Todesfälle unter DDR-Grenzern

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Todesfälle unter DDR-Grenzern fasst die Fälle der in Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommenen Soldaten und Offiziere der Grenzpolizei, der Grenztruppen und der Volkspolizei der DDR zusammen.

Gedenkstätte (1973–1994) für getötete Grenzsoldaten in Ost-Berlin, 1986

Umstände des Todes Bearbeiten

Nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Oktober 1949 bis zu ihrem Ende 1990 fanden 26 Grenzpolizisten und Grenzsoldaten an der innerdeutschen Grenze, an der Berliner Mauer und in einem Fall an der Grenze zur ČSSR den Tod. Die meisten dieser DDR-Grenzer waren Angehörige der Volkspolizei oder der Grenztruppen der DDR.

Getötet wurden sie von:

Eine zuverlässige Aussage zu den einzelnen Tätern ist nicht in allen Fällen möglich.

Namensliste Bearbeiten

Vor dem Bau der Berliner Mauer (1949–1961) Bearbeiten

 
Gedenkstein für Siegfried Apportin
  1. Siegfried Apportin († 2. Juli 1950 in Palingen), von seinem fahnenflüchtigen Posten erschossen.[1]
  2. Herbert Liebs († 21. Februar 1951 in Pferdsdorf), von US-Soldaten erschossen.[2]
  3. Werner Schmidt[3] und
  4. Heinz Janello († 2. März 1951 Obersuhl), von US-Soldaten erschossen.[4]
  5. Rudolf Spranger († 7. August 1951), von einem Flüchtling erschossen.[5]
  6. Manfred Portwich († 27. Oktober 1951 bei Wendehausen), bei einem Schusswechsel mit DDR-Flüchtlingen getötet.[6]
  7. Ulrich Krohn († 16. Mai 1952 bei Thurow), als Postenführer von seinem desertierenden Posten erst niedergeschlagen und dann erschossen.[7]
  8. Helmut Just († 30. Dezember 1952 in Berlin), von unbekannten Tätern erschossen.
  9. Namentlich nicht genannter „Kontrolloffizier“ der Kasernierten Volkspolizei (KVP), von einem Posten der KVP am 20. Juni 1953 in Berlin bei einer Inspektion des Kontrollpunkts Sonnenallee versehentlich oder als Deserteur erschossen.[8]
  10. Waldemar Estel († 3. September 1956 bei Buttlar) von einem vermutlich spanischen Staatsbürger erschossen, den er festgenommen hatte.[9]

Nach einer anderen Quelle wurden 1949 (bis Oktober) noch zwei weitere Todesfälle mit Namen aufgeführt.[10]

Während des Bestehens der Berliner Mauer (1961–1989) Bearbeiten

  1. Jörgen Schmidtchen († 18. April 1962 in Griebnitzsee), von zwei fahnenflüchtigen NVA-Offiziersschülern erschossen.
  2. Manfred Weiß († 19. Mai 1962 in Henneberg), von seinem fahnenflüchtigen Posten erschossen.
  3. Peter Göring († 23. Mai 1962 in Berlin), wurde im Schusswechsel mit West-Berliner Polizisten von einem Querschläger tödlich getroffen.
  4. Reinhold Huhn († 18. Juni 1962 in Berlin), von einem Fluchthelfer erschossen.
  5. Rudi Arnstadt († 14. August 1962 in Wiesenfeld), von einem BGS-Beamten erschossen.
  6. Günter Seling († 30. September 1962 in Teltow), von einem DDR-Grenzsoldaten erschossen, der ihn für einen Flüchtling hielt.
  7. Siegfried Widera († 8. September 1963 in Berlin), von Flüchtenden am 23. August 1963 niedergeschlagen.
  8. Egon Schultz († 5. Oktober 1964 in Berlin), irrtümlich erschossen von einem Kameraden bei Entdeckung des Tunnels 57.
  9. Rolf Henniger († 15. November 1968 in Klein Glienicke), erschossen von dem flüchtenden Volkspolizisten Horst Körner.
  10. Lutz Meier († 18. Januar 1972 in Schierke), Suizid nach Schussverletzung durch einen flüchtenden Posten.
  11. Klaus Peter Seidel und
  12. Jürgen Lange († 19. Dezember 1975 in Harras), beide erschossen durch den fahnenflüchtigen NVA-Soldaten Werner Weinhold.
  13. Holger Weihmann († 14. Juli 1977 bei Gerstungen), als Posten von seinem, im Anschluss geflüchteten, Postenführer Andreas Fehder erschossen.[11]
  14. Ulrich Steinhauer († 4. November 1980 in Schönwalde), als Postenführer von seinem fahnenflüchtigen Posten erschossen.
  15. Klaus-Peter Braun († 1. August 1981 in Rustenfelde), von seinem fahnenflüchtigen Posten erschossen.
  16. Eberhard Knospe († 5. Mai 1982 in Sommersdorf), als Postenführer von seinem fahnenflüchtigen Posten erschossen.
  17. Uwe Dittmann († 22. März 1985 in Spichra), erschossen von einem fahnenflüchtigen GSSD-Soldaten, der sich danach auf der Werra-Brücke nach Pferdsdorf-Spichra selbst erschoss.[12]
  18. Horst Hnidyk († 3. August 1989), von einem fahnenflüchtigen GSSD-Angehörigen getötet.[13] Hnidyk wurde in den DDR-offiziellen Listen der getöteten Grenzsoldaten nicht (mehr) genannt.

Würdigung zu DDR-Zeiten Bearbeiten

In der DDR wurden einige der getöteten DDR-Grenzer postum befördert und geehrt. Nach ihnen wurden Straßen, Betriebe, Pionierlager, Kasernen; LPGs, PGHs, Kulturhäuser, Klubhäuser, Ferienhäuser und Schulen benannt sowie Denkmäler und Gedenktafeln aufgestellt. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden viele Denkmale abgerissen und Namensgebungen rückgängig gemacht.

Weitere Opfer Bearbeiten

Neben den im Dienst ums Leben gekommenen Grenzsoldaten fanden bis zur Wende und friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989 viele hundert DDR-Bürger bei der Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR den Tod, dessen Ursache entweder auf Erschießung durch DDR-Grenzsoldaten bzw. durch Grenzsicherungsanlagen (Landminen, Selbstschussanlagen etc.), durch Unfälle (Ertrinken, Erleiden eines tödlichen Herzinfarktes etc.) oder auf Suizid nach Entdeckung beruhen. Darüber hinaus gab es vereinzelt auch Todesfälle unter Bürgern der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlins.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Information zu Apportin im Forschungsverbund SED-Staat
  2. Information zu Liebs im Forschungsverbund SED-Staat
  3. Information zu Schmidt im Forschungsverbund SED-Staat
  4. Information zu Janello im Forschungsverbund SED-Staat
  5. Information zu Spranger im Forschungsverbund SED-Staat
  6. Information zu Portwich im Forschungsverbund SED-Staat
  7. Information zu Krohn im Forschungsverbund SED-Staat
  8. Gerhard Sälter, Johanna Dietrich, Fabian Kuhn: Die vergessenen Toten. Todesopfer des DDR-Grenzregimes in Berlin von der Teilung bis zum Mauerbau (1948–1961). Ch. Links, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-933-9, S. 242.
  9. Information zu Estel im Forschungsverbund SED-Staat
  10. Benannt werden vor dem Oktober 1949: Gerhard Hofert (3. August 1949) und Fritz Otto (1. September 1949). In: Horst Liebig: Sie fielen im Kalten Krieg. In: Klaus-Dieter Baumgarten, Peter Freitag (Hrsg.): Die Grenzen der DDR. Geschichte, Fakten, Hintergründe. Berlin 2004, ISBN 3-360-01057-4. S. 296–308.
  11. Weihmann, Holger. 5. Dezember 2014, abgerufen am 9. Januar 2020.
  12. Information zu Dittmann im Forschungsverbund SED-Staat
  13. Rüdiger Wenzke: Die Fahnenflucht in den Streitkräften der DDR. In: Ulrich Bröckling und Michael Sikora (Hrsg.): Armeen und ihre Deserteure. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-01365-5, S. 276.