzogiorno d’Italia nell’età medievale Montemurro. Matera 1968.
  9. a b P. B. Ardoini: Descrizione dello Stato di Melfi (1674). Mit Einleitung und Bemerkungen von Enzo Navazio. Casa Editrice Tre Taverne, 1980.
  10. G. Angelini: Venosa e la media Valle dell’Ofanto nella cartografia antica in Formez in Centro universitario europeo per i beni culturali: La natura e il paesaggio in Orazio. Ravello 1995. S. 37–48.
  11. N. Masini, F. T. Gizzi, M. Biscione, V. Fundone, M. Sedile, M. Sileo, A. Pecci, B. Lacovara, R. Lasaponara: Medieval Archaeology Under the Canopy with LiDAR. The (Re)Discovery of a Medieval Fortified Settlement in Southern Italy. Remote Sens. 2018, 10, 1598. MDPI AG, Basel, abgerufen am 19. November 2020.
  12. N. Masini: Dai Normanni agli Angioini: Castelli e Fortificazioni della Basilicata in C. D. Fonseca (Herausgeber): Storia della Basilicata. Il Medioevo. Laterza, Rom / Bari 2006. ISBN 88-42075-09-4. S. 689–753.

Quellen Bearbeiten

  • G. Angelini: Venosa e la media Valle dell’Ofanto nella cartografia antica in Formez in Centro universitario europeo per i beni culturali: La natura e il paesaggio in Orazio. Ravello 1995. S. 37–48.
  • P. B. Ardoini: Descrizione dello Stato di Melfi (1674). Mit Einleitung und Bemerkungen von Enzo Navazio. Casa Editrice Tre Taverne, 1980.
  • G. Fortunato, T. Pedio (Herausgeber): Badie, feudi e baroni della Valle di Vitalba. Bände I und II. Lacaita, Manduria 1968. Mit Bemerkungen von T. Pedio an Fortunato: Per la Storia del Mezzogiorno d’Italia nell’età medievale Montemurro. Matera 1968.
  • Evelin Jamison (Herausgeberin): Catalogus Baronum, a cura di Evelin Jamison, Fonti per la Storia d’Italia. Nr. 101. Rom 1972.
  • A. Haseloff: Die Bauten der Hohenstaufen in Unteritalien. K. W. Hiersemann, Leipzig 1920.
  • A. Liaci Marcianese: Melfi nella storia e nell’economia, Band II, S. 189–202, in La Zagaglia: rassegna di scienze, lettere ed arti. A. X, Nr. 38 (Juni 1968).
  • N. Masini: Dai Normanni agli Angioini: Castelli e Fortificazioni della Basilicata in C. D. Fonseca (Herausgeber): Storia della Basilicata. Il Medioevo. Laterza, Rom / Bari 2006. ISBN 88-42075-09-4. S. 689–753.
  • T. Pedio: Centri scomparsi in Basilicata. Osanna, Venosa 1990.
  • T. Pedio: Cartulario della Basilicata (476–1443). Appia 2, Venosa 1998.
  • Racioppi: Storia dei Popoli della Lucania e della Basilicata. Band II (Teil II – la Basilicata) Roma 1902.
  • B. Salvemini, A. Massafra: Storia della Puglia. Band 1: Dalle origini al Seicento. Laterza, 2005.
  • F. Sciara: Ritrovate le residenze di caccia di Federico II Imperatore a Cisterna (Melfi) e presso Apice in Arte medievale. Serie 2. Band 11. 1997.
  • E. Sthamer: Die Verwaltung der Kastelle im Königreich Sizilien unter Kaiser Friedrich II. und Karl I. von Anjou. Leipzig 1914.
  • G. Volpe: La Daunia nell’età della romanizzazione. Paesaggio agrario, produzione, scambi. Edipuglia, 1990. ISBN 978-88-7228-061-4.

Weblinks Bearbeiten